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Martin Engeliens Go Music – Konzertbericht, 06.12.2017, The Whistle, Kempen

Es ist der Nikolaustag und Martin Engeliens Go Music gastierte bei der Jahresabschluss-Konzertreise wieder einmal im gemütlichen The Whistle in Kempen.
Gemeinsam mit dem Organisator und Bassisten Martin Engelien waren der finnische Gitarrist und Sänger Ben Granfelt, Mundharmonika-Spieler Riedel Diegel sowie Dirk Sengotta am Schlagzeug auf der Bühne.
Für die Blues- beziehungsweise Classic Rock-Fans ist Ben Granfelt kein Unbekannter. Das Album Another Day ist ein Synonym für die Weiterentwicklung seines musikalischen Stils und auch die drei Platten umfassende Rückschau Time Flies When You’re Playing The Guitar verdeutlicht nachdrücklich, aus welchem Holz der Ex-Wishbone Ash/-Leningrad Cowboys-Musiker geschnitzt ist.
Riedel Diegel, Mitglied bei der Blues Delivery, hatte seine verschiedenen Mundharmonikas mitgebracht und dürfte definitiv auch für die bluesigen Töne des Konzerts sorgen. Der aus dem Reutlinger Stadtteil Gönningen stammende Musiker war im Laufe seiner Karriere 1989 schon Weltmeister auf dem kleinen Instrument und sein Spiel könnte Doping für die Ohren der Zuhörer sein. Darüber hinaus bringt man den Kanzellen-Künstler mit den Formationen Schwoißfuaß sowie Grachmusikoff in Verbindung. Seine Töne sind unter anderem auf Platten von Reinhard Mey, LSE oder Black Cat Bone zu hören.
Bei dem Drummer Dirk Sengotta fällt dem Blues-Anhänger direkt Henrik Freischlader ein. Auf der Visitenkarte des Schlagzeugers befinden sich außerdem Rufus Thomas, Fred Wesley, Anne Haigis, Jule Neigel, Gloria Gaynor, Roger Chapman und viele andere mehr.

Go Music im Dezember 2017 im The Whistle Kempen

Go Music im Dezember 2017 im The Whistle Kempen

Um 20:30 Uhr hieß es dann get ready to rock. Man durfte gespannt sein, welche musikalische Färbung der instrumentale Opener "Courage" bekam.
Vom leichten Lüftchen zu Beginn entwickelte sich die Nummer bei Ben Granfelts erstem Solo zwischen Blues und Rock phasenweise zu Böen mit Wah Wah-Pedal-Richtungswechseln und Riedel Diegels Alleingang wurde von einem bunten Fächer an Sounds bestimmt. Durch den Double Bass-Einsatz zündete Dirk Sengotta ein wahres Feuerwerk an differenzierter Rhythmik und Martin Engelien slappte seinen roten Bass schon gleich am Anfang. Mit einem viersaitigen Reim eines Kinderliedes knusperte dieses Stück an der fünfundzwanzig Minuten-Marke. Ein Highlight!
Mit Harp-Würzung sowie einem mittendrin toll platzierten Rhythmuswechsel groovte Ben Granfelts Komposition "Turning Point" durch die Location. Geschickt gekontert wurde diese Stimmung von einem finnisch-entfesselten Fretboard-Rennen. Klasse!
Weitere Lieder aus der Feder des in Helsinki beheimateten Musikers waren das im Classic Rock verankerte "Wayward Child" und "Confession Time", einem Song, der in den Händen des Quartetts so ziemlich alles bot, was man sich an Einlagen einzelner Künstler vorstellen konnte. Wunderschön arrangierte Harp-Fills begleiteten die Wah Wah-Gitarre. Riedel Diegel nahm bei einem Teil seines Solos spanisches Liedgut ins Visier. Nach einer Frage-Antwort-Einlage drehten bei den letzten Tönen vom Bass-Alleingang Martin Engelien sowie Ben Granfelt an den Flügeln der Pete Townshend-Wildmühle. Super!
So wurden Lieder wie zum Beispiel "Hush", bestens bekannt aus der Deep Purple-Frühzeit, in vielen Bereichen neu erfunden. "Cocaine" machte die klangvolle Drogenabteilung zum Duo.

Martin Engelien (bass, backing vocals)

Martin Engelien (bass, backing vocals)

Nach der September-Wahl war das politische Stühlerücken um die Regierungsbildung nervig. Mit John Mayalls Komposition ausgedrückt, gab es stets noch einen "Room To Move". Dieser Blues stammt aus dem Ende der Sechzigerjahre, als der britische Blueser mit Alben wie "Bare Wires" oder "The Turning Point", auf dem "Room To Move" in der Tracklist zu finden ist, von sich reden machte. Beim Gig war es Riedel Diegel, der einem die Kinnlade in eine deutliche Abwärtsbewegung versetzte, denn sein Solo war ein wahres Wunder der Virtuosität. Man kam aus dem Staunen nicht heraus. Unglaublich, diese auch wieselflinken Tonfolgen, ebenso schnelles wechseln von einem Instrument zum Anderen, das Singen und Spielen zur gleichen Zeit, die nach außen gekehrte Emotionalität der Entspanntheit, das nur mit den beiden Händen kreierte Klangspektrum. Durch seinen Train-Sound angedeutet, machte der Mundharmonikaspieler Station in mehreren Bahnhöfen. Einfach sinnlich, leidenschaftlich, großartig, pfundig, atemberaubend, rundum phänomenal.
Pink Floyds "Breath" entpuppte sich als eine Ode an Jeff Beck. Der "Freeway Jam" machte durch seinen Harp-Gitarre-Twin-Sound und Dirk Sengottas Klobürsten-Drum-Solo auf sich aufmerksam. Super! Anfangs irisch-folkig orientiert wurde die Zugabe "Going Home" – eine weitere Kostprobe aus Ben Granfelts Song-Archiv – zu einer kompakt dargebotenen Angelegenheit. Das Quartett präsentierte sich schließlich – passend zum 06.12. – mit einem geschenkten Schokoladen-Nikolaus, dem dieses über zweistündige Konzerte definitiv auch sehr gefallen hat. That’s Rock’n’Roll.
Thomas Hufschmidt musste diese Go Music-Tour aus gesundheitlichen Gründen absagen. Als »Feuerwehrmann« fungierte Riedel Diegel und das Spiel des Doktors hatte sehr wohl Nebenwirkungen, die allerdings nicht durch ein rezeptpflichtiges Medikament behandelt werden mussten. Diesen Harper möchte man gerne wiedersehen. Die anderen Musiker natürlich auch.
Mit ihrer hohen Klasse entschädigte diese Go Music für einen – wie auch immer gelagerten – Herbstblues. Zu dieser Jahreszeit zeigt sich die Natur in ihrer grau-in-grauen Trostlosigkeit und diese Formation offenbarte hinter einem bunten Vorhang musikalische Kreativität und Individualität.
Ausblick: Im Januar 2018 werden Keyboarder Kai Weiner, Gitarrist Bobby Stöcker, Bene Neuner (Schlagzeug) und natürlich Martin Engelien auf Go Music-Tour sein.
Wir bedanken uns bei Martin Engelien für den Platz auf der Gästeliste.

Line-up Martin Engeliens Go Music im Dezember 2017:

Martin Engelien (bass, backing vocals)
Ben Granfelt (guitars, vocals)
Riedel Diegel (harmonica, vocals)
Dirk Sengotta (drums, percussion)


Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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