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The Lumes / Envy – EP-Review

The Lumes / Envy

Ohne Vorwarnung oder Geplänkel startet die Indie-Gitarre gleich zu Beginn ihren Ritt und verströmt eine Endzeitstimmung, die allerdings nicht die Zeit lässt, groß drüber nachzudenken, wie diese Endzeit vonstattengeht.

Bass und Schlagzeug hämmern und bollern mit gleicher Verve auf das Fundament. Auch Maxime schreit seine Vocals nach vorne und unterstreicht per Timbre eine Art Wut, Trauer, Unzufriedenheit und Genervtheit. Leider enthält das Booklet der mir vorliegenden CD keine Lyrics. Diesen beim Hören zu folgen ist ansonsten schwer und für jemanden, der Englisch nicht mit der Muttermilch aufgesogen hat, eigentlich nicht möglich, denn diese leichte Verzerrung, die allem innewohnt ist ein zusätzliches Hindernis.

Neben digitalem Tonträger ist die EP der drei Niederländer auch als Vinyl erhältlich. Allerdings streng limitiert: 200 handnummerierte 12″-Versionen, sowie 100 Stück in mintgrün.

Im Prinzip zieht sich das musikalische Gusto durch alle sechs Tracks der Scheibe, wird allerdings hier und da durchaus mit Abwechslung aufgelockert. Dazu braucht es jedoch mehrere Hördurchgänge, denn den in dieser Musiksparte Ungeübten kommt anfangs erst einmal alles fast gleich vor. Das liegt zum einen an der Färbung und dem Spiel der Gitarre, zum anderen an der Arbeit der Rhythmiker sowie dieser subtilen Verzerrung und natürlich am Ausdruck der Stimme.

Mit jedem Hördurchgang öffnen sich jedoch Türen. Man kann nun dem Bass folgen, sich auf die Drumeskapaden fokussieren und auch der Gesang verlässt nun schon mal das monotone 'Jammern'. Besonders gelingt das bei "Who Makes Me Try?", denn da scheint die Aussage der Platte ihren Gipfel zu erreichen. Für diese musikalische Spielart, die sich irgendwo am Boden eines brodelnden Kessels aus Noise, Grunge, Punk, Shoegaze und Indie bildet, ist das fast als progressiv zu bezeichnen.

Wenn der Promozettel mit den Worten »Welcome my son, welcome to the machine« schließt, ist das schon korrekt benannt. Die Musik prescht und rattert wie eine Maschine. Allerdings nicht wie eine, die Erdbeereis fabriziert, sondern eher wie eine, die alles aufzufressen scheint, was im Wege steht.

Der Grundtenor von "Envy" ist heraus geschriene Wut und Hoffnungslosigkeit. Keine Musik über das Blümchen, welches sich über den Besuch der Biene freut. Nein, jede Blume im Einflussbereich der Lautsprecher würde wohl den Kelch schließen, sobald die Lumes einstöpseln. Der Hörer indes kann durchaus an den Feinheiten im Gepolter Spaß haben. Er muss sie sich allerdings erarbeiten und finden.


Line-up The Lumes:

Maxime Prins (vocals, guitar)
Lennard van der Voort (bass)
Mitchell Quitz (drums)

Tracklist "Envy":

  1. Anguish
  2. Slow
  3. Discharge
  4. Feign
  5. Compulsion
  6. Who Makes Me Try?

Gesamtspielzeit: 21:50, Erscheinungsjahr 2017

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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