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Junglelyd – Paracaídas / Día De Muertos / CD-Review

Junglelyd / Paracaidas

»Einfallsreichtum und das Umsetzen von innovativen Ideen unter dem Banner entspannender Lebensweisen zählten schon immer zu den Stärken nordischer Völker, Umstände derer sich durchaus dessen musizierende Zunft gerne annehmen, um ihre hyperkreativen Schnapsideen auszubrüten«, schrieb Kollege Ingolf vor etwa sieben Jahren, als er das Album The Collibro der dänischen Prog-Rocker Lis Er Stille rezensierte.

Um Musiker aus dem Norden, und zwar ebenfalls aus Dänemark, geht es auch bei Junglelyd. Das einzige, was Kenneth Rasmussen, Lasse Aagaard, Olaf Brinch, Asbjørn Helboe und Lasse Enøe mit Lis Er Stille zu tun haben, ist in der Person von Asbjørn Helboe begründet, denn der steht auch bei Lis Er Stille im Line-up. Was die anderen Bandmitglieder betrifft, gibt es Verweise zu Truppen wie Damn The Torpedos, The Surferinos, AddisAbabaBand und Blunt. Bei den Namen wird es den meisten wohl so gehen wir mir …

Stilistisch trennen beide Bands allerdings Welten. Mit Rock hat Junglelyd nämlich rein gar nichts zu tun und an Junglelyd wird das Gros der RockTimes-Leser wohl vorbeigehen, sofern sie die Scheibe im Plattenladen überhaupt vorfinden. Doch ich mag mich da (gerne) irren, denn in Dänemark sind die Jungs zumindest schon mal ein Geheimtipp. Laut Info wurde eine ihrer Nummern dort zum landesweit besten Worldmusik-Track erkoren. Außerdem erfolgte die Einladung, als Hausorchester bei den 'Danish Music Awards World' zu fungieren.

Junglelyd / Dia De Muertos

Junglelyd / Dia De Muertos

Das Label Sound Of Subterrania nahm die Band unter Vertrag und beschreibt ihre Musik als eine Mischung aus »Cumbia, tropischem Bass, Surf Rock« sowie »psychedelischem Elektronik-Sound«. Cumbia musste ich googlen, kann mir allerdings nach diesem Informationsgewinn das Erlesene zum Rhythmus auf vorliegender CD sehr gut vorstellen. Die CD übrigens besteht aus zwei EPs: "Paracaídas" (März 2017, – #1-3) und "Día De Muertos" (Mai 2017, – #4-6). Ein letztes Mal möchte ich aus dem Infoschreiben zitieren, denn »melodiöse Elemente der Stammes- und Ritualgeräusche aus den nebeligen Urwäldern Südamerikas« sind vordergründig nur dezent auszumachen. Zu sehr überwiegt der schwere Beat der Nummern.

Junglelyd sind eine Liveband mit entsprechender Show und auch ein DJ steht auf der Bühne. Neben dem dominierenden Synthesizer, dessen Sequenzen besonders bei den Tracks von "Dia De Muertos" durch eine funkige Gitarre, Saxofon und Orgelklang veredelt werden, fällt dieser gewaltig brodelnde Rhythmus auf. Abgrundtiefe Basslinien verstärken dieses wahrlich südamerikanische Feuer und sind geeignet, auch den letzten faulen Arsch aus dem Sofa zu hieven.

Interessant ist diese Mischung aus Electronic, Dance, exotischen Rhythmen und treibendem Beat allemal. Wenn z. B. abartig tiefe Basslinien wahre Percussionorgien begleiten, südamerikanisches Geflöte den stampfenden Beat umschwirrt und man doch meint, bei einem Track wie "Magica Mueva" Begleitmusik zu einem Film, der an der Copacabana in den sechziger Jahren spielt, zu hören. Oder wenn sich eine funkige Rhythmusgitarre in "Día De Muertos" den Dreh mit brachialem Urwaldgestampfe teilt.

Ob man diese Musik nun an einem warmen Sommerabend mit Gästen auf der Terrasse hört, ob man sie im Zumba-Studio auflegt, oder mit passender Lightshow im Dance-Temple der Großstadt einsaugt, man wird wohl nicht umhin kommen, sich zu den Rhythmen zu bewegen. Durch die immer wieder  spacig-psychedelischen Sequenzen macht sich diese CD auch gut für den Hörer im heimischen Gestühl vor der Anlage, der dann die Kalotten der Tieftöner beim Tanz beobachten kann. Aber selbst dann wird es unmöglich sein, die Extremitäten in Ruhestellung zu belassen.


Line-up Junglelyd:

Kenneth Rasmussen
Lasse Aagaard
Olaf Brinch
Asbjørn Helboe
Lasse Enøe

Feike Van Der Woude (drums & percussion)
Martin Robert Madsen (drums & percussion)
Frank Kobina Prah (drums & percussion)

Tracklist "Paracaídas":

  1. Paracaídas
  2. Magica Nueva
  3. Cumbia 94

Tracklist "Día De Muertos":

  1. Día De Muertos
  2. Cingo de Majo
  3. Relájese

Gesamtspielzeit: 15:49 ("Paracaídas"), 16:14 ("Día De Muertos"), Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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