«

»

Running Wild / Death Or Glory + Blazon Stone + Pile Of Skulls (Re-Releases) – CD-Reviews

Running Wild - Death Or Glory - CD-Review

Noise-Wiederveröffentlichungen: Running Wild, Teil 5: "Death Or Glory"

Mit dem fünften Studioalbum "Death Or Glory" hatte sich das Piraten-Image der Hamburger Band Running Wild endgültig durchgesetzt. Soviel war also geblieben, allerdings war es im Line-up wieder mal schwer am rumpeln. Nachdem Stefan Schwarzmann lediglich für die Studioaufnahmen zu Port Royal zur Verfügung stand und dann zu U.D.O. wechselte, heuerte der Drummer Iain Finlay bei den Hanseaten an. Nur um kurz vor der anstehenden Tour von einem Barhocker zu fallen und sich den Arm zu brechen. Jörg Michael sprang für die Konzerte ein, aber für die neuen Studioaufnahmen stand Finlay dann wieder bereit. Leider zeichneten sich jedoch schon sehr bald persönliche Probleme zwischen ihm und dem Lead-Gitarristen Majk Moti ab.

Solche Spannungen entladen sich ja nicht selten in musikalische Höchstleistungen und das merkt man "Death Or Glory" dann auch deutlich an. Leider sind mir die ersten vier Alben der Hanseaten (noch!) nicht bekannt, aber was hier mit unter anderem "Riding The Storm", "Renegade", "Running Blood", "Marooned" oder "Bad To The Bone" auf dem Silber-Tablett serviert wurde, war lupenreiner, melodischer und dennoch ungeheuer powervoller Metal, bei dem auch der Mitgröhl-Faktor alles andere als zu kurz kam. Mit "March On" steuerte Majk Moti eine seiner (für Running Wild) seltenen Kompositionen bei und auch der Bassist Jens Becker sowie der Drummer Iain Finlay trugen einiges zu den Kompositionen bei.

"Death Or Glory" wird bis heute von vielen Fans als das beste Running Wild-Album betrachtet. Da ich nicht alle Alben der Band kenne, kann ich mir hierzu zwar kein Urteil erlauben, aber eines steht fest: Diese Scheibe bietet kanpp 55 Minuten kraftvollen, mitreißenden, melodiösen und sogar teilweise sehr eingängigen Metal, der sich damals wie heute nicht vor der Konkurrenz verstecken muss(te). Das Album veraufte alleine in Deutschland 100.000 Exemplare und somit doppelt soviele wie der Vorgänger "Port Royal". Running Wild waren in der 1. Liga angekommen.

Die neue Ausgabe verfügt über eine zweite CD, die die (ebenfalls sehr gute) im Jahr 1990 nachgeschobene EP "Wild Animal" sowie zwei im Jahr 2003 neu eingespielte Tracks des Original-Albums enthält. Auf der EP vertreten sind der sehr starke Titelsong und dazu Klasse-Nummern der Marke "Störtebeker", "Chains And Leather" sowie "Tear Down The Walls". Mit den Liner Notes von Malcom Dome und der insgesamt sehr schönen Aufmachung insgesamt also ein absoluter Gewinner.


Line-up Running Wild:

Rock’n’Rolf (rhythm guitars, vocals)
Majk Moti (lead guitars)
Jens Becker (bass)
Iain Finlay (drums)

Tracklist "Death Or Glory":

CD 1:

  1. Riding The Storm
  2. Renegade
  3. Evilution
  4. Running Blood
  5. Highland Glory (The Eternal Fight)
  6. Marooned
  7. Bad To The Bone
  8. Tortuga Bay
  9. Death Or Glory
  10. Battle Of Waterloo
  11. March On

CD 2:

  1. Wild Animal
  2. Tear Down The Walls
  3. Störtebeker
  4. Chains And Leather
  5. Riding The Storm (re-worked version, 2003)
  6. Bad To The Bone (re-worked version, 2003)

Gesamtspielzeit: 54:20 (CD 1), 29:42 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2017 (1989, 1990)


Running Wild - Blazon Stone - CD-ReviewNoise-Wiederveröffentlichungen: Running Wild, Teil 6: "Blazon Stone"

Running Wild waren mit "Death Or Glory" in der europäischen Elite des Heavy Metal angekommen. Nachdem 1990 mit der EP "Wild Animal" nachgelegt wurde, zerlegte sich die Band trotz des großen Erfolgs jedoch fast selbst. Die Spannungen zwischen den anderen drei Mitgliedern wurden so groß, dass Rock’n’Rolf gezwungenermaßen eine Entscheidung treffen musste. Der Drummer Iain Finlay wurde gefeuert und der bis dahin als Roadie agierende Schlagzeuger AC übernahm dessen Posten. Jedoch hielt auch diese Besetzung nicht sehr lange und schließlich musste auch der Lead-Gitarrist Majk Moti seinen Hut nehmen. Ersetzt wurde er durch Axel Morgan, der erst kurz vor den Aufnahmen zum neuen Studioalbum "Blazon Stone" zur Band stieß und somit noch keinen Anteil am Songwriting hatte.

Neue Bandmitglieder – neues Image? Könnte man fast meinen, denn Piraten spielten auf "Blazon Stone" überhaupt keine Rolle mehr. Rock’n’Rolf blieb zwar weiterhin textlich bei der Aufarbeitung geschichtlicher Themen (u. a. "Little Big Horn" und "Billy The Kid"), aber das Leben auf der See blieb hier außen vor. Den Songs auf "Blazon Stone" (das mir persönlich sogar noch ein Spur besser gefällt als sein Vorgänger) gehen nach wie vor ab wie Schmitts Katze, die Power ist nach wie vor da und auch die Melodien sowie der Mitsing-Faktor blieben Teil der Bandphilosophie. Stampfende Metal-Tracks wie der Titelsong, "Slavery", "Straight To Hell" oder "Little Big Horn" lieferten nach wie vor eine bärenstarke Visitenkarte ab, die sich sehen lassen konnte. Und der neue Gitarrist Axel Morgan stand definitiv seinen Mann! Sehr interessant auch, dass sich auf diese Scheibe der Coversong "Genocide" von Thin Lizzy geschlichen hatte, was ich (zu covern, meine ich) sonst eigentlich nicht von den Hanseaten kenne. Das Original gefällt mir zwar besser, aber interessant ist die Version der Deutschen allemal.

Wenn es an "Blazon Stone" etwas zu kritisieren gibt, dann seien folgende zwei Punkte genannt: Zum einen war der neue Drummer AC bei weitem nicht so gut wie sein Vorgänger, zum zweiten kommt mir der Sound eine Spur zu 'verhallt' rüber. Soll heißen, dass der eigentlichen Musik so einiges an Power weg genommen wurde, um sie – wahrscheinlich, eine reine Vermutung meinerseits – noch massentauglicher zu machen. Dabei hätte die Hamburger Band dies eigentlich gar nicht nötig gehabt. Es ist aber davon auszugehen, dass – wenn der Rubel erstmal rollt – dann auch von der Plattenfirma und allen möglichen Leuten im Umfeld sehr viel Druck gemacht wird, damit sich die Verkaufszahlen im schlimmsten Fall halten, lieber aber noch deutlich erhöhen. 440.000 weltweit verkaufte Exemplare waren das Ergebnis.

Dennoch eine sehr geile Metal-Scheibe! "Blazon Stone" kommt in dieser Neuauflage lediglich als Einzel-CD und auch mit nur zwei Bonus Tracks, nämlich Neueinspielungen von Stücken des Original-Albums (das 1991 veröffentlicht wurde), aufgenommen im Jahr 2003.


Line-up Running Wild:

Rock’n’Rolf (rhythm guitars, vocals)
Axel Morgan (lead guitars)
Jens Becker (bass)
AC (drums)

Tracklist "Blazon Stone":

  1. Blazon Stone
  2. Lonewolf
  3. Slavery
  4. Fire & Ice
  5. Little Big Horn
  6. Over The Rainbow
  7. White Masque
  8. Rolling Wheels
  9. Bloody Red Rose
  10. Straight To Hell
  11. Heads Or Tails
  12. Billy The Kid
  13. Genocide
  14. Blazon Stone (re-worked version, 2003)
  15. Little Big Horn (re-worked version, 2003)

Gesamtspielzeit: 72:30, Erscheinungsjahr: 2017 (1991)


Running Wild - Pile Of Skulls - CD-ReviewNoise-Wiederveröffentlichungen: Running Wild, Teil 7: "Pile Of Skulls"

Anfang der neunziger Jahre und nach der Veröffentlichung von "Blazon Stone" war Rock’n’Rolf mit seinen Running Wild wahrscheinlich auf dem absoluten Höhepunkt seiner Karriere angekommen. Die Scheibe wurde selbstverständlich auch ausgiebig betourt, was die neue Bandbesetzung eigentlich hätte mehr zusammenschweißen sollen. Nach der Tour kam es bei dem ersten Band-Meeting allerdings schon wieder zum internen Fiasko. Sowohl der Bassist Jens Becker, als auch der noch relativ neue Drummer AC sprachen sich für einen deutlichen Kurswechsel hin zu kommerzielleren Ufern aus. »Sie wollten erwachsenere Musik machen…«, wie der Bandleader im Booklet zur Platte erzählt. Somit war schnell klar, dass sie gehen mussten. Für den Posten am Schlagzeug konnte Mr. Kasparek seinen alten Kumpel (und Drummer auf "Port Royal") Stefan Schwarzmann gewinnen, der seinerseits den Bassisten Thomas 'Bodo' Smuszynski an Bord brachte, mit dem er zuvor bei U.D.O. gespielt hatte.

Das Material für die Nachfolgerscheibe "Pile Of Skulls" wurde dieses Mal wieder fast im Alleingang von Rock’n’Rolf komponiert, lediglich die Musik des Titelsongs stammte von Axel Morgan. Und noch etwas kehrte in die Songs zurück, nämlich das Thema Piraten. Back to the roots sozusagen… naja, fast, wenn man die ersten beiden Bandscheiben mal weg lässt. Aber wie dem auch sei, auch "Pile Of Skulls" konnte wieder bärenstarkes Songmaterial auffahren. Insgesamt zwar vom Tempo her etwas zurückhaltender und auch von den Tracks nicht ganz so brilliant wie auf "Blazon Stone", dennoch eine weitere sehr starke Scheibe.

Dabei waren Heavy-Dampfhämmer der Marke "Black Wings Of Death", "Fistful Of Dynamite", "Pile Of Skulls" oder "Treasure Island" zwar echte Running Wild-Spezialitäten, dennoch kam in manchen Fan-Kreisen bereits damals die Kritik auf, die Band würde sich ständig wiederholen. Logischerweise muss man das nicht mögen, aber hat diesen (hinkenden) Vorwurf jemals irgendein waschechter Metal- oder Hardrock-Fan solchen Combos wie AC/DC, Iron Maiden oder Motörhead gemacht? Selbstverständlich liegt dies wie immer alles im Auge des Betrachters und sehr vielen Metal-Fans ging dieser Vorwurf dann auch so ziemlich am Allerwertesten vorbei.

Der zweite Silberling dieser neuen Ausgabe enthält jeweils zwei Neubearbeitungen von älteren Tracks aus den Jahren 1992 und 2003 sowie die beiden Single-B-Seiten "Hanged, Drowned & Quartered" und "Win Or Be Drowned".

"Pile Of Skulls" lief zwar nicht mehr ganz so gut wie "Blazon Stone", wanderte weltweit aber trotzdem stolze 350.000 Mal über die Ladentheken. Nach wie vor Respekt, meine Herren, solche Zahlen treiben heutzutage etwa 90 % aller noch aktiven Bands bittere Tränen in die Augen! Aber das waren andere Zeiten und es würde natürlich alles nichts nutzen, wenn die Musik nichts getaugt hätte. Aber die war – wie schon erwähnt – immer noch sehr stark. Drei sehr geile Running Wild-Alben also, von denen "Blazon Stone" für mich eine knappe Nasenspitze vor den beiden anderen rangiert.


Line-up Running Wild:

Rock’n’Rolf (rhythm guitars, vocals)
Axel Morgan (lead guitars)
Thomas Smuszynski (bass)
Stefan Schwarzmann (drums)

Tracklist "Pile Of Skulls":

CD 1:

  1. Chamber Of Lies
  2. Whirlwind
  3. Sinister Eyes
  4. Black Wings Of Death
  5. Fistful Of Dynamite
  6. Roaring Thunder
  7. Pile Of Skulls
  8. Lead Or Gold
  9. White Buffalo
  10. Jennings' Revenge
  11. Treasure Island

CD 2:

  1. Beggar’s Night (’92 alternative version)
  2. Hanged, Drowned & Quartered (single b-side)
  3. Win Or Be Drowned (single b-side)
  4. Uaschitschun ’92
  5. Whirlwind (re-recorded version, 2003)
  6. Treasure Island (re-recorded version, 2003)

Gesamtspielzeit: 58:23 (CD 1), 35:17 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2017 (1992)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>