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Melanie Mau & Martin Schnella / The Oblivion Tales -CD-Review

Scheinbar ist es wieder an der Zeit, angesichts einer aus Verkomplizierungen und Sehnsüchten nach klaren Antworten erwachsenen Welt, den musischen Versuchungen nach mythischen überdies Fantasie-erregenden Fluchtorten, wie einst Tolkiens Mittelerde, nachzugeben.
Umso willkommener sind uns nun allemal kompositorisch und handwerksbegabte Künstler, gegebenenfalls vom südwestlichen Rand des Harzes, die ihre neuronalen Aktivitätsstaus und Seelennager für die Nachwelt konservierten.

Die zwei, mittlerweile in progistischen Kreisen, sei es Frequency Drift oder Flaming Row, hoch gehandelten Osteroder Originale Melanie Mau und Martin Schnella traumwandeln dabei mit ihren mit Mystizismus regionaler Götterverehrungen sowie menschelnder Rührsal befangenen Eigenkreationen auf Pilgerpfaden immergrüner New Age-Folk-Rock-Weisen.
Einmal mehr zeigt sich, neben handfertigem Können der Beiden respektive dieser Stimmbänder- und Akustiksaiten-Gewalten generierten Arrangements der vernehmbare Vorsatz, jene folkloristisch motivierten Melodien weitgreifend auszuforschen anstatt verkitschten Klischees auszuliefern.
Auf weiten Strecken wagen die selbst aktiv Musiklehrenden sowohl manch harmonieerprobten Stimmungsschleiertanz samt Folk-Memorablem, als auch ambient-variablen Sangesbalsam, beschreiten indes mit bodenständigen Kompositionen wie "Wild West" Country-schnorrende Komfortzonen, jedoch im deutschsprachigen Mythen-Epos "Die Zwerge vom Iberg" auch Siebziger Saiten-Eruptives.
In allen Fällen attestieren die zwei bestens aufgestellten Protagonisten sowie Gefolgschaft bei ihrem jahrelang gereiften Selbstgemachtem, sei es Martins meisterliches, teils naturbelassenes Klampfen und Melanies Patchouli-geölte, dazu technisch ausgereifte Stimmlippen, jedwede Hingabe zu stimmungsvollen Melodien und musikalisch goldenem Handwerk.

Die von jeher als Gray Matters Feinst-Rhythmus verstärkten, zudem vormals covernden Musikusse bilden nun zusammen jenes tonale, mit mehrgeschmäcklerischen sowie tiefsten Künstler-Innern gespeiste Biotop aus mittelalter-keltisch inspirierten und Rock-verkünstelten Volkslied.
So erfährt Eigenkomponiertes, wie die "Zwergen"-Saga oder "The Dwarfs King", dank hochkarätiger Gäste samt ihrer unabweisbaren Referenzen, sprich Spocks Beards Rhythmus-Duo Jimmy Keegan und Dave Meros, eine energischere, zart vielschichtigere Attitüde und kredenzen die Akteure nichtsdestoweniger ihren Classic Rock-Äffchen beim Violine-ornamentierten "My Dear Children" eine gehörige Portion Suchtzucker.
Es ist dabei sowohl der Eingängigkeit, als auch Wechselwirkung zwischen eindringlich pastoralen Gesangsharmonien, vorzugsweise Melanies kehliger Variantenreichum und gleichermaßen dem weitgehend Akustiksaiten-Grundierten, perse aus der Zeit gefallenen Genre-Potpourri zu verdanken, dass selbst Prog-verwöhnte Ohren kuren.
Hier ist es wohl ebenso dem kreativen sowie handwerklichen Rüstzeug der beiden Harzer, obendrein dem potenten Background zu schulden, dass trotz gefühlsmäßig unterschiedlicher Songs wie "The Oblivion Tales" nach mehrmaligen Hören zu einem homogen sowie atmosphärisch ergreifenden Werk heranwächst.

Aus anfänglich einer jener zaghaften Sandkasten-Liebe und späteren musikalischen Obsession für kunstvoll Rockiges à la Kansas oder elektrifiziertes Volksgut aus UK – so scheint mir – hat sich endlich ein neuer, musisch bewundernswerter Schmetterling in die Lüfte erhoben.
Sodann lasst Euch, ihr dem Hochland-Insulaner-Volkstümlichen beherzten Singer-Songwriter-Rock, zudem feinstziselierten Vokalduellen zugetanen, von diesem hochwertigen Handmade in Niedersachsen-Hörwerk einladen.
Zu beziehen ist das liebevoll verpackte und selbvertriebene Digipack direkt unter martinschnella@gmx.de.


Line-up Melanie Mau & Martin Schnella:

Melanie Mau (lead & backing vocals)
Martin Schnella (lead & backing vocals, acoustic & electric guitars, baritone guitar, mandolin, shaker)
Niklas Kahl (cajon, bongos, yambu, djembe, shaker, percussion, drums)
Fabian Gödecke (drums)
Lars Lehmann (bass, fretless bass, vocals)

Guests:
Jens Kommnick (tin whistles, low whistles, pipes, cello)
Stephan Wegner (vocals – #1,2,3,10)
Jimmy Keegan (drums – #7,8,9)
Dave Meros (bass – #9)
Rachel Hall (violin – #7)
Tobias reiss (piano – #6)
Martin Huch (dobro – #6)
Jan Reinartz (spoken word – #8)

Tracklist "The Oblivion Tales":

  1. The Spire And The Old Bridge
  2. Treasured Memories
  3. Words Become A Song
  4. Close To The Heart
  5. The Horseshoe
  6. Wild West
  7. My Dear Children
  8. Die Zwerge vom Iberg
  9. The Dwarfs King
  10. Erinnerungen
  11. Melanie’s Theme

Gesamtspielzeit: 67:25, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Ingolf Schmock

Als gebürtiges Mauerkind zudem frühzeitig mit westlichen Rock'n Roll-Ultrakurzwellen-
Oddyseen und Beatclub-Aufklärungen sozialisiert, galt mein musikalisches Verständnis
deren meist langmähnigen Aussenseitern. The Who, Small Faces, The Move...,später dann
Hartglötzer wie Black Sabbath, Deep Purple&Co., zu guter Letzt Schwurbel-Pioniere
ala Yes, Genesis, ELP...waren (sind) meine Helden sowie Seelenklempner.
Heute liegt mein Hauptaugenmerk (auch Hierzulande) auf sowohl handgemacht Rockistischem
mit Engagement und Seele, als auch Prog-gebrandmarkten virtuos-Verspieltem.

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