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The Blues Overdrive / Overdrive Live! – CD-Review

Schade! Von dem 2015 erschienenen, mit einem European Blues Award ausgezeichneten, Album Clinch! gibt es auf der vorliegenden Platte "Overdrive Live!" nur zwei Tracks von der preisgekrönten Scheibe. Vom Debüt kommen mehr Songs vor.
»Recorded Live To Tape – No Dubs – No BS!« So steht es in kleineren Lettern oben auf dem Frontcover. Okay, dann darf man von unverfälschten Aufnahmen ausgehen. Die entstanden 2016 auf dem Smukfest, Skanderborg. Die knapp dreiundvierzig Minuten sind mit neun Liedern gefüllt. Einmal ist Bob Dylan der Komponist und für "You Got The Power To Turn Me On" steht Willie Chambers von den Chambers Brothers gerade.
Okay! Wenige Nummern von einem geschätzten Album müssen ja nicht heißen, dass dieser Live-Mitschnitt nicht die geforderte Empfehlungs-Hürde überspringt. Wie lange der Auftritt beim Smukfest dauerte, kann von hier aus nicht beurteilt werden, aber mit der bereits erwähnten Gesamtspielzeit hat die dänische Band The Blues Overdrive die Messlatte schon einmal gerissen.

Die Album-Eröffnung "Death On The Highway" ist eine rockig-groovende Angelegenheit, bei der sich das Trio sozusagen auf Betriebstemperatur bringt. Andreas Andersen serviert dem Hörer ein erstes interessantes Solo und mit einigen scharf gewürzten Riffs ist der Opener eher unspektakulär schon vorbei. Das anwesende Publikum spendiert ordentlich Beifall.
"Three Time Lover" verfügt über eine weitere Portion Groove und schaut musikalisch ganz allgemein in Richtung Chicago. Das Stück kommt gut rüber, zumal sich der Lead-Gitarrist fast über die gesamte Spielzeit des Tracks positiv bemerkbar macht. Martin Olsens Stimme macht in Blues und sein Gesang passt zur gebotenen Musik.

Was folgt sind fast neuneinhalb Minuten "Ball & Chain" vom Erstling aus dem Jahr 2012. Slow Blues ist angesagt und den zelebriert der Dreier mit extra viel Hingabe. Fast hypnotisch ist der Touch und im Vergleich zu den ersten beiden Liedern könnte man meinen, hier wäre ein anderer Lead-Gitarrist am Werk. Mit unterschiedlichen Sechssaiter-Klangfarben bewegt sich Andreas Andersen auf der psychedelischen Schiene und nicht zu knapp, denn schließlich lässt man sich ausreichend Zeit für Fretboard-Exkurse. Tolle Nummer, dieses "Ball & Chain" und definitiv ein Highlight.

"You Got The Power To Turn Me On" verpackt man geschickt in rockendes Retro-Geschenkpapier. Auch hier zeigen beide Daumen nach oben, unter anderem weil bereits genannter Lead-Gitarrist ideenreich überzeugt.
"Cherry" ist fein relaxt, kann durch einen ebenso entspannten Gesang punkten und schließlich ist da wieder Andreas Andersen, die wohl zentrale Person des Trios, auch wenn Martin Olsen als Frontman fungiert.

Das von Bob Dylan zu Papier gebrachte "High Water (For Charley Patton)" schaufelt man frei vom Country-Ambiente und zieht die Nummer hin zum Blues Rock. Gut gemacht und so wird dieses Stück ebenfalls auf der Habenseite der vorliegenden Platte notiert.
Wie im Songtitel bereits angedeutet, ist "Mr. 16 Tons (Blues For Thorup)" einem dänischen Blueser gewidmet, der seinerzeit intensiv mit Alexis Korner zusammenarbeitete. Begleitet von vordergründig-tiefergelegten Brother Birck-Tönen bietet auch diese Nummer Abwechslung und Andreas Andersen ist einfach ein klasse Gitarrist.
So darf man sich als Abschluss auch auf ein ziemlich losgelöstes "I Was Wrong" freuen. Die Antriebsfeder des Tracks ist hier der Rock’n’Roll.

Von der Gesamtspielzeit her hat "Overdrive Live!" leider die Messlatte gerissen. Aber musikalisch gibt es keine Fehlversuche mehr und so kann dieses The Blues Overdrive-Konzert-Dokument doch noch empfohlen werden.


Line-up The Blues Overdrive:

Martin Olsen (vocals, guitar)
Brother Birck (bass, backing vocals)
Louisian Boltner (drums)
Andreas Andersen (single guitar)

Tracklist "Overdrive Live!":

  1. Death On The Highway
  2. Three Time Lover
  3. Ball & Chain
  4. High Water (For Charley Patton)
  5. Everybody Was Rocking
  6. Mr. 16 Tons (Blues For Thorup)
  7. You Got The Power To Turn Me On
  8. Cherry
  9. I Was Wrong

Gesamtspielzeit: 42:43, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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