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Helloween / Live At Budokan – 2CD-Review

Helloween Live At Budokan

Die Frage, wie es gelingt, dass eine Band nach 40 Jahren so frisch klingt wie am ersten Tag, beantworten Helloween auf ihre einzigartige und geradezu lockere Weise. Das Album Helloween (2021) ebnete den Weg zu einem ungeahnten Höhenflug, dessen vorläufiger Höhepunkt der Konzertmitschnitt vom 16. September 2023 in Tokyo werden sollte. "Live At Budokan" zeichnete ein zweistündiges Konzert in der kultigen Kampfsporthalle auf, das zwischen Musikern und Publikum ein starkes Gemeinschaftsgefühl auslöste und wohl noch lange nachwirken wird.

Während viele Menschen mit der deutschen Wirtschaft hadern, weil die Erfolge im Export ausbleiben, zeigen die 2016 wiedervereinten 'Kürbisköpfe', wie ein Leuchtturm von Deutschland aus weit entfernt der Heimat strahlen kann. Es erinnert an die goldenen Zeiten der Scorpions, als diese das Land der aufgehenden Sonne in den 1970er Jahren auf ausgedehnten Touren im Sturm eroberten.

Die Nordlichter von Helloween stehen nicht bloß als Paradebeispiel für True Metal, sondern gleichwohl für die Authentizität dieses Begriffes. Unbekümmert verbreiten sie mit Leidenschaft ihren Metal vor den Menschen in Japan aus. Helloween präsentieren sich als gefestigte Einheit, musikalisch über jeden Zweifel erhaben. Das kommt an beim Publikum, das die Band frenetisch bis zum letzten Takt feiert. Die Freude der Besucher liegt förmlich in der Luft.

»Live At Budokan« ist eine Art Best Of, wenn auch nicht als solches offiziell beschrieben. Doch die Auswahl der Stücke ist genau jener Stoff, der die vier Dekaden von Helloween abbildet. Vier Tracks stammen aus dem aktuellen Album "Hellowen". Es sind "Orbit", "Skyfall" und "Mass Pollution", auf der zweiten CD ist "Best Time" zu hören. CD 2 mutet an wie ein furioses Finale – mit einer Stunde Spielzeit. "Best Time" atmet die früheren Helloween-Zeiten, kommt aber ebenso modern und zeitlos rüber. Genau dieser zeitlose Charakter zeichnet die Helloween-Lieder aus und lässt sie zu Klassikern werden! Dabei sind die Spielzeiten allein ein Merkmal, das im deutschsprachigen Metal wohl einzig Helloween zugeschrieben werden kann. "Dr. Stein", "How Many Tears" und "I Want Out" sind Klassiker mit einem hohen Wiedererkennungswert, die Gänsehaut erzeugen. Hinzu kommt "Keeper Of The Seven Keys" – eine Hommage an die beiden gleichnamigen epochalen Alben aus den Jahren 1987 und 1988.

Atemholen ist nicht, denn die erste Scheibe bietet nicht nur erlesenes Song-Material des Power Metal-Flaggschiffs, sondern darüber hinaus "Kai’s Medley". Kai Hansen strahlt wie eine Symbolfigur über der Reunion, er ist ein wenig auch so etwas wie eine tragische Figur. Ihm liegen die Fans zu Füßen, ihn feiern die Menschen in Japan, er ist Identifikationsfigur und doch stand der hervorragende Musiker mit seiner eigenen Band Gamma Ray, die er 1988/89 nach seinem vorläufigen Abschied gründete, oft im Schatten von Helloween. Kai Hansen ist ein Aushängeschild der neuen Helloween, alle anderen Musiker sind ein wichtiges Bindeglied der siebenköpfigen Formation. Hellowen haben mit ihrer Wiedervereinigung und dem aktuellen Album einen kräftigen Energieschub erfahren. Sie zehren davon, ruhen sich aber auf diesen Lorbeeren nicht aus. Vor allem verkörpern sie die Spielfreude, die sie auf der Bühne zeigen. Die Möglichkeiten, die das Kollektiv mit sieben Protagonisten in musikalischer Hinsicht hat, schöpfen sie voll aus..

»Live At Budokan" steckt voller Überraschungen und stellt den Begriff Begeisterung auf eine neue Stufe. Wie kaum eine andere Band präsentieren Helloween als Metal-Band eine Musik, die Inspiration für eine jüngere Generation ist, den älteren Jahrgängen Glaubwürdigkeit und Lebensfreude mit auf den Weg gibt.

Mit ansprechender Spielzeit und einer soliden Live-Performance ist dieses Doppel-Album mehr als eine Empfehlung.


Line-up Helloween:

Andi Deris (lead vocals)
Michael Kiske (lead vocals)
Kai Hansen (vocals, guitar)
Michael 'Weiki' Weikath (guitar, backing vocals)
Sascha Gerstner (guitar, backing vocals)
Markus Grosskopf (bass, backing vocals)
Daniel 'Dani' Löble (drums)

Tracklist "Live At Budokan":


CD 1:

  1. Orbit
  2. Skyfall
  3. Eagle Fly Free
  4. Mass Pollution
  5. Future World
  6. Power
  7. Save Us
  8. Kai’s Medley
  9. Forever And One (Neverland)


CD 2:

  1. Best Time
  2. Dr. Stein
  3. How Many Tears
  4. Perfect Gentleman
  5. Keeper Of The Seven Keys
  6. I Want Out

Gesamtspielzeit: 63:35 (CD 1), 57:24 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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