
Wenn der Verfasser dieser Zeilen am Ende des Arbeitstages seines ganz normalen 'Vierzig Stunden pro Woche'-Jobs am späten Nachmittag nach Hause kommt, dann braucht er in erster Linie eines: nämlich Erholung. Dieses Ziel erreicht er in der Regel durch die Zufuhr von 45 bis 60 Minuten Musik, wobei es sich bei der stilistischen Wahl – je nach eigener Verfassung – von Leonard Cohen über die Allman Brothers Band bis hin zu Motörhead handeln kann. Aber nun hatte die Platttenfirma Universal Music – nachdem sie John Lennons nicht ganz lupenreines, aber dennoch beachtenswertes Werk Mind Games noch einmal aufgelegt hatte – die Idee, von Lennons Sohn Sean "… Meditation Mixes" davon anfertigen zu lassen. In der Vinyl-Version gibt es das auf sechs Plattenseiten und herrlich kristallklarem 'clear vinyl'.
Erster Tipp: Wer Dreck am Stecken hat, sollte auf gar keinen Fall das Cover mit ungeschützten Händen anfassen, da er ansonsten auf immer und ewig seine Fingerabdrücke darauf hinterlassen hat. Gehen nicht mehr weg, Pech gehabt. Ansonsten sollte man am besten schon tiefen-entspannt sein, bevor man die erste Platte startet. Dann die Augen schließen, lauschen und abtauchen in die unendlichen Weiten atmosphärischer Klangwelten, die in erster Linie aus dicken Keyboard-Soundteppichen bestehen, während man den guten John irgendwo ganz weit hinten im Mix vergraben ab und zu mal die eine oder andere Zeile des Titeltracks singen hört. Zweiter Tipp: Eine Warnung sollte dahingehend ausgesprochen werden, die Scheibe im Beisein von weniger ausgeglichenen Lebewesen aufzulegen. So trug es sich im Hause des Rezensenten zu, dass dessen Kater nach etwa 45 Sekunden argwöhnischen Fixierens der Musik-Anlage mit Anlauf den Plattenspieler attackierte und genau gezielt mitten auf dem Plattenteller landete. Was er davor noch nie gemacht hat… Und was natürlich zum nächsten dicken Krach mit seinem Herrchen führte, was ihn allerdings eher weniger interessierte, denn sein Ziel hatte er ja erreicht.
Der Rezensent mag es persönlich nicht, Zitate des jeweiligen Labels in seine Reviews einzubauen, an dieser stelle bringt er aber eines, um dieses Dreifach-Vinyl ein bisschen genauer zu erklären: »Jeder der neun Meditation Mixes wurde mit einer einzigartigen, tief eindringenden Lichtsequenz gepaart, die sorgfältig ausgewählte Flackerfrequenzen verwendet, um den bewusstseins- und stimmungsverändernden Sound zu begleiten. Diese einzigartigen, bewusstseinsverändernden Sequenzen erhöhen die musikalische Reise, vertiefen das Gefühl der Entspannung und ermöglichen es den Nutzern, die Musik wie nie zuvor zu sehen, zu hören und zu fühlen.« Alles klar, oder? Eigentlich sollten diese "Mind Games Meditation Mixes" nicht wirklich einer Veröffentlichung des Werkes von John Lennon zugeordnet werden, denn schließlich konnte sich dieser ja nicht mehr dagegen wehren.
Den Vogel schießt schließlich die sechste und letzte LP-Seite ab, auf der neun Mantras vertreten sind. Keines dieser neun läuft länger als zwei Sekunden, jedes einzelne allerdings in einer Endlos-Schleife. Nicht schlecht und mit Sicherheit ein äußerst wirksames Mittel, die vielleicht bereits angegriffene Psyche des Hörers endgültig in den Wahnsinn zu treiben.
Man kann also – wenn man will – ganz tief in sein Innerstes, in sein eigenes Ich abtauchen und fühlt sich – falls alles funktioniert – anschließend deutlich besser. Der Rezensent hat nach dem Genuss dieses Werkes allerdings immer erst mal eine ganz heftige und dauerhafte Dosis Motörhead benötigt. Nur für die Nerven…
Line-up John Lennon:
John Lennon (vocals)
Sean Ono Lennon (keyboards)
Yoko Ono Lennon (keyboards)
Tracklist "Mind Games Meditation Mixes":
- Mind (Binaural Gamma Waves 100Hz)
- Magic
Side 2:
- Space (8Hz Theta Binaural)
- Speed
- Yes
Side 3:
- Spirit (15Hz Beta Binaural)
- Love (0.5Hz Delta Binaural)
Side 4:
- Surrender
- Peace
Side 6:
- Mantra 1
- Mantra 2
- Mantra 3
- Mantra 4
- Mantra 5
- Mantra 6
- Mantra 7
- Mantra 8
- Mantra 9
Gesamtspielzeit: 21:00 (Side 1), 17:44 (Side 2), 18:08 (Side 3), 23:41 (Side 4), 23:55 (Side 5), 0:15-? (Side 6), Erscheinungsjahr: 2024
2 Kommentare
Rainer Hellstern
4. November 2024 um 9:25 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hi Markus, das ist der perfekte Soundtrack zum einschlafen.
Das meine ich nicht mal böse.
Gibt’s auf den Streaming Plattformen ohne Ende.
Ansonsten scheint sich Sean auch für die deutschen Elektroniker aus 70ern und Brian Eno zu interessieren.
John Lennons Stimme einmal mehr wie aus der Gruft…das gefällt mir daran am wenigsten.
…bei Einschlafstörungen perfekt.
Nach Feierabend…empfehle ich die "Sometime in New York City"
Auch ein Lennon Album mit schlechtem Ruf…der Spaß Faktor ist hier aber ein ganz anderer.
Liebe Grüße,
Rainer
Markus Kerren
13. November 2024 um 17:42 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hallo Rainer,
jau, der Soundtrack zum Einschlafen … 🙂 Gute Idee übrigens mit der "Sometime In New York City", muss ich – da tatsächlich auch schon ewig nicht mehr gehört – endlich mal wieder aus dem Regal ziehen. So schlecht hab' ich die eigentlich gar nicht in Erinnerung…
LG,
Markus