Sharzall – das ist Gothic Metal/Dark Rock und mehr aus der Slowakei. Die Geschichte der Band begann 2014, als Frontmann/Sänger Rony Rage und Bassist Nyga beschlossen, gemeinsame Sache zu machen. Nach mehreren Line-up- und Namenswechseln entstanden im Frühjahr 2015 Sharzall, die am 27.05.2016 ihr erstes Konzert in Wien gaben.
Das Image und die Optik der Musiker ist laut deren Aussage eine Mischung aus "A Clockwork Orange" und King Diamond. Okay, darauf wäre ich nicht gekommen und ich muss zugeben, mir gefällt es auch nicht sonderlich, was jedoch sicherlich Ansichtssache ist.
Dafür finde ich das Cover des Debüts "Black Sun" sehr stimmungsvoll und auf düstere Weise schön.
Die Scheibe selbst legt recht symphonisch und fast schon cineastisch wirkend los mit "Prologue". Doch schon bei "Hell Quit" kommen auch Gitarren zum Einsatz, wobei das Keyboard auf der ganzen CD eine Rolle spielt, mal mehr im Vordergrund, mal mehr im Hintergrund. Als Antagonist tritt die metallische Gitarre auf, die zu ihrer Unterstützung noch die Rhythmus-Sektion aus Bass und Schlagzeug hat, denn schließlich sehen sich Sharzall ja als Metal, Rock und sogar mit Punk-Einflüssen.
Rony Rage bringt als Krächzrabe dann den Gothic-Faktor ein, in diesem Genre sind die schwarzen Vögel bekanntlich sehr beliebt. Vor allem in der ersten Hälfte der CD ist mir die Stimme ein wenig zu gleichförmig, daher hätte er meinetwegen etwas mehr Variation in seine Vocals bringen können, mehr Wechsel zu Growls oder Klargesang (diese gibt es schon, beispielsweise in "Way To Die"). Vermutlich ist das so gewollt und deswegen durchaus okay, dennoch denke ich, dass er seine Möglichkeiten nicht voll ausschöpft.
Erst ab dem Titeltrack und danach scheint er mutiger zu werden. Im finalen und mit Abstand längsten Stück "Frozen Touch" setzt Rony auf Finsternis, seine verzerrten Vocals treffen auf kalte Klänge der Instrumente – hier kommen dann Einflüsse aus dem Industrial zum Tragen, die sonst eher nur im Hintergrund auszumachen sind.
Insgesamt sehe ich ein kleines Problem bei Sharzall darin, dass sie ihr Potential nicht voll ausschöpfen, zumindest habe ich den Eindruck. Ideen sind vorhanden, Mut zur Mischung von verschiedenen Stilelementen ebenfalls und zudem immer wieder gelungene Parts, gerade im instrumentalen Bereich, d. h. bei den Gitarrenleads und Tastentönen. Doch dazwischen wird es teilweise holprig und unausgegoren.
Da es sich um ein Debüt handelt, ist sicher noch eine Steigerung möglich. Andererseits kann es auch einen besonderen Reiz bieten, kein überproduziertes, nach Einheitsbrei klingendes Werk zu haben, sondern eins mit einem naiven Charme.
In diesem Sinn: Freunde der Nacht, hier gibt es ein Gothic-Gericht von jungen Köchen serviert, die vielleicht (noch) nicht perfekt sind, die aber voller Enthusiasmus aus verschiedenen Zutaten (in diesem Fall aus den Bereichen Gothic Metal, Dark Rock und etwas Post Punk) versuchen, ihre eigene Mischung zu kreieren. Mag sein, dass sie dabei etwas anders vorgehen, weil sie aus der Slowakei kommen und nicht aus beispielsweise Schweden.
Probiert doch einfach mal, ob es Euch schmeckt…
Line-Up Sharzall:
Rony Rage (vocals)
Nyg (bass)
Shiny (keyboards)
Liviticus (guitars)
D (drums)
Tracklist "Black Sun":
- Prologue (1:54)
- Hell Quit (3:12)
- Piker Man (2:54)
- Crisis (4:02)
- Way To Die (3:31)
- Frontline (1:41)
- Love Is On The Ground (2:49)
- Death March (4:08)
- Black Sun (3:01)
- New Day (2:41)
- Frozen Touch (6:03)
Gesamtspiellänge: 35:56, Erscheinungsjahr: 2017
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