«

»

Pink Floyd / A Collection Of Great Dance Songs – LP-Review

Pink Floyd - A Collection Of Great Dance Songs - LP-Review

Dass es bei Pink Floyd innenpolitisch bzw. zwischenmenschlich spätestens seit Mitte der siebziger Jahre ganz kräftig im Gebälk krachte, ist heute kein Geheimnis mehr. Einer der traurigen Höhepunkte spielte sich dann während der Aufnahmen zu dem späteren Mega-Seller The Wall ab, als der Keyboarder Rick Wright wegen Lethargie, Unlust und Nichts-Tun (zumindest darin waren sich die drei anderen Musiker einig) gefeuert wurde. Für die lange Tour nach dem Album wurde er allerdings als bezahlter Session-Musiker wieder eingestellt und hat sich am Ende wahrscheinlich sogar noch still und leise ins Fäustchen gelacht, da er selbst für seine Dienste zwar gut bezahlt wurde, die verbliebenen Bandmitglieder mit der Tour aber ca. 600.000 Dollar (heute wären das etwa 1,6 Millionen Dollar) Verlust machten. Keiner der Musiker sprach mehr miteinander, jeder hatte seine eigene Limousine, Roger Waters weigerte sich sogar im selben Hotel wie seine Band-Kollegen zu übernachten und am Ende der Tour waren alle so dermaßen ausgepowert, dass erstmal eine lange Pause angesagt war.

Und was tut man am besten, wenn man selbst nicht produktiv ist und obendrein gerade auch noch eine Menge Schulden gemacht hat? Na klar, man bringt entweder ein Live-Album oder eine Compilation-Scheibe auf den Markt, damit die dringend benötigten Scheinchen hoffentlich wieder reinkommen. Wer sich nun bei dem Titel "A Collection Of Great Dance Songs" verwundert am Kopf kratzt und sich fragt, ob die Engländer seinerzeit gar auf den damals (die Platte erschien im November 1981) so angesagten Pop-Zug aufsprangen, dem sei hier schon mal versichert, dass dem nicht so war. Pink Floyd waren ja nun nicht gerade dafür bekannt Songs im Repertoire zu haben, zu denen man prächtig die Hufe schwingen kann und der Albumtitel bezieht sich mit typischem schwarzen Humor wohl am ehesten auf das Albumcover von den wie immer großartigen TCP (die auch unter Hipgnosis firmierten).

Festgehalten sind auf dieser Scheibe, die nun noch einmal auf feinem 180g-Vinyl mit sehr ansprechendem Sound erschienen ist, sechs Tracks, die sich über die Alben von Meddle bis hin zu "The Wall" erstrecken. "One Of These Days" (von "Meddle", 1971) dürfte sich mittlerweile durch seine konstante Verwendung für Film- und Fernseh-Produktionen aller Art zu einer der bekanntesten Instrumental-Nummern überhaupt gemausert haben, wobei man dem Stück seine Klasse auch beileibe nicht absprechen kann. Vom Album The Dark Side Of The Moon ist der Titel "Money" vertreten, der für diese Veröffentlichung als einziger neu eingespielt wurde. Nicht unbedingt freiwillig, dafür aber notwendig, da die alte Plattenfirma die Rechte an der Original-Aufnahme nicht rausrücken wollte. Neu eingespielt also, allerdings nicht von der Band, sondern von David Gilmour im Alleingang, der dafür (fast) alle Instrumente außer dem Saxophon selbst übernahm.

Die 1977er-Scheibe Animals bekommt durch "Sheep" einen Kurzeinsatz, während sich die zweite Plattenseite vorrangig mit dem Album Wish You Were Here bzw. dem Titelsong sowie Shine On You Crazy Diamond beschäftigt. Und schließlich kommt auch noch der Track "Another Brick In The Wall (Part 2)" zu Ehren. Wie einige andere Songs wurde auch dieser hier etwas anders abgemischt, aber ganz ehrlich: Die Unterschiede werden dem Hardcore-Fan der Band zwar wahrscheinlich sehr schnell auffallen, wenn man mit Pink Floyd nicht ganz so firm ist, erscheinen sie jedoch marginal. Erwähnt werden sollte noch, dass die hier vertretene Version von "Shine On You Crazy Diamond" zeitlich gekürzt wurde.

Was bleibt also am Ende? Sehr starke Songs, die nicht erst seit heute fast allesamt als Klassiker gelten, sehr gut klingendes Vinyl und ein paar kleine Unterschiede bei den insgesamt sechs Tracks, die jeder an Musik interessierte Fan bereits in- und auswendig kennen sollte. Sammler und Fans müssen die Scheibe natürlich haben, allen anderen würde ich eher zu den Original-Studioalben raten.


Line-up Pink Floyd:

Roger Waters (bass – #B-1-3, rhythm guitar – #A-3, background vocals, lead vocals – A-3, B1-3)
David Gilmour (guitars, bass – #A-1-3, background vocals, lead vocals – #A-2, B-2,3)
Richard Wright (keyboards, synthesizers, background vocals)
Nick Mason (drums, voice – #A-1)

With:
Dick Parry (saxophone – #A-2)
The Islington Green School (vocals – #B-3)

Tracklist "A Collection Of Great Dance Songs":

Side 1:

  1. One Of These Days
  2. Money
  3. Sheep

Side 2:

  1. Shine On You Crazy Diamond (Parts 1 – 4)
  2. Wish You Were Here
  3. Another Brick In The Wall (Part 2)

Gesamtspielzeit: 23:03 (Side 1), 20:02 (Side 2), Erscheinungsjahr: 2017 (1981)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>