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Epitaph / Live At Rockpalast – CD + DVD-Review

Epitaph - Live At Rockpalast - CD + DVD-Review

Wenn etwas richtig gut ist, darf man es immer wieder bringen. So oder so ähnlich hat offensichtlich auch das Hannoveraner Label MIG Music gedacht, das nun die original im Jahr 2011 erschienenen Rockpalast-Auftritte von Epitaph in etwas erweiterter Form (auf die wir später noch kommen) noch einmal neu aufgelegt hat. Der erste der drei Gigs stammt vom 02. Februar 1977, als die Band immerhin schon drei Alben im Rücken und auch sonst bereits so einiges (u.a. das USA-Abenteuer, über das wir bereits mehrfach in anderen Reviews in diesem Magazin durch unseren Epitaph-Experten und Fan der ersten Stunde, Jürgen, berichtet haben) erlebt hatte. Von der Besetzung des gleichnamigen Debütalbums von 1971 waren immerhin noch die Bandgründer Cliff Jackson und Bernd Kolbe übrig, dazu Klaus Walz (der seit etwa 1985 bei Peter Panka’s Jane spielt). Am Schlagzeug hatte es bereits mehrere Wechsel gegeben und ganz frisch eingestiegen war zu jener Zeit Fritz Randow, der gerade mal zwei Wochen Zeit hatte, sich das Programm durch tägliche gemeinsame Proben mit der Band drauf zu schaffen. Was man ihm aber – bis darauf, dass er noch sehr aufmerksam auf die Körpersprache und Gesten seiner Kollegen achtete – überhaupt nicht anmerkt.

Die Band zeigt sich spielfreudig und auch sehr gut aufeinander abgestimmt, sodass man hier von einem sehr starken Konzert sprechen kann. Hinsichtlich der Setlist kam die damals aktuelle Scheibe Outside The Law mit vier Tracks quantitativ am besten weg, während "Stop, Look And Listen" mit zwei Songs und das Debüt überhaupt nicht berücksichtigt wurde. Die beiden Stücke "She’s Burning" sowie "Going To Chicago" waren und sind bisher auf keinem Studioalbum erschienen. Bei ersterem haben wir es mit der einzigen festgehaltenen Aufnahme dieser Nummer zu tun, während "Going To…" bis heute auf keinem Gig der Band fehlen darf. Der Klassiker "Who Do You Love" mit Jacksons Einsatz einer Voice Box im Stile Peter Framptons rundet die Tracklist dann ab. Sehr geil! Nur wenige Monate später im Sommer 1977 kam jedoch der Bruch, den Klaus Walz in einem RockTimes-Interview mal so erklärt hatte: »…kurz gesagt, waren die Vorstellungen der Musiker zum Schluss so unterschiedlich, dass eine Fortsetzung nicht mehr möglich war. Also sind Bernie Kolbe und ich ausgestiegen.« Fritz Randow blieb und Cliff Jackson holte anschließend den Gitarristen Heinz Glass, den Bassisten Harvey Janssen sowie den Keyboarder Michael Karch in die Band. 1979 erschien das vierte Album "Return To Reality" und kurz darauf, am 03. September jenen Jahres fand der zweite Rockpalast-Auftritt statt.

Der Sound hatte sich tatsächlich deutlich verändert und war durch die Hinzunahme der Keyboards, aber auch durch das Songwriting moderner und offener geworden. Nach dem Abgang von Kolbe musste (oder wollte?) Jackson nun den Gesang alleine stemmen, lediglich bei einem Track übernahm Michael Karch neben den Tasten auch die Vocals. Und Heinz Glass stellte sich als ganz hervorragender neuer Mann an den sechs Saiten heraus. Auch bei diesem Konzert gehen alle Daumen nach oben, selbst wenn von den ersten drei Studioalben der Band hier kein einziger Track berücksichtigt wurde. Der dritte hier vertretene Auftritt fand am 22. Dezember 2004 in der Besetzung Cliff Jackson, Heinz Glass, dem zurückgekehrten Bernd Kolbe und dem Drummer Achim Wielert (der die 1974er Scheibe "Outside The Law" eingespielt hatte und heute wie Walz ebenfalls bei Peter Panka’s Jane ist) statt. An diesem Abend präsentierte sich Epitaph frisch und in absoluter Top-Form, brachte ausschließlich eigene Klassiker und überzeugte auf ganzer Linie. Hier gibt’s das volle Brett bzw. die sprichwörtliche Vollbedienung auf allen Ebenen. Total klasse und kultig sind dann noch die beiden Songs "Early Morning" sowie "Little Maggie" vom Debütalbum, die 1972 für den Beat Club aufgezeichnet wurden.

Musikalisch gesehen also ein wahrer Leckerbissen für Epitaph-Fans und alle, die es noch werden wollen! Gegenüber der 2011er-Ausgabe wurde die mir vorliegende Box um die dritte CD mit dem Auftritt von 2004 erweitert, die bei der Erstausgabe fehlte und separat veröffentlicht wurde. Außerdem ist hier noch ein Interview vertreten, auf das ich sehr gespannt war, dann aber ein bisschen enttäuscht feststellen musste, dass es sich um das bereits auf der kultigen DVD "Krautrock-Meeting" befindliche Frage-/Antwortspielchen mit Bernd Kolbe und Werner Nadolny handelt. Dennoch bleibt am Schluss nur festzustellen, dass diese Box absolut empfehlenswert für jeden Rock-Fan ist. Punkt.


Line-up Epitaph 1977:

Cliff Jackson (guitar, lead & background vocals)
Klaus Walz (guitar)
Bernd Kolbe (bass, lead & background vocals)
Fritz Randow (drums)

Line-up Epitaph 2004:

Cliff Jackson (guitar, lead & background vocals)
Heinz Glass (guitar)
Bernd Kolbe (bass, lead & background vocals)
Achim Wielert (drums)

Mit:
Klaus Walz (guitar – #10)

Line-up Epitaph 1979:

Cliff Jackson (guitar, lead & background vocals)
Heinz Glass (guitar)
Michael Karch (keyboards, lead & background vocals)
Harvey Janssen (bass)
Fritz Randow (drums)

Tracklist Live At Rockpalast:

CD 1 + DVD 1:

  1. She’s Burning
  2. Woman
  3. Tequila Shuffle
  4. Crossroads
  5. Outside The Law
  6. Fresh Air
  7. Who Do You Love
  8. Going To Chicago
  9. Stop, Look And Listen

CD 2 + DVD 1:

  1. Tonight
  2. When I Lose Your Love
  3. Return To Reality
  4. Strangers
  5. On The Road
  6. Hold On
  7. Mick’s Boogie
  8. Spread Your Wings
  9. Going To Chicago

CD 3 + DVD 2:

  1. Moving To The Country
  2. Woman
  3. Crossroads
  4. Big City
  5. Fresh Air
  6. Bad Feeling
  7. Reflections
  8. Stop, Look And Listen
  9. Tequila Shuffle
  10. Going To Chicago
  11. Early Morning (Beat Club, 1972)
  12. Little Maggie (Beat Cub, 1972)
  13. Interview (2004)

Gesamtspielzeit: 64:05 (CD 1), 53:17(CD 2), 62:44 (CD 3), 120:00 (DVD 1), 108:00 (DVD 2), Erscheinungsjahr: 2017 (1972, 1977, 1979, 2004)

 

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
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Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

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