Skyclad / The Wayward Sons Of Mother Earth (Deluxe-Edition) – CD-Review

Noise-Neuauflagen: Skyclad, Teil 1 – "The Wayward Sons Of Mother Earth"

England 1990: Graeme English und Steve Ramsey taten sich mit Martin Walkyier zusammen.
Für alle, die nun fragen sollten 'wer?' – Bassist Graeme English und Gitarrist Steve Ramsey waren schon in den 80ern aktiv in den Bands  (bzw. der Band, da es sich hier um Namenswechsel handelte): Satan, Pariah und Blind Fury, also im Bereich NWoBHM und Heavy Metal. Martin Walkyier sorgte zuvor bei den Thrashern Sabbat nicht nur für keifende Vocals, sondern auch für die Lyrics, die auch heidnische und historische Inhalte enthielten, was für die damalige Zeit eher ungewöhnlich war. Martin bekannte sich in Interviews offen zum Paganismus.
Das Thema sollte sich bei Skyclad (was rituelle Nacktheit, eins sein mit dem Himmel, bedeutet) fortsetzen, bzw. weiter in den Vordergrund rücken.

»I am the Pagan Man–I speak for all my kind,
When I criticise your point of view–your hollow state of mind.
You say that I’m an animal–well this at least is true,
I’m a thinking breathing human being–what the hell are you?«
(aus "Pagan Man", was auf der LP damals das Intro der zweiten Seite darstellte).

Beim Debüt "The Wayward Sons Of Mother Earth" sind noch deutlich die Vorgängerbands herauszuhören, der Violinist war noch nur ein Gastmusiker. Martin Walkyier ratterte immer noch ziemlich viel Text herunter, wenn auch nicht ganz so extrem wie auf der zweiten Sabbat- Scheibe "Dreamweaver". Nach 45 Sekunden Gitarrenriffs am Anfang von "Sky Beneath My Feet" legt er los. Auch der zweite Track "Trance Dance (A Dreamtime Walkabout)" haut in die gleiche Kerbe. Britischer Heavy Metal mit recht rauer bis bellender Stimme, die viel zu erzählen hat. Teilweise sind interessante Breaks oder Tempowechsel vorhanden.

Etwas ausgefallener wird es erst mit "A Minute’s Piece", einem ruhigen Instrumental, das etwas mehr als eine Minute geht (daher der Titel) und danach bei "The Widdershins Jig" kommt die folkige Seite von Skyclad erstmals zum Vorschein.
Bei "Our Dying Island" bringt Martin sehr deutliche Aussagen Richtung Umweltschutz und Mutter Erde, die sich an den Menschen für ihr rücksichtsloses Verhalten rächen wird, usw.:

»You say, "Why waste concern on the rivers and trees–they belong to mankind to exploit as we please?"
Face up to the fact that mankind’s a disease–irrelevant microbes with colour T.V.s.«
»The victim was our planet–the verdict: MATRICIDE.«

Das Thema setzt sich auch fort bei "Cradle Will Fall":
»I am human–I was made to be the ultimate machine,
I am human–I have the power to realise my dream.
I am human–an automaton–a mindless 'technoslave,'
I am human–I am servant to the monsters I have made«

"Moongleam And Meadowsweet" hingegen ist eine Art Liebeserklärung an England, während "Terminus" von Tod auf hoher See handelt. Diese beiden Stücke sind meiner Meinung nach die musikalischen Höhepunkte der Scheibe. Das balladeske "Moongleam And Meadowsweet" wegen seiner Melancholie und seinen schönen ruhigen Momenten. "Terminus" hingegen überzeugt durch cleveren Aufbau und Strukturierung. Alleine für diese letzten Tracks lohnt sich der Besitz des Werkes.

Was bietet "The Wayward Sons Of Mother Earth" insgesamt? Britischen Heavy Metal  mit Wurzeln im Thrash Metal und dezentem Einsatz metaluntypischer Instrumente und anspruchsvollen Texten.
Was bietet die Noise-Neuauflage? Ein schön gestaltetes Booklet mit Liner-Notes, jedoch weder Lyrics noch Bonus-Tracks. Finde ich doch etwas wenig. Wer das Werk noch nicht besitzt, kann zuschlagen, aber wer eine der bisherigen Auflagen im Regal hat, bekommt hier keinen Mehrwert geboten. Schade.

Line-up Skyclad:

Graeme English (bass)
Steve Ramsey (lead guitars)
Keith Baxter (drums, percussion
Martin Walkyier (vocals)

Guests:
Mike Evans (violin)
Joe 'Guido' Caprani (vocals -#6)
Dominic Miller (classical guitar –#9)
Rog Patterson (keyboards, piccolo)

Tracklist "The Wayward Sons Of Mother Earth":

1. Sky Beneath My Feet (5:41)
2. Trance Dance [A Dreamtime Walkabout] (5:29)
3. A Minute’s Piece (1:10)
4. The Widdershins Jig (3:40)
5. Our Dying Island (7:07)
6. Intro: Pagan Man (1:00)
7. Cradle Will Fall (6:26)
8. Skyclad (5:01)
9. Moongleam And Meadowsweet (4:35)
10. Terminus (6:38)

Gesamtspielzeit 46:47, Erscheinungsjahr 2017 (Originalerscheinungsjahr:1991)