Es ist eigentlich so einfach … Die Gesetze des Erfolgs in der Musik sind in allerlei Charts festgeschrieben. So wie alle Gesetze dieser Welt irgendwo festgeschrieben sind und mehr oder minder auch befolgt werden.
Doch wenn eine Band das Statement »Inter arma enim silent leges« in das Booklet schreibt, was der Nichtlateiner mit 'Denn unter den Waffen schweigen die Gesetze' übersetzt, dann muss man zustimmend nicken. Zumindest gilt das für die reale Welt. Aber auch was die musikalische Welt betrifft, ist das so, denn mit "Pleonexia" wird Krane, die Schweizer Band aus Basel um den Bassisten Tobias Rickli, die beiden Gitarristen Dominique Anceschi und Matthias Edel sowie den Drummer Thomas Krebser wohl schwerlich die Charts stürmen.
Es darf aber bezweifelt werden, dass dies das Anliegen der Protagonisten ist, zumal sie sich auch politisch festlegen, indem sie das allgegenwärtige Thema Flüchtlinge angehen. Dieses gesprochene Statement sowie weitere Sprachfetzen bilden die Ausnahme im ansonsten instrumentalen Album. Dass die vier Musiker einem leider wohl eher überschaubaren Kreis an Fans gegenüberstehen, sagt aber nichts über die musikalische Qualität aus. Wir alle wissen, wie es sich mit Platzierungen und somit Geld verdienen in diesem Business verhält. Quantität ist nicht Qualität, so lautet die Formel.
"Pleonexia" ist das zweite Album von Krane und behandelt das Thema Krieg. Von der anfänglichen Täuschung, die einem Krieg oft vorangeht, bis hin zu den Nachwirkungen nach Ende der Kämpfe. Das Thema wird konsequent umgesetzt und dient als weiterer Beweis, dass man anderes im Sinn hat, als im Radio gespielt zu werden. Schaut man sich die erste Platte "Ouroboras" aus dem Jahr 2013 an, so wird das unterstrichen, denn dieses Werk setzt sich mit dem Thema Psychosomatik auseinander.
"Deception" startet ruhig und sphärisch, so als ob man einen Stein wirft, der dann, im Wasser gelandet, für langsam auseinanderziehende Kreise sorgt. Danach wird es aber nicht ruhig, wie auf besagter Wasseroberfläche, denn in "I: Stratetic Level" brechen die Salven des Drummers mit Verve in die Stille, denen sich alsbald sägend metallische Gitarrenchords anschließen. Marschtrommel-Rhythmen leiten in einen Break, der die beiden Gitarren getrennt losmarschieren lässt. Die eine oszilliert klar eine hochmelodiöse Passage, während die andere ihr metallisches Gesäge forciert. Wäre das Thema nicht der Krieg, man möchte applaudieren, ob des gelungenen Songwritings.
Die Felle werden in "Destabilation" nach einigen Sprachfetzen wieder so bemüht, dass Freunde von sich stark bewegenden Lautsprechermembranen sich die Freudentränen aus den Augen reiben können. Überhaupt ist rhythmisch allerhand geboten. Die Saitenphalanx schlägt ebenfalls zu und beim Genießen und Bestaunen der mächtigen Soundergüsse stellt der Rezensent fest, dass das Geschehen bereits im "II: Operational Level" spielt.
In "III: Tactical Level" gibt es eine leichte Wiederholung der Melodie aus dem "I: Statetic Level" und der Drummer malträtiert seine Felle so, als wolle er sich selbst überholen. Tribale Rhythmik legt die Spur, in der dann die Gitarren tiefe Furchen ziehen und keinen Grashalm stehen lassen. Ohne Stopp pflügen sie in die "Combat", werden kurz ausgebremst und gewinnen dann wieder Land. Krane demonstrieren mit der Kürze dieses Tracks, dass, bevor es zu einem Kampf kommt, viel mehr Zeit verwendet wird, diesen vorzubereiten.
"Aftermath" beginnt mit 'Funkverkehrsgesprächen', denen Maschinengewehrsalven hintergründig beigelegt werden. Musikalische Begleitung sind lediglich die an- und abschwellenden Tieftönersequenzen. Und dann tritt Stille ein. Das Album ist beendet, obwohl die nun vorherrschende Ruhe irgendwie immer noch Teil des Werkes zu sein scheint.
Die Musiker haben mit diesem Konzeptalbum das Thema Krieg anschaulich in Noten gepackt und lassen jetzt bereits Vorfreude auf die nächste Platte aufkommen. "Pleonexia" wurde von den Schweizern im eigenen Bandraum ohne Hilfe digitalen Equipments aufgenommen und anschließend im Black Art Studio gemastert. Zur Band selbst sei noch angemerkt, dass sie 2012 das Licht der Welt erblickt hat und wegen diversen Musikerwechseln kaum touren konnte. Lange Jahre suchten die beiden verbliebenen Bandgründer nach neuen Kollegen, um ihr Projekt nicht sterben zu lassen. Auch eine Überschwemmung des Bandraums ließ sie nicht in Agonie verfallen und daher ist es besonders erfreulich, dass 2016/2017 das neue und jetzige Line-up an die Arbeit zum nun, am 27. Oktober erscheinenden Album gehen konnte.
Line-up Krane:
Tobias Rickli (bass)
Dominique Anceschi (Gitarre)
Thomas Krebser (Schlagzeug)
Matthias Edel (Gitarre)
Tracklist "Pleonexia":
- Deception
- I: Stratetic Level
- Destabilitation
- II: Operational Level
- III: Tactical Level
- Combat
- Aftermath
Gesamtspielzeit: 37:48, Erscheinungsjahr 2017
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