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Nick Moss Band feat. Dennis Gruenling – Konzertbericht, 12.07.2017, Café Bar De Comm, Groesbeek (NL)

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Im Sommer 2017 war Nick Moss mit seiner Band unterwegs in Deutschland und anderen europäischen Ländern, unter anderem in den Niederlanden. Ein besonderer Termin war wohl das Konzert im Blues Moose Café, das wieder einmal in der Café Bar De Comm gastierte.
Nick Moss und seine Mannen sind ja schon etwas Spezielles, aber wenn sich dazu noch der exzellente Harp-Spieler Dennis Gruenling gesellt, dann wird das Spezielle zum Besonderen. Der Chicago-Blueser Nick Moss ist ja keine unbekannte Größe in der Musikszene des 12-Takters. Seit 1998 veröffentlicht der Künstler Alben. Los ging es damals noch unter dem Namen Nick Moss And The Flip Tops. Hier sind die Platten-Buchstützen "Count Your Blessings" und "Live At Chan’s – Vol 2". Als Nick Moss Band waren es "Time Ain’t Free" (2014), Live And Luscious (2015) und "From The Root To The Fruit", einem Doppelalbum mit Gästen wie Jason Ricci, David Hidalgo (Los Lobos) und Sax Gordon. 2017 wurde das Album für einen Blues Music Award nominiert und oben drauf auch die Gruppe in der Kategorie »Band of the Year«. Für die German Blues Abwards 2017 befand ich Nick Moss in der Jury und wurde mit dem »Ehrenpreis international« gewürdigt.
Da kann gleich mit Dennis Gruenling weiter gemacht werden, denn er hofft bei der Verleihung in Memphis auf die Auszeichnung als bester Harmonikaspieler. Er hat schon mit sehr vielen Musikern auf der Bühne gestanden und mit dem Album "I Just Keep Loving Him: A Tribute To Little Walter" (2008) würdigt er sein Vorbild. Dennis Gruenlings musikalischer Partner ist unter anderem Doug Deming, mit dem er "Rockin' All Day" einspielte.

Nick Moss Band feat. Dennis Gruenling im Blues Moose Café

Nick Moss Band feat. Dennis Gruenling im Blues Moose Café

Das Konzert begann nicht unbedingt pünktlich, denn Nick Moss & Co. ließen sich beim Essen etwas mehr Zeit als geplant. Nichtsdestotrotz war das einleitende Instrumental schon eine Eröffnung nach Maß. Danach hieß es: Willkommen in Chicago! Harper Dennis Grünling sowie der Bandleader machten "Someday" zu einem Spitzenprodukt des 12-Takters aus der Windy City. Man konnte von Beginn an feststellen, dass die Band eingespielt war, auch wenn sich die Spon­ta­ne­i­tät im Laufe des Gigs ihren Weg bahnte. Es wäre wahrscheinlich gar nicht notwendig gewesen, aber Nick Moss bat das Publikum auf seine Art darum, doch Beifall zu spenden, wenn den Anwesenden ein Solo gefiel. Applaus hätte es so oder so genügend gegeben.
Auch wenn sich der Tastenmann im roten Sakko präsentierte, war der Meister des kleinen Instruments vom Outfit her definitiv der Paradiesvogel der Combo. Was er auf dem Mississippi-Saxofon bot, war paradiesisch. Der Sound seiner Harp kam einer musikalischen Verführung gleich.
Mit seinen musikalischen Fantasien war er ganz weit vorne, auf Augenhöhe mit dem Gitarristen. Das Quintett stand bei diesem Auftritt auch für einen langen Atem, denn fast alle Songs waren von der Spielzeit her herrlich ausladend und somit ebenfalls motivierend, die Stimmung zu steigern und die Fußwippe in Bewegung zu halten.
Mit dem Überstreifen des Bottlenecks hielt gleichzeitig der Slow Blues Einzug in die sehr gut gefüllte Location. Oh Mann! Je langsamer die Musiker das Tempo bestimmten, desto schneller wuchs die Gänsehaut. Taylor Streiff stellte seinen Keyboardklang oft auf Piano. Er offenbarte phasenweise eine Virtuosität, die er auch durch seine Finger-Spagate zum Ausdruck brachte.

Nick Moss (lead vocals, guitar, slide guitar)

Nick Moss (lead vocals, guitar, slide guitar)

Die Nick Moss Band feat. Dennis Gruenling stand allerdings nicht nur für den Chicago Blues, sondern sondierte die musikalische Umgebung der amerikanischen Metropole perfekt aus. Folglich fütterten die Künstler ihre Songs – stets im Blues verankert – teilweise auch mit dem Rock’n’Roll oder Jump’n’Jive. So konnte man "Jump Children" relativ einfach einem der beiden Spielarten zuordnen. Die schwarz-weiße Tastenfahrt war genauso anregend wie Dennis Grünlings Einsatz auf der chromatischen Harp sowie seinem Lead-Gesang und Nick Moss' Gitarrensolo. In einem weiteren Punkt waren sich die Anwesenden definitiv einig. Die Rhythmusabteilung mit Bassist Nick Fane und Patrick Seals (Schlagzeug) ergaben die perfekte Kombination für einen anspruchvollen Groove, auch wenn sich beide nicht durch einen Alleingang in Szene setzen konnten. Aber verdient hätten es die beiden Musiker.

Nach dem Slow Blues konnte man später noch eine Stufe entspannter spielen und Nick Moss servierte dem begeisterten Publikum ein so etwas von butterweichem Solo, dass schon wieder eine Gänsehaut entstand. Das vorher angesprochene musikalische Umfeld wurde noch durch den Boogie erweitert. Hier hatte Taylor Streiff seinen großartigen Boogie Woogie-Auftritt und nach einem Kopfbedeckungstausch mit einem Zuschauer motivierte ein Nick Moss-Solo Dennis Gruenling zu einer feinen Tanzeinlage. Ganz allgemein war dieser Mann vor Bewegungsdrang kaum zu stoppen und zauberte bei seinem Harp-Einsatz auch noch Zitate von Song-Klassikern aus seinem nicht vorhandenen Hut.

Eine musikalische Steigerung war immer möglich, denn die letzte Nummer des Abends mutete fast wie Zauberei an. Hans, Fahrer der Band, hatte am 12.07. Geburtstag und die Nick Moss Band gemeinsam mit Teufels-Harper Dennis Gruenling brachten dem Hans ein Ständchen. Aber nicht irgendein Ständchen, sondern das bekannte "Happy Birthday" wurde komplett im Blues untergebracht. So konnte das Publikum mitmischen und der Hans, auf der Bühne stehend, war sichtlich gerührt.
Nicht nur am Schluss war dieses Konzert ein purer Quell der Emotionen und extrem unterhaltsam. Wie eingangs geschrieben, war der Chicago Blues & More-Gig etwas Spezielles. Hats off Nick Moss, Dennis Gruenling & Co.! Wie immer kann man sich die Songs auf dem Blues Moose-You Tube-Kanal anschauen.
Am 30.08.2017 wird die niederländische Band The Veltman Brothers im Blues Moose Café gastieren.

Line-up Nick Moss Band feat. Dennis Gruenling:

Nick Moss (vocals, guitar)
Dennis Gruenling (vocals, harmonica, backing vocals)
Taylor Streiff (organ, backing vocals)
Nick Fane (bass, backing vocals)
Patrick Seals (drums)


Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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