Die hier vorgestellte Band entstand Mitte der siebziger Jahre aus den – salopp ausgedrückt – Überresten der Combo Petticoat Rock’n’Roll Show. In Person von Günther Groschkuhn (guitars) und dem Schlagzeuger Thomas 'Toto' Korn sollte es künftig unter dem Namen Bastard weitergehen. Mit Kalle Rothert (bass, vocals) und dem Lead-Gitarristen Uli Meißner wurden recht schnell die fehlenden Puzzle-Teile gefunden, bevor es zum ersten Mal ins Aufnahmestudio ging. Das Debütalbum erschien 1977 mit dem Namen "Back To The Nature", gefolgt von dem zweiten Werk "Tearing Nights" aus dem Jahr 1978. Aber obwohl Bastard Zeit ihres Bestehens als Support für unter anderem Judas Priest und auch AC/DC agierten, liefen die Platten eher schlecht als recht. Dies hatte zur Folge, dass sie von ihrem Label Teldec gefeuert wurden. Guter Rat war teuer und so wurde beschlossen, als nächstes mit einer Live-Scheibe an den Start zu gehen. Ein Deal konnte mit dem Indie-Label Lava Records eingetütet werden und für die Aufnahmen in Hamburg und Kiel hatte der Vierer sich das Conny Plank Mobile Studio gemietet.
1980 erschien dann schließlich "Live And Alive" mit acht Tracks, denen man den Spaß auf der Bühne deutlich anhört. Das ist knochentrockener Rock, der vom Riffing her gerne mal an den guten alten Malcolm Young erinnert. Aber die Band hatte auch die Gabe, die jeweiligen Songs spielerisch nicht komplett zuzupflastern, sondern ihnen gerne auch mal 'Luft' bzw. Raum gab. Was dann wiederum an Stilistiken von Free oder auch Bad Company denken lässt. Im positiven Sinne übrigens. Na dann, zwei Gitarren, ein Bass, ein Schlagzeug, ein Sänger und ab durch die Mitte. Den relativ simplen, dafür aber nicht weniger guten, Gitarrenriffs werden von einer grundsoliden Rhythmusabteilung Dampf gemacht. Aber das lässt immer noch genügend Raum für den Gesang von Kalle Rothert, der dann beispielsweise bei "I Put You Down", "I’ll Tell You The Lies" oder "Back To The Nature" auch richtig gute Hooklines am Start hat.
Die Band hat eigentlich auch immer ganz gute Arrangements in ihren Tracks, wenn sie etwa nach heftigen Rock-Riffs im selben Song in deutliche ruhigere und melodiösere Fahrwasser eintaucht. Nach sieben eigenen Stücken steht als Abschluss mit der Bad Company-Nummer "Can’t Get Enough", bei der Bastard noch mal auf allen Zylindern läuft und auch das Publikum in die bekannten Mitsing-Spielchen einbezieht. Ein würdiger Abschluss, der die Hallen damals sicherlich noch einmal zum Kochen gebracht hat. Eine klasse Zeitreise, wenn Bastard damit auch keine Häuser einreißen konnten. Es ist gar nicht so einfach zu definieren, was der Band bzw. diesem Album fehlt. Der Rezensent vermisst das letzte Quentchen Durchsetzungskraft, das letzte Körnchen Überzeugungskraft, wobei der Musik wirklich wenig vorzuwerfen ist. Letzten Endes ist es der Gesang bzw. die Stimme, der/die mich nicht wirklich überzeugen kann, was aber lediglich meinem persönlichen Geschmack geschuldet sein mag.
Dennoch eine weitere sehr coole Ausgrabung deutscher Rock-Geschichte von Sireena Records. Nach "Live And Alive" war dann allerdings erst mal Sendepause. Nachdem Uli Meißner ausgestiegen war spielten die anderen Musiker noch eine Weile auf den Bühnen, bis sich die Band nicht viel später komplett auflöste. 1983 kam es nochmal zu einer kurzfristigen Reunion, als Bastard verpflichtet wurde, zwei Tracks zum Soundtrack des Streifens "She – Eine verrückte Reise in die Zukunft" zu komponieren und einzuspielen. Danach war allerdings endgültig Schluss.
Line-up Bastard:
Hans-Ulrich 'Uli' Meißner (lead & rhythm guitars)
Günther 'Keith Kossoff' Gruschkuhn (rhythm & lead guitars)
Karl-Heinz 'Kalle' Rothert (bass, vocals)
Thomas 'Toto' Korn (drums)
Tracklist "Live And Alive":
- We Got The Power
- I’ll Tell You The Lies
- Danger Of Fire
- Are You Ready
- Back To The Nature
- I Put You Down
- I’ve Got The Feeling
- Can’t Get Enough
Gesamspielzeit: 37:58, Erscheinungsjahr: 2024 (1980)
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