«

»

Indubious / From Zero – CD-Review

Indubious / From Zero - CD-Review

Dass die beiden Brüder Skip und Evton mit "From Zero" ihr nun viertes Album vorlegen, darf nicht als selbstverständlich angesehen werden, denn beide wurden mit Mukoviszidose geboren und bekamen seit frühester Kindheit eher düstere Prognosen von ihren Ärzten, was die Lebensdauer angeht. Wenn man aus dem eigenen Umfeld weiß, dass von dieser Erkrankung betroffene Menschen auch schon mal tagsüber, im Auto und auch nachts an Sauerstoff angeschlossen sein müssen, dann ist es umso mehr erfreulich, dass die beiden Musiker sogar in der Lage sind, zu singen.

Würde man der aus Portland, Oregon stammenden Band Indubious einfach den Reggae-Stempel aufdrücken, so wäre das oberflächlich betrachtet sicherlich nicht verkehrt. Zu sehr ist die, diesem jamaikanischen Musikstil innewohnende, besondere Taktbetonung im Gehirn verankert. Die Spielart von Indubious möchte ich gerne als moderner beschreiben. Moderner in der Art, dass der ansonsten eher puristischen Interpretation durch andere Elemente eine Frischzellenkur verpasst wird.

Diese Variante des Reggaes scheint von Erfolg gekrönt und es passt, wenn die Band im Begleitschreiben als Botschafter des »West Coast Reggae« bezeichnet wird. Die Lässigkeit, die dem Reggae anhaftet, wird von Indubious schön transportiert und im Kopf sehe ich die Truppe auch eher am Strand in Kalifornien denn in Jamaika. Sie aber nur dort zu platzieren geht gar nicht, denn ihre Touren führten sie durch die Welt und wenn man sieht, auf welchen Festivals sie bereits auf dem Billing standen, mag das als Referenz dienen: Wakarusa, Gathering Of The Vibes, Reggae On The River, Sulafest in India, Sierra Nevada Word Music Festival, Earthdance, Gaia Festival, Beloved, Britt Festivals, um nur mal einen Auszug zu nennen.

Dancehall bzw, Raggamuffin ist neben Roots Reggae Hauptbestandteil der Musik von Indubious auf "From Zero". Nicht unerheblich dafür verantwortlich sind die Gastmusiker Sizzla und Vaughn Benjamin, denen die Authentizität unbedingt in den Stimmen liegt. Sizzla trägt den Titel »Dancehall Ikone« nicht zu Unrecht und Reggaebewanderten ist Vaughn Benjamin sicher von Midnite und Akae Beka bekannt. Herrlich, wie Sizzlas vokale Ausbrüche das ansonsten tragende "Golden Ones" aufmischen. Auch das Auftreten von Zahira Soul in "Root Down" bringt eine besondere, fast soulige Note in die Rezeptur der Komposition.

Vielen Tracks wohnt außerdem eine Art Psychedelica inne. Durch gekonnte Synthie-Einsätze schaffen Indubious so etwas wie psychedelischen Dancehall. Zurückgenommene Tempi, Kellerbass-Gebrabbel und Gesang-runterfahren bis zum Sprachgesang verleihen den Nummern das besondere Flair. Hinzu kommen sehr harmonische Tracks wie z. B. "Rocketship", das partout nicht mehr aus meinen Gehörgängen will. Weiterhin kommen Stücke à la "See Sharp" in denen die Offbeat-Phrasierung aufgehoben wird und flirrende Keyboardsequenzen eingestreut werden. Das alles in Verbindung mit dem Toasting hier und da macht die Musik besonders.

Man spürt dem Album an, dass mit Herz und Können agiert wird. Dass Evton und Skip Amerikaner sind, ist zu keiner Sekunde zu spüren, so dermaßen rootsig wird agiert. Eine weitere professionelle  Komponente ist im Namen des Produzenten zu sehen, denn Daniele Gaudi ist in diesem Genre »legendär«.  Textlich liegen die Messages der Band im positiven Umfeld. Wahrscheinlich kommt das automatisch, wenn man gesundheitlich nicht auf der Sonnenseite steht. Evan zumindest hat diese positive Einstellung im Jahr 2011 eine zweifache Lungentransplantation mit völliger Genesung beschert.

Das Können der Band mag auch daran zu erkennen sein, mit wem sie im Verlauf der Jahre die Bühnen teilten. Neben westlichen Künstlern wie Matisyahu, Michael Franti, Rebelution und auch Blondie, finden sich mit Black Uhuru, Stephen Marley, Junior Reid sowie Paton Banton auch Vertreter aus dem Herkunftsland des Reggae.

Für die nächsten Monate ist ein weiteres Album geplant, auf das man sich jetzt bereits freuen kann, sollte Indubious diesem Stil treu bleiben.


Line-up Indubious:

Spencer Burton 'Skipwicked' (vocals, bass, guitar)
Evan Burton 'Evton B' (vocals, keys)
Teddy Presberg (guitar – #2,8,10,12)
Corey Foster (drums – #2,4,10,11)
Sizzla Kalonji (vocals – #3)
Vaughn Benjamin (vocals – #5)
Zahira Soul (- #12)

Tracklist "From Zero":

  1. He Who Has Ears
  2. Rocketship
  3. Golden Ones
  4. Free Up
  5. Don’t Lose Sleep
  6. See Sharp
  7. If You Follow
  8. Sheep Of Conformity
  9. Wednesday
  10. Perfect
  11. School Again
  12. Root Down
  13. We Got Vibes
  14. Sky High

Gesamtspielzeit: 62:26, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
Über mich
Meine Seite im Archiv
News
Mail: ulli(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>