
Led Zeppelin, das sind Jimmy Page, Robert Plant, John Paul Jones und John 'Bonzo' Bonham. Letzterer verstarb am 25.09.1980 und damit endete das Kapitel einer der größten und erfolgreichsten Rockbands. Im Dezember 1980 gab man deren Auflösung bekannt. Bis heute weigert sich Robert Plant, mit den verbliebenen Mitgliedern und einem 'Ersatzdrummer' eine Reunion zu starten.
Robert Plant war zu dem Zeitpunkt, als mit dem Tod ihres Drummers auch Led Zeppelin begraben wurde, gerade mal 32 Jahre alt und vermutlich (auf Grund eines hervorragenden Managements) finanziell auf der sicheren Seite, dennoch wollte der rastlose Sänger die Hände nicht in den Schoß legen. Er war fest entschlossen, eine Solokariere zu starten, ein gewagter Sprung, denn sein Erfolg wird immer an dem mit seiner Hauptband gemessen.
Ein Grund für seinen Entschluss war sicherlich auch, dass er nun endlich das tun konnte, was er immer schon wollte: Zurück zu seinen Wurzeln gehen, denn er liebte von jeher den alten Rhythm ’n' Blues, ließ aber gleichzeitig auch weiterhin seinen Hang zum Mystischen (wie bereits zu seligen Zep-Zeiten) in die Texte seiner zukünftigen Platten mit einfließen. Der erste Schritt war 1981 ein Auftritt in einem kleinen Club in Stourbridge mit The Honeydrippers, wo man alte R&B-Nummern zum Besten gab. Es sollte eine Art Therapie für Plant sein, der den Tod seines besten Freundes immer noch nicht so ganz überwunden hatte.
Mitstreiter für sein Erstlingswerk "Pictures At Eleven", das 1982 veröffentlicht werden sollte, fand er in Robbie Blunt, Phil Collins, Cozy Powell, Paul Martinez und Jezz Woodroffe. Es ist ein Album, das die verschiedenen Facetten des Künstlers zeigt. Neben aktuellen Musikströmungen dieser Zeit kommt auch sein eigener musikalischer Stil zum tragen.
Anspieltipp: In dem fast achtminütigen "Slow Dancer" z. B. lässt Plant klassisch-arabische Elemente einfließen, was auch bei späteren Veröffentlichungen immer wieder der Fall sein wird. Mit "Pictures At Eleven" wird im Grunde schon mal die Richtung für zukünftige Veröffentlichungen vorgegeben.
Wer rastet, der rostet, und somit folgt bereits 1983 "The Principle Of Moments", eingespielt mit gleichem Line-up. Für kommende Veröffentlichungen gab es jedoch immer mal wieder Wechsel der beteiligten Musiker. Radiotaugliche Melodien sind hier das Zauberwort. Plant scheint immer noch nicht den Mut gefunden zu haben, endlich forscher ans Werk zu gehen. Mit diesem Album im Gepäck geht er zum ersten Mal wieder auf große Tour.
Hier ist "Wreckless Love" mein Anspieltipp.
"The Honeydrippers Volume One" erschien 1984. Hier lebte Plant sein Faible für R&B-Rhythmen der 50er Jahre ordentlich aus, doch es blieb leider nur bei dieser einen Scheibe. Sein 'alter' Weggefährte Jimmy Page war einer der Gastmusiker. Kleines Kuriosum am Rande: Der Song "Sea Of Love" schaffte es bis auf Platz 3 der US-Charts und aus Robert Plant wurde plötzlich ein Crooner: »weiß, sauber und anständig« – eine recht zweifelhafte Ehre für den Sänger.
Mit "Shaken 'N' Stirred" (1985) konnte man Plant ohne weiteres eine Anbiederung an die 80er Jahre vorwerfen, denn sie war ein Gemisch aus New Wave- und Synthiepop – sehr gewöhnungsbedürftig. Diese Scheibe konnte mich noch nie richtig überzeugen, mir fehlt die Plantsche Ausstrahlung, ist mir einfach zu synthetisch. Es war auch eines seiner umstrittensten Werke.
Anspieltipp: "Sixes And Sevens"
Da sagt mir die 88er "Now And Zen" schon eher zu, obwohl sie fast schon wieder zu kommerziell ist. Die Stücke sind gradlinig, es fehlen einfach die Ecken und Kanten, ich hab den Eindruck, Plant wollte auf 'Nummer sicher' gehen, was nicht unbedingt ein Vorteil ist. Jimmy Page unterstützt ihn ebenfalls wieder tatkräftig mit einigen Gitarrensoli. Kleines Schmankerl am Rande: In das leicht rockige "Tall Cool One" wurden Led Zeppelin-Fragmente (aus "Black Dog" sowie "Whole Lotta Love") eingebaut, löste bei Page aber nicht unbedingt eitel Freude aus.
Anspieltipp: "Heaven Know"
1990 – Zeit für "Manic Nirvana"! Plant hat Frieden mit seiner Vergangenheit geschlossen, so scheint mir. Denn nun endlich kommt ein Album, das vor lauter Saft und Kraft nur so strotzt, das Zuversicht ausstrahlt – es ist Robert Plant durch und durch! Es wird gerockt – man wird regelrecht niedergewalzt. Nicht nur Plant hat ordentlich Spaß, auch seine Begleitband hat offensichtlich Freude am Spielen, das merkt man mit jedem Ton. "Manic Nirvana" sein bis dahin experimentellstes und abwechslungsreichstes Album, konnte mich endlich wieder überzeugen.
Meine Anspieltipps: Das indisch-orientalisches Flair verbreitende "Tie Dye On The Highway" sowie das mit tollem Background-Gesang gespickte, sich stetig aufbauende "Your Ma Said You Cried In Your Sleep Last Night"
Fate Of Nation wurde 1993 veröffentlicht. Plant bleibt seinem mit "Manic Nirvana" eingeschlagenen Weg treu. Es wird wieder ein sehr spannendes Album, auf dem der Sänger seine Eindrücke auf Reisen durch orientalische und afrikanische Länder in die Songs einfließen lässt. Seine Stimme klingt exzellent. Diese Scheibe gehört zu meinen absoluten Favoriten.
Meine Anspieltipps: "Down To The Sea", "Come Into My Life", "Memory Song"
Neun Jahre hat es gedauert, bis das nächste Lebenszeichen des Künstlers im Jahr 2002 erschien: Dreamland. Ich bin nicht unbedingt ein Verfechter von Coverversionen, so dass die Scheibe unterschiedliche Gefühle bei mir auslöst. Plant interpretiert hier sehr eigenwillig verschiedene Klassiker wie Tim Buckleys "Song To The Siren" oder Bob Dylans "One More Cup Of Coffee" – meine Anspieltipps.
Mighty ReArranger (2005) ist gespickt mit verschiedenen Sound- und Klangelementen. Kritiker behaupten, es wäre das Album, welches dem Sound Led Zeppelins am nächsten käme, da es vom knallharten Rock über Blues bis hin zum Folk alles bietet. Ja selbst Ambient-Elemente finden sich in den Songs wieder, dennoch keine leichte Kost.
Anspieltipps: "Shine It All Around" , "All The Kings Horses"
2007 geht Robert Plant einen völlig neuen Weg. Gemeinsam mit der Bluegrass-Ikone Alison Krauss entsteht das Album Raising Sand, welches 13 völlig neu arrangierte Coverversionen enthält. Plant und Krauss haben den Stücken neue Frische eingehaucht. 2009 gewann das Album alle Grammys, für die es nominiert war: Album of the Year; Best Contemporary Folk/Americana Album; Record of the Year ("Please Read The Letter"); Best Pop Collaboration with Vocals ("Rich Woman") und Best Country Collaboration with Vocals ("Killing The Blues"). Nun, was will man mehr? Plant hat es geschafft, wurde mit Auszeichnungen überhäuft!
"Please Read The Letter", wem das Stück Stirnrunzeln verursacht, hier die Auflösung: Es war bereits auf dem Page/Plant-Album "Walking Into Clarksdale" aus 1998 enthalten, mit dem die beiden Zep-Kumpane noch im gleichen Jahr auf Tour gingen.
Anspieltipps: Nenne ich dieses Mal keine, das Album ist in seiner Gesamtheit ein Anspieltipp.
Lullaby And … The Ceaseless Roar ist 2014 am Start, eine sehr eigenwillige Scheibe. Rock trifft Folk und wird mit dazu passendem Elektronik-Sound verziert. Um diesem Album etwas abgewinnen zu können, muss man zum einen afrikanischen Klängen zugetan sein, zum anderen experimentellen Klängen gegenüber sehr aufgeschlossen und ein beinharter Plant-Fan sein. Für europäische Ohren ist die Platte – nun ja – gewöhnungsbedürftig und eher etwas für Musikliebhaber, die auch mal einen Blick über den sogenannten 'Tellerrand' werfen können.
Anspieltipps: "House Of Love", "Rainbow", "Turn It Up" und "Somebody There".
Man darf gespannt sein, auf welchen musikalischen Pfaden Mr. Plant demnächst wandeln wird. Für eine Überraschung ist er ja immer wieder gut.
Robert Plant muss niemandem mehr etwas beweisen, er macht das, was er will und zwar sehr erfolgreich. Er war Teil einer der größten Rockbands der Welt, er hat Soloplatten veröffentlicht, Preise gewonnen… Er hat es nicht mehr nötig, seine Stimmbänder für "Rock And Roll", "Black Dog" oder "Immigrant Song" zu quälen, um diese in sphärische Höhen zu schrauben. Er kann diese, immer noch wunderbare Stimme, auf seinen Solowerken seinem Alter angemessen, entsprechend wohldosiert einsetzen. Und dass sich die Stimme im Alter verändert, dürfte nicht unbekannt sein.
Deshalb sollte auch sein Wunsch respektiert werden, Led Zeppelin Geschichte sein zu lassen.
Robert Plant richtet den Blick nach vorn und nicht zurück – gut so!
Neueste Kommentare