Noise-Neuauflagen: Skyclad, Teil 2 – "A Burnt Offering For The Bone Idol"
Die zweite Scheibe von Skyclad brachte eine entscheidende Neuerung mit: Die Violine war nicht länger mehr nur Gastinstrument – Fritha Jenkins, die Geige, Mandoline und Keyboard bediente, war ein fester Bestandteil des Line-ups. Das war für eine Metal-Band damals noch ziemlich ungewöhnlich und stellte einen Schritt weiter Richtung Folk Metal dar. Gleichzeitig wurde die Gitarrenfraktion um einen zweiten Mann, nämlich Dave Pugh, verstärkt.
"War And Disorder" bietet erst ein paar zarte Töne, dann Sprachsamples – dient damit eher als Einleitung, denn als richtiger Song. Der eigentliche Einstieg ist somit "A Broken Promised Land", bei dem sich gleich zeigt, dass der Thrash Metal-Einfluss zurückgeschraubt wurde zugunstem der folkigen Komponente, jedoch noch spürbar ist.
Dennoch ist die Präsenz der Violine deutlich gesteigert und ein Zeichen der Weiterentwicklung. Dabei ist sie gut eingebunden in das musikalische Gesamtbild, die Musiker bzw. Musikerin agieren als Einheit.
Was sich gegenüber dem Debüt kaum geändert hat, sind die Vocals von Martin Walkyier, auch wenn sie häufig dezenter sind und er mehr Klargesang einsetzt, ist stellenweise immer noch eine gewisse Giftigkeit zu spüren.
Gleiches gilt ebenfalls für seine scharfzüngigen Lyircs:
»This planet burns and you couldn’t really care
That your head (unlike the Earth) is full of air
If there’s anybody in there – time has come to face the real world«
(aus "The Declaration Of Indifference" – alleine schon dieser Titel ist wirklich gelungen).
Auch "Karmageddon" als Begriff ist ein gelungenes Wortspiel.
»Destiny has turned the key and locked the gates of heaven
But Kismet is the combination to my Karmageddon.
Contemplation on my isolation – immolation by my desolation.«
Mit "Ring Stone Round" gibt es in der Mitte der Scheibe eine schöne Ballade. Eine angenehme Auflockerung zwischen den harten Gitarren, die sich teilweise ein wenig mit der Violine zu duellieren scheinen. Insgesamt bietet "A Burnt Offering For The Bone Idol" also eine interessante Mischung, eine Verbindung von Kontrasten zwischen Metal und Folk, das Ganze knackig und clever arrangiert dargebracht. Zudem gab es damals Folk oder Pagan Metal nicht in der heutigen Form, was Skyclad gemacht haben, war also (noch) recht ungewöhnlich und innovativ. Well done – wie die Engländer sagen…
So viel zum Original, nun noch zum Re-Release: Gegenüber meiner alten CD von 1992 scheint hier remastert worden zu sein, dazu gibt es noch ein 12-seitiges schön gestaltetes Booklet mit Liner-Notes und Bildern, jedoch wie schon beim Erstling keine Texte, keine Bonus-Tracks. Finde ich für eine Deluxe-Edition (steht so drauf) doch etwas mager. Wer also "A Burnt Offering For The Bone Idol" bereits besitzt, bekommt mit der Neuauflage keinen Mehrwert (Liner-Notes und Digi-Pak sehe ich mal nicht unbedingt als solchen) geboten. Da bin ich von anderen Noise Veröffentlichungen dieses Jahres doch mehr gewöhnt (verwöhnt).
Line-up Skyclad:
Graeme English (bass, classical guitars)
Steve Ramsey (lead guitars, 12 string guitars, classical guitars)
Keith Baxter (drums, percussion)
Martin Walkyier (vocals)
Dave Pugh (lead guitars)
Fritha Jenkins (violin, mandolin, keyboards, backing vocals)
Tracklist "A Burnt Offering For The Bone Idol"
- War And Disorder (1:44)
- A Broken Promised Land (5:13)
- Spinning Jenny (2:48)
- Salt On The Earth [Another Man’s Poison] (4:50)
- Karmageddon [The Suffering Silence] (6:02)
- Ring Stone Round (2:10)
- Men Of Straw (4:32)
- R’vannith (6:05)
- The Declaration Of Indifference (4:12)
- Alone In Death’s Shadow (6:40)
Gesamtspielzeit 44:52, Erscheinungsjahr 2017 (Originalerscheinungsjahr 1992)
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