Es ist ein Begriff in der Musikwelt, der zuweilen für Irritation sorgt. Denn es gibt wohl kaum jemand, der heute beim Namen Alice Cooper zuerst an die gleichnamige Band denkt, die 1969 am Anfang der Sängerkarriere stand. Als 1975 dessen Sololaufbahn begann, stand für die Fans damals fest: Vincent Damon Furnier, so der bürgerliche Name, ist Alice Cooper! Mit dem Zusatz: Er schockt und rockt wie die Hölle. Denn seinen Stempel als Schock-Rocker hatte Furnier, der am 4. Februar 1948 in Detroit, Michigan, zur Welt kam, sicher und ist ihn bis heute nicht losgeworden.
Den Grundstein schuf seine Formation mit Namen Alice Cooper, die sich ihren Ruf als gefährlichste Band redlich verdiente. In seinem Buch "75 Jahre Alice Cooper" (Originaltitel "Alice Cooper at 75") schreibt der US-amerikanische Journalist Gary Graff sogar von der »Horrorversion der Beatles«. Wenn das mal keine Empfehlung ist. Das wiederum liegt daran, weil viele Titel der Beatles im Repertoire vertreten waren.
Der Name der Band blieb allgegenwärtig, denn der Eintrag 2011 in die Rock & Roll Hall of Fame gebührte nicht dem Solokünstler, sondern dem Quintett, das offiziell von 1968 bis 1974 bestand. Mit Frank Zappa als Produzent gab es zwei Plattenproduktionen, die allerdings nur mäßigen Erfolg hatten. Das sollte sich ändern, als Produzent Bob Ezrin gemeinsam mit der Band Alice Cooper einen für sie prägenden klassischen Sound entwickelte. Bis heute steht der Name Bob Ezrin als Erfolgsproduzent für den Sänger, der unermüdlich Platten veröffentlichte.
Dabei wird vergessen, dass Vincent Damon Furnier alias Alice Cooper zwischenzeitlich seine Musikerkarriere auf Eis legen musste, weil er die Eskapaden des Sex & Drugs & Rock & Roll zu sehr lebte. So beginnt Autor Gary Graff die Einleitung zu seinem Buch "75 Jahre Alice Cooper" mit dem Ausspruch des Musikers: »Ich müsste längst tot sein«. Vielleicht ist gerade dieser Satz der berühmte Wink mit dem Zaunpfahl, nämlich in der Hinsicht, dass das vorliegende Druckwerk ein sehr persönliches Buch sein könnte. Davon schreibt der Autor zwar nicht, doch allein die Tatsache, dass Gary Graff in 35 Jahren zahlreiche Interviews mit Alice Cooper geführt hat und somit dessen Schwachstellen kennt, macht ihn zu einem wichtigen Weggefährten. Überhaupt gibt es bei Alice Cooper mehrere wichtige Konstanten neben seiner Familie. Neben dem kanadischen Musiker und Plattenproduzenten Bob Ezrin (75) ist es Manager Shep E. Gordon. Der US-amerikanischer Musikmanager, Künstleragent und Filmproduzent begleitet Alice Cooper schon seit 1968. In dem schnelllebigen Musikgeschäft sind diese Konstanten alles andere als selbstverständlich.
"75 Jahre Alice Cooper" ist keine streng angelegte Biographie des Künstlers. Das großformatige Buch beleuchtet in zahlreichen Kapiteln die unterschiedlichen Stationen des Musikers. Darin tauchen viele Weggefährten auf, die belegen, wie gern und produktiv Alice Cooper mit Musikerkollegen zusammenarbeitet. Im frühen Stadium seiner Karriere gab es auf diese Weise eine Begegnung mit den Musiken von Pink Floyd. Inzwischen legendär ist sein Projekt mit den Hollywood Vampires.
Es mag seltsam erscheinen, aber Alice Cooper hat sein Image als Schock-Rocker bis heute nicht ablegen können. Noch immer inszeniert er sich in seinen Shows, wenngleich er von einem spielfreudigen Musikkollektiv auf Konzerten umgeben ist, sodass es einfach nur eine Freude ist, genauer hinzuhören. Doch die aktuelle Wahrnehmung mit dem Bild als Familienmensch und frommen Christen mag ein wesentlicher Grund sein, warum sich viele Menschen sogar vorstellen können, mit ihm das eigene Wohnzimmer auf Zeit zu teilen.
Mit viel Detailwissen und reichlich illustrierten Seiten liefert "75 Jahre Alice Cooper" gute Unterhaltung. Das Buch berichtet über einen Weltstar mit Höhen und Tiefen und darf deshalb getrost als ein bedeutsames Stück Zeitgeschichte eingestuft werden. Es ist eine Glanzleistung aus dem Hannibal Verlag, so wie wir das schon oft erleben durften. Eine Empfehlung nicht nur für eingefleischte Fans des Künstlers.
Autor: Gary Graff
Herausgeber: Hannibal Verlag
Sprache: Deutsch
Übersetzung: Paul Fleischmann, Marion Ahl
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
ISBN: 978-3-85445-789-3
Originaltitel: Alice Cooper at 75
Abmessungen (L/B/H): 27,8/24,7/2,7 cm
Gewicht: 1438 g
Preis: 35,00 Euro
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