![Eric Andersen - Mingle With The Universe: The Worlds Of Lord Byron - CD-Review](https://www.rocktimes.info/wp-content/uploads/2017/08/eric-anderson-mingle-with-the-universe-cover.jpg)
Der Name Eric Andersen mag selbst dem bewanderten Musik-Fan zunächst mal gar nicht so geläufig sein und dennoch war der Mann fast von Anfang an dabei und hatte jahrelang mit den ganz Großen der Musikwelt zu tun. Der in Pittsburgh, Pennsylvania geborene Sohn norwegischer Auswanderer war beispielsweise fester Bestandteil der Folk-Szene im Greenwich Village der frühen sechziger Jahre, bringt seit Mitte jenes Jahrzehnts Soloalben auf den Markt, spielte ab etwa Mitte der Achtziger für neun Jahre zusammen mit Rick Danko (Ex-The Band) in dem Trio Danko/Fjeld/Andersen und kann mit Stolz darauf verweisen, dass von ihm geschriebene Songs von Größen wie u. a. Johnny Cash, Bob Dylan, Judy Collins, Linda Ronstadt oder The Grateful Dead aufgenommen wurden. Mittlerweile kann der Amerikaner auf über dreißig Alben und eine bewegte Karriere zurück schauen.
Für sein aktuelles Album hatte sich Anderson dem englischen Poeten Lord Byron (1788 – 1824) gewidmet. Fast sämtliche (bis auf zwei) Texte auf "Mingle With The Universe…" stammen von dem Briten, die unser Protagonist lediglich in Musik umgesetzt (und die Lyrics wahrscheinlich etwas moderner gestaltet) hat. Verpackt wurde das Ganze in ein ansehnliches Singer/Songwriter-Gewand. Der gute Eric ist ein toller Erzähler und man kommt kaum drum herum, seine dunkle und (durch die Jahre) angegriffene Stimme zu mögen. Von der Ausrichtung her geht das sogar etwas in Richtung Leonard Cohen, selbst wenn die Stimmen und auch Texte natürlich nicht vergleichbar sind. Dennoch sind die insgesamt 14 Tracks sehr schön in Szene gesetzt, Andersen nimmt man die erzählten Geschichten ohne Anflug eines Zweifels ab und die Instrumentierung (mit u. a. Piano, Violine sowie Percussion) ist sehr erdig und abwechslungsreich ausgefallen.
Selbstverständlich darf bei einem solchen Arrangement auch die Harmonika nicht fehlen, die zusammen mit der Violine bei "Darkness" eine ebensolche Atmosphäre kreiert. Überhaupt ist die Grundauslegung der kompletten Platte eher melancholisch bis leicht-depressiv, was natürlich unter anderem auf das Leben des Poeten schließen lässt. Dennoch ist die Stimmung nie so düster, dass Sie den Hörer in ein schwarzes Loch oder einen dunklen Ort mitzieht. Dafür sind dann doch immer wieder erhellende Momente vertreten und falls man die nicht finden kann, besteht nach wie vor die Möglichkeit, sich an der superben Musik aufzurichten. Die beinhaltet dazu neben Midtempo-Tracks durchaus auch flottere Stücke.
Insgesamt also ein sehr starkes Singer/Songwriter-Album von einem Altmeister, der trotz über fünfzig Jahren im Business nie den ganz großen (kommerziellen) Erfolg erfahren durfte. Eine (für Eric Anderson ganz sicher nicht sehr witzige) Anekdote am Rande: Sein erfolgreichstes Album "Blue River" erschien im Jahr 1972 und als 1973 der Nachfolger "Stages" bereits fix und fertig aufgenommen war, verschwanden plötzlich auf mysteriöse Weise die Masterbänder. So ging dem Musiker ein wichtiges Momentum verloren und es dauerte zwei weitere Jahre, bis 1975 die nächste Scheibe veröffentlicht wurde. 1989 tauchten die verschollenen Masterbänder dann doch wieder auf und "Stages – The Lost Album" erschien schließlich 1991, fast zwanzig Jahre nach dem eigentlich geplanten Termin.
Eric Andersen lebt seit einiger Zeit in den Niederlanden und ist auch heute noch auf den Bühnen Europas, Japans und Nordamerikas aktiv.
Line-up Eric Anderson:
Eric Anderson (guitars, harmonica, lead vocals)
Michele Gazich (violin)
Giorgio Curcetti (oud, bass, electric guitars)
Cheryl Prashker (djembe, drum kit, percussion)
Paul Zoontjens (Steinway B piano)
Inge Anderson (harmony & background vocals)
Tracklist "Mingle With The Universe…":
- There’ll Be None Of Beaty’s Daughters
- Song To Augusta
- She Walks In Beauty
- Hail To The Curled Darling
- Farewell To A Lady
- Child Harold’s Farewell
- Albion
- Fifty Times
- Darkness
- Taqsim
- Mingle With The Universe
- Maid Of Athens
- When We Two Parted
- So We’ll Go No More A-Roving
Gesamtspielzeit: 48:15, Erscheinungsjahr: 2017
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