«

»

Leif de Leeuw Band – Konzertbericht, 07.04.2016, blues, Rhede

Freitags ist Blues-Tag im blues, Rhede.
Nach Eric Steckel war ein weiterer Youngster zu Gast in der tollen Location. Schon seit geraumer Zeit aus den Jugendlichen-Schuhen heraus gewachsen, ist der zweiundzwanzigjährige Leif de Leeuw mittlerweile viel rumgekommen und hat 2014 nach dem Gewinn der Dutch Blues Challenge ein Jahr später auch die European Blues Challenge auf dem ersten Platz hinter sich gebracht. Somit war der Künstler mit seiner Band dann Teil der International Blues Challenge in Memphis.
RockTimes hatte den damals Fünfzehnjährigen schon als musikalischen Gast bei einem Konzert von Sonny Hunt im Blues Moose Café erleben dürfen. Mittlerweile hat die Combo die EP "Deluxe" und das Album "Leelah" auf den Markt gebracht. Nach einigen Festivalauftritten führten Konzertreisen unter anderem nach Deutschland, Luxemburg, Tschechien, Österreich, die Schweiz oder Ungarn. Neben Leif de Leeuw sind Britt Jansen (vocals, guitars), Bassist Boris Oud sowie Tim Koning (Schlagzeug) in der Band und was man bei dem niederländischen Quartett erwarten darf, ist nicht nur der Blues. Der Leif de Leeuw-Teller ist ziemlich groß, denn Roots, Soul, Funk oder Fusion zählen auch zu den musikalischen Gewürzen.

Leif de Leeuw

Leif de Leeuw

Man ließ sich, warum auch immer, Zeit mit dem Beginn des Konzerts. Gegen 21:20 Uhr enterte das Quartett die Bühne und passend zum ersten Songtitel "Just Fine" ging es mit einem straighten Rock und feinem Gitarrensolo des Bandleaders sehr gut los. Ein herrliches Duo-Gitarren-Intro von Leif de Leeuw sowie Britt Jansen und ein klasse Dynamik-Aufbau prägte das sich auf der Rock-Straße befindliche "Real This Time". Was sich bei den ersten beiden Liedern abzeichnete, sollte sich wie ein roter Faden durch den Auftritt ziehen. Die Band war perfekt im Variieren des Tempos und setzen von Breaks. So wurden fast alle Songs sehr abwechslungsreich arragniert.Toll!
Toll war auch der Gesang von Britt Jansen. Gefühle über ihre Stimmbänder ausdrucksstark zu intonieren schien eine ihrer leichtesten Übungen zu sein. Ihr gesangliches Können und der überzeugende Umgang mit den sechs Saiten ihrer E- beziehungsweise A-Gitarre gibt sie auch an andere Menschen weiter, denn sie ist Dozentin für Gesang und Gitarre.
Was nicht so toll war, war der Sound. Die Band hatte ihren eigenen Soundmann mit vor Ort. Der konnte allerdings nicht verhindern, dass der Schlagzeuger Tim Koning viel zu laut rüberkam. Da musste man sich schon etwas Mühe geben, den Bandvorsteher oder Britt Jansen auf ihren Arbeitsgeräten gut zu hören. Im zweiten Set, der nach einer Pause kurz nach 22:30 Uhr losging, war der Sound besser, denn Tim Koning ging sanfter mit Fellen und Becken um.

Brit Jansen

Brit Jansen

Über einen heavy Funk namens "My Shop" inklusive einem mit fliegenden Fingern gespielten Gitarren-Alleingang, betrat die Combo das Terrain der Singer/Songwriter. Britt Jansen schulterte den akustischen Sechssaiter und bei dezenter Bandbegleitung kam ihre herrliche Stimme so richtig zur Geltung. Der Drummer wechselte für "Dysphoria" von den Sticks zu den Paukenschlägeln.
Dann war es Zeit für den Blues der Leif de Leeuw Band. "Anytime You Want" kam ziemlich melodisch beziehungsweise schön eingängig daher. Beeindruckend, wie das Pink Floyd-Stück "Have A Cigar" den 12-Takter übergezogen bekommt. Riffig und mit feinen Rhythmuswechseln wurde der Nummer von Wish You Were Here ein echt hörenswertes Outfit verpasst. Nach dem Blues-Abstecher zeigte man sich in "Never Giving In" von der Fusion-Seite. Auch in diesem Genre gab das Quartett eine sehr gute Figur ab, auch wenn der Schlagzeuger immer noch zu dominant war. Nicht nur einmal trafen sich Leif de Leeuw sowie Britt Jansen zum gemeinsamen Spiel im Twin-Sound. Boris Oud zupfte hier ein Blitzlicht-Solo. Für die Single-Auskopplung "Until Better Times" war wieder das Bottleneck angesagt und zum Abschluss des ersten Durchgangs wurden zwei Songs von Jimi Hendrix präsentiert. Bei "Spanish Castle Magic" machte man Druck und "Little Wing" wurde dann zur Besonderheit. Sensible Zutaten und eine ebenso feinfühlige Slide-Gitarre sorgten für Aufmerksamkeit. Die Interpretation wurde allerdings durch Boris Oud extravagant. Zu seinem Basssolo lieferte er auch noch stimmlich passenden Scatgesang und da wusste man, welches Metier der Tieftonzupfer unter anderm auch mochte, denn nicht ohne Grund gewann er 2016 mit dem Bianculli Trio den European Jazz Award.
Selbst eine Komposition von Leonard Cohen hatte einen Platz im Repertoire der Leif de Leeuw Band, wobei "Bird On The Wire" eine Angelegenheit der beiden Gitarristen war. Highlight! "What About Grey" mit einem infizierenden Groove war feinste Fusion und "Leelah I" schwenkte mit twangigem Sechssaiter ins Country. Während der dynamischen Ballade "My Color Blue" begeisterte Leif de Leeuw mit einem exzeptionellen XXL-Solo und dann hatte im zur Jam ausgebauten "Whipping Post" Britt Jansen die Gelegenheit, ihre Solo-Fantasien zu kredenzen. Bei der "Hocus Pocus"-Zugabe mit Tim Koning-Drumsolo warteten wohl alle auf den Jodler und alle Anwesenden bekamen ihn … mehrmals perfekt von Britt Jansen, selbst bis in die höchsten Töne, gesungen und mit donnerndem Szenenapplaus honoriert.
Das musikalische Genre-Hopping der Leif de Leeuw Band war sehr überzeugend. Das Sound-Manko im ersten Teil konnte später ja ganz gut geregelt werden.
Am 29.09.2017 wird Simon McBride im blues, Rhede spielen.
Wir bedanken uns bei André Knoch für die problemlose Akkreditierung.

Line-up Leif de Leeuw Band:

Leif de Leuuw (guitars)
Britt Jansen (vocals, guitars)
Boris Oud (bass)
Tim Koning (drums)


Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
Über mich
Meine Seite Im Archiv
Mail: joachim(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>