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Ringo Starr / Look Up – CD-Review

Ringo Starr / Look Up - CD-Review

Was den ehemaligen Beatles-Schlagzeuger Ringo Starr seine gesamte Karriere ab etwa 1970 begleitete, war, dass seine Soloalben immer wieder von bösen oder gar spöttischen Kommentaren wie »Nett, aber verzichtbar« begleitet wurden. Was zum einen an den immer eher simplen Songs, aber auch daran gelegen haben mag, dass der Engländer weder mit einer außergewöhnlichen Stimme, noch mit einem extrem großen Tonumfang gesegnet war und ist. Man kann natürlich auch ganz anders an die Sache heran gehen, denn selbst wenn es wie bei jedem anderen Musiker auch bessere und schlechtere Scheiben gab, konnte man doch auf fast jeder von Ringos Platten die eine oder andere kleine Perle entdecken. Aber lassen wir die Vergangenheit einfach mal Vergangenheit sein und schauen auf "Look Up", das neueste Werk von Mr. Starr. Das kam nämlich in die Gänge, nachdem Ringo auf irgendeiner Veranstaltung/Party den seit einigen Jahren hoch angesehenen Musiker und Produzent T-Bone Burnett traf und diesen dann für eine Zusammenarbeit gewinnen konnte.

Also ließ er sich von Burnett, der natürlich auch die (Co-) Produktion übernahm, ein Album auf den Leib schreiben. Klar angesiedelt im Country-/Americana-Bereich, was nach "Beaucoups Of Blues" (1970) schließlich kein Neuland für den lebenslangen Country-Fan war. Herausgekommen sind insgesamt elf unter dem Namen "Look Up" gebündelte Tracks, bei denen sich der Protagonist erneut von einigen hochinteressanten oder auch bekannten Namen unterstützen ließ. Allen anderen voran möchte ich hier mal Molly Tuttle stellen, die dem Rezensenten schon mehrfach sehr positiv aufgefallen ist, ohne dass er bisher tiefer in die Musik der Amerikanerin eintauchen konnte. Mit Saiten-Instrumenten, aber vor allem mit ihrem Gesang trägt die gute Molly hier bei immerhin drei Tracks einen guten Anteil zum Gelingen des Albums bei. Um beim Gesang zu bleiben, liefert auch Alison Krauss für "Thankful" einen starken Beitrag ab. Unbedingt erwähnt werden muss darüber hinaus Paul Franklin an der Pedal Steel, der die Stücke mit seinem Spiel geradezu verzaubert.

Bei einem weiteren prominenten Gast handelt es sich um den mittlerweile vor allem in der Bluegrass-Szene bekannten Billy Strings, der wie Molly Tuttle auf drei Tracks vertreten ist und ebenfalls einen sehr guten Eindruck hinterlässt. Joe Walsh ist an der Slide für die Nummer "Rosetta" zu Gast und Ringo konnte mit "Thankful" dann doch noch eines seiner eigenen Stücke auf die Tracklist bringen. "Look Up" hat einen schönen Fluss, fällt qualitativ nie ab und leidet, wenn man unbedingt einen Kritikpunkt finden möchte, allerhöchstens daran, dass es keinen tatsächlichen Höhepunkt gibt, sondern sich alle elf Tracks im etwa gleichen Tempo und auf dem selben Qualitätslevel befinden. Aber das ist dann auch wirklich schon Jammern auf hohem Niveau. Denn die Scheibe klingt zu keinem Zeitpunkt antiquiert oder verstaubt, sondern vielmehr spritzig und aktuell. Letzten Endes also eine sehr gelungene Zusammenarbeit der Hauptakteure Starr und Burnett.

Ist das Weiterleben eines Musik-Fans auch ohne "Look Up" möglich? Selbstverständlich, aber das trifft auch auf mindestens 95 % aller bisher veröffentlichten Alben zu. Dennoch bereichert sie sein Leben, selbst wenn die Platte weder Wände einreißen, noch die Welt verändern wird. Die hohe Qualität wird alleine schon durch die bärenstarken (Gast-) Musiker gesetzt, die Songs sind melodisch sowie eingängig und Burnett hat sowohl als Arrangeur, als auch als Produzent ganze Arbeit abgeliefert. Klar muss man Ringos Gesang mögen, aber der Rezensent kann auch keinen Grund finden, warum man diesen überhaupt nicht vertragen könnte. Daher eine richtig schöne Scheibe, die man auch ohne viel nachzudenken oder zu analysieren jederzeit ganz wunderbar goutieren kann. Peace, Ringo!


Line-up Ringo Starr:

Ringo Starr (drums, lead vocals)
T-Bone Burnett (guitars, bass)
Daniel Tashian (guitars, bass, keyboards, background vocals)
Paul Franklin (pedal steel)
Dennis Crouch (bass)

With:
Molly Tuttle (guitars, mandolin, duet & harmony vocals)
Billy Strings (guitars harmony vocals)
Joe Walsh (guitars)
Rory Hoffmann (guitars)
Colin Linden (guitars)
Greg Leisz (guitars)
Stuart Duncan (mandolin, fiddle)
Rebecca Lovell (mandolin, background vocals)
Mike Rojas (piano, keyboards)
Andy Cata (keyboards)
Mickey Raphael (harmonica)
David Mansfield (string arrangements)
Lucius (background vocals)
Megan Lovell (background vocals)
Alison Krauss (background vocals)

Tracklist "Look Up":

  1. Breathless
  2. Look Up
  3. Time On My Hands
  4. Never Let Me Go
  5. I Live For Your Love
  6. Come Back
  7. Can You Hear Me Call
  8. Rosetta
  9. You Want Some
  10. String Theory
  11. Thankful

Gesamtspielzeit: 36:51, Erscheinungsjahr: 2025

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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