
Man könnte fast vermuten, dass der Name der Band "The Raucous Tide" ist, doch weit gefehlt – Hello Piedpiper ist korrekt, allerdings steckt hinter diesem Namen der Kölner Musiker Fabio Bacchet.
Wenn ich eine Platte rezensiere, lasse ich mich vorwiegend von emotionalen Gesichtspunkten leiten, die ich versuche, mittels eines relativ hohen Grades von Objektivität abzufassen. Grob gesagt, gibt es vier Unterteilungen, angefangen von zum Beispiel 'völlig daneben' über 'angenehm vorgetragen' und 'äußerst ansprechend' bis hin zu 'Gänsehaut pur'. Unter diesem Aspekt nun zu Hello Piedpiper.
Im Jahre 2012 eröffnetet man mit dem Debütalbum "Birdsongs = Warsongs", seinerzeit in relativ schlichtem Gewand. Nun sind zwei neue Bandmitglieder an Bord und der Sound hat sich erweitert. Und das mag auf Einige negativ und auf Andere positiv wirken. Fakt ist, dass nunmehr mehr an Fülle anzutreffen ist, die Arrangements sind teilweise sehr vielschichtig. Wollte man das Ergebnis in eine Schublade packen, dann schwanke ich zwischen Independent Folk Rock und Folk Pop. Assoziierend fällt mir spontan die Band Midlake ein.
Ganz subtil bohren sich einige Songs beim mehrmaligen Hören in die Gehörgänge und können als Ohrwürmer wachsen. Hierbei spielen die Chorarrangements eine große Rolle, aber auch – bei der teils üppig wirkenden Ausstattung – der Einsatz von Trompete und Flügelhorn auf vier Stücken.
Gelegentlich sehe ich als Schwachpunkt den Gesang, der nicht immer in die Gesamtstimmung integriert scheint. Etwas mehr Ausdruck, einerseits in die kraftvolle und andererseits in eine stärker betonte, melancholisch-träumerische Richtung, wäre wünschenswert.
Meine persönlichen Highlights sind das völlig locker dahinfließende "Light Wood", das auch ein wenig die Stimmung der guten alten britischen Folker von Magna Carta aufgreift, das ganz sanft nach Spaghetti-Western und Stan Ridgway klingende "Raging Fire" und der Titelsong, der ein vielschichtiges und treffendes Arrangement mit vielen Feinheiten aufweist.
Etwas zupackender hätte man das anfänglich vielversprechende "Shadows" gestalten können, aber insgesamt bleibt die Stimmung doch relativ abwechslungsreich und der geschaffene Sound steht recht eigenständig mit einer besonderen Note gut da. Wenn nun noch ein wenig am Gesang gefeilt wird, dann würde meine Wertung gar ein wenig über 'äußerst ansprechend' liegen. Auf jeden Fall verdient es die Band, dass man beide Ohren riskiert und das nicht nur einmal, weil die Musik mit mehrmaligem Hören wächst, und irgendwie erscheint mir die Atmosphäre gar ein wenig zeitlos. Ach, ehe ich es vergesse, es gibt noch einen Bonustrack, reduziert im Ausdruck, viel folkiger, mit akustischer Gitarre, Cello und Trompete.
Line-Up Hello Piedpiper:
Fabio Bacchet (vocals, acoustic guitars on all songs, piano – #4, 9, electric guitar -#2, 5, 6, 7, 8)
Guido Sprenger (electric guitar – #1, 3, 6, 10, 11, piano – #7, 8, 10, bass – all, except 11)
Lukas Hoffmann (drums, percussion on all songs)
Ryan Carniaux (trumpet, flugelhorn – #7, 8, 9, 11)
David Schütte (cello – #10, 11)
Stefan Honig (additional vocals)
Geert van der Felde (additional vocals)
Thijs Kuijken (additional vocals)
Isabell Meiner (additional vocals)
Tracklist "The Raucous Tide":
- Hunter
- Echoes
- Light Wood
- Shadows
- Raging Fire
- An All-Time Low Of Sounds To Keep
- Hearth And Home
- Lampedusa
- The Raucous Tide
- Ask For Them
- The Fear (Bonus Track)
Gesamtspielzeit: 53:07, Erscheinungsjahr: 2017
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