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Counter-World Experience / Leaving Lotus – CD-Review

Counter World Experience / Leaving Lotus

Am 20.März dieses Jahres hatte ich die 2009er Platte der Band vorgestellt. Die im Jahre 2001 gegründete Formation legte hiermit das seinerzeit vierte Album vor.

"Leaving Lotus"  ist drei Jahre älter, stammt original also aus 2006. Nun erfolgte die remasterte Neuauflage. Und um noch einmal auf die Eigenaussage der Band zurückzukommen, ihre Musik sei als »Jazz-Metal par Excellence – ohne jegliche Grenzen« zu bezeichnen, war bereits auf diesen Aufnahmen der Jazz nicht vernehmbar. Doch hochinteressant ging es bereits 2006 zu. Im Gegensatz zu "Metronomicon" werden keine Gastmusiker involviert, also eine reine Triobesetzung erzeugt diesen 'Wall Of Sound'. Allerdings dröhnt es nur zu Beginn wie erwartet, bis sich inmitten des Songs eine Tür öffnet, um ein kurzes aber feines Bass-Solo zu präsentieren. Und genau das klingt dann in der Tat etwas in Richtung dessen, was man aus dem Genre des Jazz Rock kennt.

Das kraft- und druckvoll agierende Schlagzeugspiel schafft Raum für Bass- und Gitarrenarbeit, und bereits beim zweiten Titel, "Isis The Prism" versucht man, inmitten des strengen Rahmens, ohne Gesang ist das noch stringenter, Raum zu schaffen. Raum für Nuancen, die sich dann auch einmal ausbreiten können und die Strukturen durchbrechen, Frische, Offenheit und fließende Atmosphäre einbringen, das halte ich für sehr gelungen und führt mich zu der Aussage, dass man auf "Leaving Lotus" offensichtlich noch ein wenig mehr forschte und offener experimentiert als nachfolgend.

Knapp auf den Punkt gebracht schien man eine Art Synthese schaffen zu wollen zwischen der Musik solcher Bands wie Dream Theater und diversen Jazz-Rock-Bands und Musikern des Genres, seien es Al di Meola oder Allan Holdsworth, oder ganz entfernt Fragmente des Mahavishnu Orchestra’s sowie hier und da eine Prise King Crimson. Doch leider klappt es nicht unbedingt mit dieser Verbindung, stehen oft die Elemente einfach nebeneinander und verschmelzen nicht, wie es besser hätte geschehen sollen.

Nichtsdestotrotz ist dieses nicht als Abwertung gemeint, es ist einfach so entstanden, das Ergebnis steht durchaus auf hohem Niveau und sorgt für gute Unterhaltung. Gerade auch, weil die einzelnen Stücke in sich bereits für Abwechslung sorgen durch ständige Veränderung, Rhythmuswechsel und Einstreuungen durch Programmierung und Synthesizer, so dass bisweilen ein verspielt wirkender Charakter der Musik erzeugt wird.

Eine kleine, eher überflüssige Randerscheinung zum Schluss, denn nach Ende der regulären Spielzeit des Titelsongs folgt eine Auszeit mit Stille, Dauer ca. siebzehn Minuten, bis dann mit einer swingenden Triangel, begleitet von Chorgesang mit einsilbigem Vortrag, die CD ihren finalen Punkt erreicht. Witzig? Auf jeden Fall der jazzigste Moment der Platte!


Line-up Counter-World Experience:

Benjamin Schwenen (guitar, synth-guitar, programming)
H.D. Lorenz (bass)
Thorsten Harnitz (drums, percussion, programming)

Tracklist "Leaving Lotus":

  1. Amygdala (5:31)
  2. Isis The Prism (6:01)
  3. Decade Of The Brain (4:38)
  4. Boy Meets World (4:15)
  5. Eurobeat (6:18)
  6. FeMalice / The Lobster Under My Skin (6:18)
  7. Interbeing (5:33)
  8. Ikaros (4:45)
  9. Leaving Lotus (5:37)

Gesamtspielzeit: 66:07, Erscheinungsjahr 2017 (2006)

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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