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Greasy Tree / Same – CD-Review

Retro- oder Vintage-Look ist in. Was findet man nicht alles unter diesen trendigen Begriffen. Brillen, Möbel, Kleidung, Dekorationsartikel jeglicher Art. Klar, die Dinge gefallen einem oder auch nicht. Vielleicht kommt es ja darauf an, ob die Sachen wirklich alt sind.
Auf Musik bezogen entwickeln sich wahrscheinlich heftigere Diskussionen. Da rümpfen einige schon die Nase, wenn – auf Neues bezogen – alleine nur der Begriff Retro fällt. Andere sind offener und lassen die Dinge auf sich zukommen. Retro oder Vintage muss nicht von vorneherein schlecht sein.

Greasy Tree ist eine Dreier-Formation aus Amerika, genauer Jonesboro, Arkansas. Dustin 'Red' Dorton, Jacob Brumley sowie Cameron Roberts sind die Namen hinter dem Greasy Tree-Trio. Der Dreier »[…] joined forces on a European tour in 2015 with Teenage Head Music. […]« Die vorliegende Platte ist das Debütalbum der Combo und die gut einundvierzig Minuten Gesamtspielzeit verteilen sich auf zehn Songs, die alle von der Gruppe geschrieben wurden. Die Rhythmusabteilung ist dann auch für die Vocals zuständig.
Die Lieder gehen direkt in die Blutbahn des Hörers über und diese Sache mit dem Retro oder Vintage entwickelt sich zum Positiven, wenn die Musik, in diesem Fall Blues Rock, frisch und unverbraucht rüberkommt. Da verfügt Greasy Trees Erstling rundweg über ein längeres Haltbarkeitsdatum.

Bei den zehn Nummern merkt man, dass die drei Musiker durchaus unterschiedliche Vorlieben haben, die sich beim Songwriting durchgesetzt haben. So fällt auf, dass "Love That Lady" zwar im Blues wurzelt, aber schon zu Beginn merkt man dem Track den von Jacob Brumley auf seinen Fellen und Becken gezeichneten Swing an. Diese Variante kontrastiert herrlich zum Treiben von Bass und Gitarre. Ein ruhiger gehaltenes Intermezzo verfügt über eine Art Überraschungsfaktor und Cameron Roberts lässt es im Solo richtig variantenreich abgehen. "Love That Lady"? Okay, aber in erster Linie den Song. Einfach klasse!

Nicht erst bei "Whiskey" ist der Hörer begeistert von den Backing Vocals und auch dieses Stück hat einen wunderschön groovenden Part. Jonesboro ist irgendwo in der Mitte von Nirgendwo, aber die Musikmetropole Memphis ist nicht weit entfernt. M-Town … Beale Street, Blues, Elvis Presley, Rock’n’Roll und Soul.
Schaut man sich die Spielzeiten der einzelnen Tracks an, dann wird festgestellt, dass "Greasy" mit seinen fast sechseinhalb Minuten aus den anderen Songs hervorsticht. Über einer luftig-lockeren Basis verschafft sich Cameron Roberts einen ordentlich großen Raum für ein bemerkenswertes Gitarrensolo, gefolgt von wunderschön arrangierten Vocals, nur um dann wieder zu einer Alleinfahrt anzusetzen. Großes Kino!

Bei Bedarf, hier und da, streut der Sänger auch etwas Reibeisen auf seine Stimmbänder und was mit den Fingern auf dem Fretboard vollbracht wird, spiegelt sich ebenfalls im Gesang wider. Klasse!
Greasy Tree zieht schon mit dem Opener "Don’t Worry About Me" und seinen hypnotischen Riffs, Eddie Turner in Erinnerung rufend, die Feder der guten Laune auf Spannung. In "Sweet Sugar" vernimmt man so eine Art Markenzeichen der amerikanischen Band. Vocals und Gitarrenklänge gehen gemeinsame Klangwege und kommen gut an.
"Time, Love And Space" zeigt dem Hörer die dynamisch-balladeske Seite der Combo. Toll! Entspannt groovend haut "Goin' Home" in die gleiche Kerbe und immer wieder verzückt uns der Gitarrist mit seinen Fantasien. Sehr gut geerdeter Blues Rock beendet die Scheibe.

Es kommt eben darauf an, wie man mit dem Retro- oder Vintage-Blick umgeht, ihn formt und so zu dem macht, was gefällt. Greasy Tree kann so etwas.


Line-up Greasy Tree:

Dustin 'Red' Dorton (bass, vocals)
Jacob Brumley (drums, vocals)
Cameron Roberts (guitar, vocals)

Tracklist "Greasy Tree":

  1. Don’t Worry About Me
  2. Let Love Go
  3. Sweet Sugar
  4. Time, Love And Space
  5. Goin' Home
  6. Shame (Behind The Bottle)
  7. Love That Lady
  8. Whiskey
  9. Greasy
  10. She Wild

Gesamtspielzeit: 41:37, Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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