![Opeth / The Last Will And Testament - Digital-Review](https://www.rocktimes.info/wp-content/uploads/2025/01/opeth-the-last-will-and-testament-digital-review.jpg)
All diejenigen, die diese außergewöhnliche Band rund um Mikael Åkerfeldt kennen und verfolgen, wissen, dass man immer mit Überraschungen rechnen muss, denn kein Album ist wie das andere. So macht "The Last Will And Testament" keine Ausnahme. Fünf Jahre nach "In Cauda Venenum" steht dieser Longplayer mit über 50 Minuten Spielzeit zur Verfügung.
Was wollen uns Opeth damit sagen, hoffentlich nicht deren letzten Willen, das Testament, das in sieben Paragraphen unterteilt ist.
Die ersten Töne von "§1" lassen es erahnen, es wird geheimnisvoll, hart, wild und Mikael beglückt uns wieder mit seinen zwei Egos dem Growler und dem feinen Sänger. Ruhige kurze klassische Momente wechseln sich ab mit kräftigen, heftigen Soundkaskaden, die einem knallhart entgegen kommen sowie einer tragenden, klassischem Orchestersequenz gegen Ende; und man ist dann bereits voll dabei. Der Einstand des neuen Drummers Waltteri Väyrynen (ehemals Paradise Lost) ist voller treibender Salven und Einsätzen. Unglaublich, was man in diesen fast sechs Minuten an Tönen und Takten unterbringen kann!
Einigermaßen getragener ist "§2", mit mehr melodiösen Ansätzen und Gesang; das soll aber nicht heißen, dass nicht Metal gespielt wird. Der Song erzählt eine Geschichte, abwechselnd mit gesprochenen Worte eines Sprechers – das ist kein Geringerer als Ian Anderson – und dem Spiel zwischen Prog Metal und orchestralem Rock. Dieses Metier beherrscht die Band wie keine andere. Landsmann Joey Tempest (Europe) wurde hier als Gastsänger ebenfalls mit eingesetzt.
Mikael schreibt zu diesem Konzeptalbum, das in die Zeit nach dem ersten Weltkrieg führt und dort die Geschichte um einen gut situierten, konservativen Patriarchen sowie schockierende Familiengeheimnisse erzählt, dass er mächtig stolz auf dieses Album ist, da es alles vereint, was Opeth ausmacht. Er liebt es einfach und da möchte ich Mr. Åkerfeldt ungern widersprechen.
Es proggt auch mächtig, ein Break jagt den anderen und so zieht sich Paragraph nach Paragraph hin.
Ein sehr gutes Beispiel ist zweifelsohne "§4". Wie bereits gewohnt, wechseln ruhige Momente mit wilden Passagen, aber hier punkten besonders die ruhigeren. Sie schaffen eine ganz besondere Atmosphäre, dazu dann noch diese schönen Flötenklänge von Jethro Tulls Mastermind. Es geht in eine klassische Progsequenz, in einen kurzen gutturalen Gesang, über den eine Minute später die Hammond einen harmonischen Teppich legt.
Das einzige Problem an diesem, ich nenne es schon mal Meisterwerk, ist, dass man alles unmöglich auf einmal verarbeiten kann. Ich glaube, man muss schon in einem gutem physischen Zustand sein, um es sich konzentriert an einem Stück anzuhören. Das meine ich bitte jetzt nur im positiven Sinn.
Es sind so viele musikalische Eindrücke, die sich teilweise sekündlich ändern, aber da die Band einen hier nicht allein lässt und gekonnt durch diese Opeth-Welt führt, kann man nicht anders, als weiter zuzuhören.
Bei "§6" legt der Drummer für seine Mitstreiter einen beachtlichen Drive vor, in den Bassist Martín Méndez und Gitarrist Fredrik Åkesson ohne weiteres einsteigen. Gegen Ende sorgt Tastenmann Joakim Svalberg für einen spacigen Abschluss. Ich kriege, glaub ich, nicht genug von diesem Sound.
Auch "§7" mit dem gesprochenen Text und wiederum einem Flöteneinsatz von Ian Anderson begeistert und mit den sonstigen Sequenzen wird fast ein Opus erschaffen. Denn Abschluss erzählt "A Story Never Told". Diese Nummer bietet zum ersten Mal eine Art Erholungsfaktor – mit schönen Pianoklängen und elegantem Gesang, mit orchestraler Zartheit und einem uns umgarnenden wunderschönen Gitarrensolo. Ein würdiger Abschluss eines großartigem Albums, das in seiner Gesamtheit, angefangen vom mystischen Coverdesign, bis hinein ins Booklet, eine geheimnisvolle Geschichte erahnen lässt.
Ich habe das Gefühl, dass vom genialen Blackwater Park (der Metal, die Growles) bis zum hippiesken "Sorceress" (70er Prog-Attitüden, Classic Rock-Melodien) das beste eingeflossen ist.
Wie bereits erwähnt, ist sehr, sehr viel zu verarbeiten aber man kann nicht anders, als zuzuhören um zu erfahren, wie es weitergeht. So wurden in der Vergangenheit große Thriller produziert und das funktioniert hier ebenfalls.
Die Musiker um Mikael leisten Schwerstarbeit, die ihnen aber locker von der Hand geht. So hört es sich zumindest an. Auch die Gastmusiker, das Londoner Session Orchester und dessen Produzent Dave Stewart (Eurythmics) und die gesammte Hintermannschaft ziehen mit am Strang.
Sie alle sind die Zutaten, die es brauchte, um "The Last Will And Testament" von Opeth zu etwas Großem und einem All Time Klassiker werden zu lassen.
Line-up Opeth:
Mikael Åkerfeldt (guitars, lead and backing vocals, cittra, Mellotrons, percussion & FX, string arrangements, art direction, lyrical concept)
Martín Méndez (bass, backing vocals)
Fredrik Åkesson (guitars, backing vocals)
Joakim Svalberg (piano, Hammond organ, Mellotrons, Fender Rhodes & Moogs, backing vocals, FX)
Waltteri Väyrynen (drums, percussion, backing vocals)
and
Ian Anderson (flute – #4.7.8, spoken word – #1,2,4,7)
Joey Tempest (backing vocals – #2)
Mia Westlund (harp – #4)
Mirjam Åkerfeldt (spoken word – #1)
London Session Orchestra (strings)
Dave Stewart (string arrangements)
Tracklist "The Last Will and Testament":
- §1 (5:56)
- §2 (5:33)
- §3 (5:10)
- §4 (7:00)
- §5 (7:29)
- §6 6:03)
- §7 6:30)
- A Story Never Told (7:11)
Gesamtspielzeit: 50:52, Erscheinungsjahr: 2024
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