Carl Carlton / Woodstock & Wonderland Live – CD-Review

In den Jahren 2015 und 2016 unternahm der deutsche Gitarrist, Sänger, Komponist und Produzent Carl Carlton (Udo Lindenberg, Peter Maffay, Robert Palmer, Joe Cocker u. v. m.) zwei Tourneen, die sich 'Spirit Of Woodstock' sowie 'Songs & Stories – Spirit Of Wonderland' nannten und die natürlich auch mitgeschnitten wurden. Zum Glück für die Fans, denn Teile dieser Mitschnitte liegen nun in Form einer Doppel-CD mit Namen "Woodstock & Wonderland Live" vor. Einen ganz speziellen Bezug zu Woodstock hat Carlton nicht nur wegen dem 1969 dort stattgefundenen Festival, sondern vor allem, weil er in diesem kleinen Künstler-Nest auch einige Jahre gelebt und eine dicke Freundschaft mit dem dort ansässigen Levon Helm (R.I.P., Ex-The Band) geschlossen hatte. In Helms Scheune kam es auch zu mehreren Songaufnahmen für Carls Alben mit seiner Band The Songdogs.

Was wäre also passender, als die erste Scheibe mit Joni Mitchells "Woodstock" (über zehn Minuten lang!) zu beginnen? Logischerweise ist unser Protagonist ein Vollprofi, der nie irgendwas einfach nur so 'runternudeln' würde, aber dennoch fällt sehr schnell auf, mit wieviel Liebe und Feeling hier gearbeitet wurde. Mit Pascal Kravetz hat er einen sehr starken Tastenmann (und Co-Sänger) an seiner Seite, während Yoyo Röhm sowie Wayne P. Sheehy ebenfalls klasse an ihren Instrumenten sind. Anschließend darf natürlich "The Weight" von The Band nicht fehlen, bestimmt auch zu Ehren seines verstorbenen Freundes. Und so spielt sich das Quartett durch ein grandioses Set, bei dem jeder Track ("Don’t Do It" sowie "Atlantic City" wurden ebenfalls von The Band gespielt, eine Nummer von Ex-Woodstock-Resident Bob Dylan ist dabei usw.) besser zu sein scheint, als der vorherige. Sehr stark!

Von den acht Titeln auf der zweiten Scheibe stammen ganze sechs von Carltons letztem Soloalbum "Lights Out In Wonderland", das 2014 erschien. Eröffnet wird das ganze von dem genialen "Moonlight In New York" und dem fantastischen Slide-Spiel des Deutschen. Apropos Slide… da hatte er ganz bestimmt auch so seine Vorbilder, wie man unschwer an der Nummer "Sailin' Shoes" (von Little Feat mit Lowell George an der Gitarre) erkennen kann. Neben den sehr guten eigenen Stücken gibt es auch hier einige Coversongs zu bestaunen, die man doch eher selten auf die Ohren bekommt. Beispielsweise das richtig cool gebrachte "Mutineer" von Warren Zevon, das dem ebenfalls bereits verstorbenen Musiker gerecht wird und noch einmal den Hut vor ihm zieht. Carltons Begleitband war dieselbe geblieben und verstand sich mittlerweile blind, wie man diesen Aufnahmen unschwer anhören kann.

Mit "Invincible" ist unter anderem eine (Co-) Komposition seines Sohnes Max Buskohl mit von der Partie und auch auf dem zweiten Silberling gibt es keinen Ausfall zu beklagen. Carlton und Band balancieren perfekt zwischen Melodiosität sowie den nach wie vor so wichtigen Ecken und Kanten, zwischen akustischen sowie elektrischen Gitarren. Insgesamt also knapp einhundert Minuten allerbester Unterhaltung, gespielt von wahren Könnern. Spannend wird nun werden, ob Carl Carlton nach je einem Studio- und Livealbum im Solo-Format seine Songdogs wiederbelebt. Wie es auch kommen wird, sicher ist lediglich, dass er auch in der Zukunft hohe Qualität abliefern wird, denn das hat er bisher immer getan.

"Woodstock & Wonderland Live" ist eine dicke Empfehlung!

Line-up Carl Carlton:

Carl Carlton (acoustic & electric guitars, slide guitars, mandolin, lead vocals)
Yoyo Röhm: (acoustic & electric bass, double bass, acoustic guitars, background vocals)
Pascal Kravetz (keyboards, piano, organ, background vocals, lead vocals)
Wayne P. Sheehy (drums & percussion, kalimba, background vocals)

With:
Willie S. Burnett (additional guitars)

Tracklist "Woodstock & Wonderland Live":

Gesamspielzeit: 51:47 (CD 1), 47:48 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2017