Aah, schon wieder eine Roots Rock-Perle einer mir bisher (hörtechnisch) unbekannten Band. Dabei hatten The Vegabonds bereits zwei Alben (Dear Revolution sowie Southern Sons) und eine EP (RCA Studio B) zu uns auf die Reise geschickt. Meine Unwissenheit sei lediglich dadurch entschuldigt, dass die Band sich im Anschluss (fast!) komplett aus Europa zurückzog und stramme sieben Jahre brauchte, um jetzt mit "What We’re Made Of" ihre dritte Langrille vorzulegen. Auf der faulen Haut ausgeruht hatte sich das Quintett allerdings nicht, vielmehr war es in den zurückliegenden Jahren fast pausenlos auf den Straßen und Bühnen der USA unterwegs und hatte zudem die Verluste des Keyboarders Jamie Hallen und des Gitarristen Alex Cannon zu verkraften.
Umso schöner also, dass als Lebenszeichen nun zwölf neue Tracks eingereicht wurden, die bereits nach kurzem Anhören zu überzeugen wissen. Starkes Songwriting trifft auf feine Melodien und einen erfrischenden Punch, der dem Ganzen dann noch eine Extra-Spur an Leben einhaucht. Gerne 'klimpert' auch immer wieder ein cooles Piano im Hintergrund zu den zumeist rockig angelegten Songs, die übrigens allesamt vom Frontmann Daniel Allen intoniert werden. Dahinter agieren die Gitarre von Richard Forehand, das Keyboard/Piano von Neuzugang Beau Cooper und die so powervolle wie groovige Rhythmusabteilung mit Paul Bruens am Bass sowie Bryan Harris am Schlagzeug.
Highlights gibt es auf "What We’re Made Of" viele zu entdecken. Beispielsweise das mit Slide-Gitarre angestimmte rockige "Cruise On", das dazu über einen gnadenlos überzeugenden Refrain verfügt, selbst wenn die die Strophen etwas an die Black Crowes-Version von "Too Hard To Handle" erinnern. Geschenkt, da der komplette Rest der Nummer ein lupenreiner Gewinner ist. Dann wäre da das ebenfalls herausragende "Where We Used To Go", höllisch groovend und mit einem klasse Text über verlorene bzw. verlaufene Freundschaften versehen. Und wieder sammelt Coopers Piano kräftig Punkte.
Dass bei dieser höllisch-heißen Mischung aus Southern-/Roots Rock und Americana natürlich auch der Blues nicht zu kurz kommen darf, versteht sich von selbst. Hier nachvollziehbar bei dem sich – zwar zunächst behutsam, dann aber ganz entschieden – in den Gehörgängen festsetzenden "Miss You Blues". Kein klassischer Zwölftakter, aber dass Daniel Allen hier die eine oder andere trübe Stunde aufarbeitet, ist schlichtweg unüberhörbar. "Ghost Town" beginnt mit einer fein gezupften Elektrischen, bevor sich die Slide dazu gesellt. Eher eine der ruhigeren Nummern, bei der es sich der Fünfer aus Alabama (dieses Album wurde hingegen in Nashville aufgenommen) aber erwartungsgemäß nicht nehmen lässt, im Refrain wieder einen Gang höher zu schalten.
Wenn man es genau nimmt, hätte ich auch noch jeden anderen Track extra erwähnen und näher beschreiben können, denn einen Ausfall sucht man auf "What We’re Made Of" von The Vegabonds vergeblich. Somit dürften diese Jungs aus dem Süden Nordamerikas nicht nur für mich eine sehr erfreuliche Entdeckung sein. Freunden dieses Stils sei die Scheibe ohnehin ans Herz gelegt, aber auch alle anderen Liebhaber handgemachter Rockmusik mit Country-Elementen und Südstaaten-Flair können hier schlicht und ergreifend nichts falsch machen. Denn der Fünfer hat zwar das Rad keinesfalls neu erfunden, ist dafür aber in der Lage, seine großartigen Songs wirklich auch großartig und authentisch umzusetzen.
Diese Scheibe verfügt über jede Menge starke Songs, einen warmen Sound, einen sehr guten Sänger sowie Musiker und neben massenhaft guten Melodien kommt auch die Power nicht zu kurz. Von meiner Seite also alle Daumen nach oben!
Line-up The Vegabonds:
Daniel Allen (guitars, lead vocals)
Richard Forehand (lead guitars, pedal steel, mandolin, background vocals)
Beau Cooper (piano, organ)
Paul Bruens (bass)
Bryan Harris (drums)
Tracklist "What We’re Made Of":
- Oh My Lord
- Where We Used To Go
- Blood To Roam
- Cruise On
- Take A Ride
- Best Of Me
- Miss You Blues
- The Hammer
- Hard Road Home
- Hope She’s Still Mine
- Ghost Town
- What We’re Made Of
Spielzeit: 55:29, Erscheinungsjahr: 2016
3 Kommentare
Stefan
3. April 2017 um 18:50 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Da kann ich mich nur anchließen – was für ein tolles Album!
Abwechslungsreich, melodisch … und mit viel Herzblut gespielt.
Meine Empfehlung!
Ulli Heiser
25. März 2017 um 19:58 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Was für eine geile Scheibe! Läuft gerade und ich bin begeistert
Markus
26. März 2017 um 0:24 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Ich sach’s ja! :-))