Donny Osmond / One Night Only! – CD- & DVD-Review

Donny Osmond – diesen Namen habe ich musikalisch eher in unangenehmer Erinnerung. Nun, alles ist relativ und es ist meine Erinnerung an den am 9. Dezember 1957 geborenen Künstler, der mittlerweile nicht nur als Sänger, sondern auch als Talkshow-Moderator, Musikproduzent, Songschreiber und Schauspieler aktiv war.

In Verbindung mit dem Mann, der mit acht Geschwistern aufgewachsen ist, steht die mit seinen Brüdern aktive Band The Osmonds, mit großen Erfolgen in den Siebzigern, größter Hit – wer erinnert sich? – "Crazy Horses" (1972). Ehrlich gesagt, der Song ist mir heute noch fremd, bereits damals ging der Kelch an mir vorbei, ebenso der erste große Hit von Donny selber, das war im gleichen Jahr der Song "Puppy Love". Brrrr, auch das war seinerzeit ein Grauen für meine Ohren.

Nun, wie dem auch sei, Osmond entwickelte sich weiter, es erschienen Platten mit Schwester Marie und seine Zeit als Schauspieler verstärkte sich, neben weiteren Musikaufnahmen, Auftritte in Las Vegas standen an, das letzte Album entstand im Jahre 2015, namens "The Soundtrack Of My Life", mit zwölf Coverversionen. Und nun das hier, ein Live-Album, "Recorded Live, The Nec Birmingham", so der Untertitel zu "One Night Only"! Dieses Konzert war das letzte in einer Reihe von weiteren im United Kingdom. Deshalb entschloss sich Donny, dieses auf Audio und Video zu bannen. Und so sind die insgesamt vierundzwanzig Titel auf der Doppel-CD und der DVD identisch.

Yeah – nach einer kurzen Einleitung durch das Klatschen anscheinend schon vor dem Konzert begeisterter Zuschauer und Synthie-Sounds setzt eine massive Klangwand ein, zusätzlich ein Chor, bevor der Meister wohl auf der Bühne erscheint und mit sicherer Stimme einen in der Tat nicht von mir vermuteten Groove vorlegt. Ja, "Celebration" ist ein imposanter Auftakt! Es schließt sich ein Medley an, mit den Teilen "Start Me Up", "Dynamite", "Can’t Stop The Feeling" und "Uptown Funk". Nach dieser kurzen Vorstellungsrunde erscheint dann bereits der Riesenhit "Puppy Love", nun in feinster Las Vegas-Manier ganz cool und lässig vorgetragen. Schade nur, dass die Bläserarrangements offensichtlich aus der Synthie-Kiste kommen. Dass der Mann ein Profi ist, bemerkt man sogleich, er hat das Publikum im Griff. Zusammen mit der kleinen Band werden die Songs, allesamt professionell und bestens eingespielt, fehlerlos vorgetragen. Aber noch immer, im Rahmen des Live-Events keine sterilen Momente beinhaltend, spürt man die treibende und leidenschaftliche Atmosphäre und die coole Spielweise der Band. Und darüber schwebt Donny und singt jeden Titel mit Inbrunst, ob man die Musik nun mag oder nicht, das Ganze hat Hand und Fuß!

Dabei wird jeder verschiedene Stil auf persönliche Art und Weise gekonnt verarbeitet, sei es reiner Pop, sei es Soul oder gar Fusion-Elemente, wie auf dem federnden "Breeze On By". Klar, das ist Osmonds geklaute und weiter verarbeitete Version von "Breezin"" von Bobby Womack, ursprünglich von Gábor Szabó, und wohl eher bekannt geworden von George Benson. Auf der zweiten CD setzt sich die musikalische Vielfalt fort, seien es die Coverversionen "Peg" (Steely Dan), das romantische "Moon River" (Henry Mancini) oder dann schließlich der große Hit der Osmonds, "Crazy Horses". Nun, alles in Allem betrachtet, ist dies Popmusik auf hohem Niveau und meistens recht unterhaltend.

Quasi als Bonus kann man die erschienene DVD betrachten. Hier fällt mir auf, dass wohl nicht nur die Bläser, sondern auch der Background-Chor aus der Retorte stammen, es sei denn, die Chordamen hätten sich irgendwo versteckt. Nicht versteckt haben sich jedoch die beiden Tänzerinnen und die beiden Tänzer, die über die Bühne wirbeln und die Show ankurbeln und den in ein glitzerndes Jackett gekleideten Showstar Osmond unterstützen.
»Music from all five decades of my career«, so verspricht der Entertainer dem tobenden Publikum ein großes Erlebnis, ein Publikum, das offensichtlich weitestgehend weiblich besetzt ist und schließlich fliegen auch noch Stofftiere auf die Bühne, ach, wie schöööön.

Bei etwa Minute Zweiundzwanzig betritt Donny mit fliegenden langen Haaren und einem schrillen bunten Mantel die Bühne und intoniert "Any Dream Will Do". Nach erneutem Sakko-Wechsel schnallt sich der Künstler ein Keyboard um und trägt dazu "My Love Is A Fire" vor. Im Verlauf des Konzertes mischt sich Donny dann auch noch ins Publikum, zur Freude der zahlreichen, ihn anhimmelnden nicht mehr ganz so jungen Damen ("12th Of Never"). Ja, der Mann kommt noch gut an, das wirkt ganz rührend und alle singen mit. Beim Song "Survivor" erleben wir den Künstler schließlich noch am Piano. Hinsichtlich des Unterhaltungswerts einer solchen Show hat Mr. Osmond es doch noch gut drauf, ein wahrer Entertainer.

Line-up Donny Osmond:

Donny Osmond (vocals, keyboards, piano)
Jerry Williams (music director, keyboard)
Steven Lee Cowart (guitar)
Rochon Westmoreland (bass)
Joey Fingers (drums)

Tracklist "One Night Only":

Gesamtspielzeit: 51:46 (CD 1), 64:08 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2017