Es war Christi Himmelfahrt – und irgendwie dann doch schon eher Vatertag. Ja, sie war richtig gut gefüllt, die Scharfe Ecke. Und trotz der überwiegenden Zuneigung zu diversen alkoholischen Getränken gab es dennoch sehr interessierte Zuhörer, die diese Musik hören wollten.
Und diese hatte sich erneut entwickelt. Nicht nur, dass Kaurna vor zwei Jahren noch allein auftrat, im letzten Jahr dann bereits mit zwei Mitspielern anreiste, und die Band dieses Jahr um die junge Schlagzeugerin Kyrie Anderson verstärkt wurde, sondern auch der Sound und die neuen Kompositionen von der brandneuen Platte "Euphoria, Delirium & Loneliness" zeigten ein hohes spürbares Maß an zunehmender Reife und Professionalität. Und so zog sich der Songreigen von ganz frühen Stücken wie das eigentlich stets frische "Hadn’t Thought Of You That Often" (2012) bis zu neuen wie "Blood And Wine" und "Stuck In Amsterdam". Zum Folk-orientierten Sound der frühen Jahre fügten sich mittlerweile verstärkt Rockelemente ein.
Dieses Jahr gab es erneut Open Air-Feeling, die neue Bühne wurde eingeweiht und mit Kaurna und seiner Band gelang die Taufe qualitativ sehr hochwertig. Es war erstaunlich, was diese vier jungen Leute in ihrem Alter bereits leisten hinsichtlich der Kompositionen, der Arrangements und der Ausführung. So hatte ich bereits im letzten Jahr darauf hingewiesen, dass sich die Musiker blind verstanden, und das wurde dieses Jahr noch verstärkt. Jeder Rhythmuswechsel erfolgte traumwandlerisch gemeinsam, ohne jegliche Schwierigkeit. Vergleiche ich beispielsweise die Rhythm Section mit denen anderer erlebter Bands, so habe ich oft genug bemerkt, dass diese einfach nur als solche, quasi als Rhythmusgeber, agieren, doch hier erlebte ich eine hervorragende Flexibilität – Bass und Schlagzeug gingen auf jeden Ton von Gitarren und Gesang perfekt ein.
Dadurch, dass mittlerweile eine neue Platte erschienen ist und auch die letzte sehr gute Lieder enthielt, hatte sich das Eigenrepertoire erweitert und so wurde auch nur eine Fremdkomposition vorgestellt: "Slip Slidin' Away" von Paul Simon, erneut einfühlsam in den typischen Sound der Band integriert. Der heimliche Hit "Run Boy", mittlerweile auch schon vier Jahre alt, war natürlich mit im Programm, genau wie der letzte Hit "Passion Parade", der sich ebenso nach und nach in viele Gehörgänge einbohrt.
Erneut konnten sich die Begleitmusiker einbringen, und neben einem Song, der sie alle inklusive kurzer Solobeiträge vorstellte, blieb ihnen darüber hinaus genügend Freiraum innerhalb der straff strukturierten Nummern, ihr Können unter Beweis zu stellen. Der Jazzfreund Kiah Gossner am Bass konnte seine Ambition einige Male einfühlsam und leidenschaftlich unter Beweis stellen sowie flexiblen Swing einbringen und Tom Kneebone an der E-Gitarre zeigte mehrfach, dass sein Spiel nicht von ’08/15′-Vorträgen mancher Kollegen geprägt ist, sondern dass er stets individuelle Züge einfließen ließ und so manches Bluesfeeling in den Soli offenbart. Darüber hinaus bewies er mehrfach, dass er in vielen Sätteln sicher sitzt mit filigran emotionalen Elementen. Den mehr als soliden Background lieferte Kyrie Anderson, ebenfalls dem Jazz zugeneigt, wie sie uns verriet, und so erklärte sich dann auch ihr nicht nur rein rhythmusgebendes Spiel, sondern auch die federnde und swingende Gestaltung, individuell auf jeden Song abgestimmt.
Dazu addierten sich die sicher arrangierten Harmony Vocals aller Beteiligten. Diese Band passt perfekt zusammen, es war ein Glücksfall, sie in Sande zu einem Auftritt bewegt zu haben inmitten des ganz dichten Terminkalenders, schließlich ist man seit dem 6. April in Italien unterwegs und wird die Tournee am 5. August nach Auftritten in Deutschland und Österreich in Schweden beenden.
Und wieder geht ein besonderer Dank an Mozart, dem Betreiber der Scharfen Ecke, für seine Mühe und seinen Einsatz, der nicht unerheblich zum Gelingen dieses Abends beitrug.
Line-up Kaurna Cronin:
Kaurna Cronin (vocals, guitar, harmonica)
Tom Kneebone (electric guitars, harmony vocals)
Kiah Gossner (upright and electric bass, harmony vocals)
Kyrie Anderson (drums, harmony vocals)
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