Lang, lang ist es her. Bereits im Jahr 1974 wurde die niederländische Formation Barrelhouse, eine sechsköpfige Blues-Band, gegründet.
Bei Aktivitäten von weit über vierzig Jahren muss man den Beginn der Karriere fast mit dem Fernglas suchen. Kurz nach der Taufe kam noch im Gründungsjahr das Debütalbum "Barrelhouse" – natürlich als Vinyl-LP – auf den Markt. Man hat schon auf vielen Festivals, wie zum Beispiel beim North Sea Jazz Festival oder Peer Blues Festival für Stimmung gesorgt.
Ein weiteres Highlight waren definitiv zwei Touren mit Albert Collins. Dazu gibt es ein DVD-Dokument unter dem Titel "Live Has Many Faces" mit Aufnahmen zwischen 1978 und 2006. Darüber hinaus kann man sich mit der LP "Straight For The Shoulder (Live At De Dars)" (1984) oder der CD "Barrelhouse Live" (2004) von den Bühnen-Qualitäten der Combo überzeugen. 2016 erschien "Almost There".
Den Barrelhouse-Blues darf man durchaus traditionell nennen. Allerdings würzt die Gruppe ihren persönlichen 12-Takter auch mit Country, Folk, Rock oder Jazz. Folglich findet man bei den Einflüssen nicht nur Charlie Patton, Otis Spann oder Howlin' Wolf, sondern auch Duke Ellington beziehungsweise Hank Williams. 2012 kürte die Dutch Blues Foundation die Barrelhouse-Frontfrau Tineke Schoemaker zur besten Sängerin und im gleichen Jahr war man in der Dutch Blues Hall of Fame vertreten.
Kurz nach 16:00 Uhr war Showtime und innerhalb kürzester Zeit war die Bühne mit den sechs Barrelhouse-Mitgliedern bevölkert.
Der Nightclub auf Roepaen war bestens gefüllt und bereits "Bring It On Home" hatte den Code zum Knacken der Publikumsbegeisterung. Der Bassist Jan Willem Sligting ließ dicke Saiten dicke Saiten sein und widmete sich im Opener der bluesig intonierten Mundharmonika. Neben seinem Kontrabass sowie E-Bass war der Multiinstrumentalist zu Beginn des zweiten Sets gemeinsam mit Tineke Schoemaker, die an dieser Stelle die akustische Gitarre spielte und Guus Laporte als Chorsänger in der Nick Lowe-Nummer "Withered On The Vine" auf dem Akkordeon zu hören. Eine herrliche Nummer, die in einen zweiten Konzert-Teil führte, an den man noch lange denken wird.
Zu Beginn des Gigs gab es gleich auch eine Kostprobe von den Boogie-Qualitäten der Combo. Lange ließ man diese Spielart auf die Zuschauer wirken und die honorierten den Song mit viel Beifall. Auch die Freunde des Bottlenecks wurden durch Guus Laporte bestens bedient. Überhaupt waren die verteilten Rollen der Sechssaiter Höhepunkte des Auftritts. In ihrer individuellen Prägung gab es Fretboard-Fahrten von der linken wie auch rechten Seite und gemeinsam trafen sich die beiden Brüder beim Twin-Sound. Das Konzert verfügte auch über furiose, ja fast schon entfesselte Phasen. So zum Beispiel als sich die Brüder Guus und Johnny Laporte quasi ein Slide-Duell lieferten. Dabei zückte Johnny einfach sein Kunststoff-Feuerzeug aus der Hosentasche und lokalisierte sich mit seinem Slide-Sound in der Nähe eines Hound Dog Taylors. Klasse!
Klasse waren auch die Balladen beziehungsweise Lieder aus dem Bereich des Slow Blues. Folglich beeindruckte der Titelsong des Albums "Almost There" und nicht nur durch ihren, mit etwas Reibeisen versetzten, authentischen Gesang erzeugte Tineke Schoemaker eine Gänsehaut. Langsamer Blues vom Feinsten, der auch mal ohne Keyboards glänzte.
Je nach Bedarf wechselte Jan Willem Sligting vom Kontrabass zum E-Bass und im einen rockigen Track war es schon bemerkenswert, wie viel Druck ein Kontrabass beim Blues Rock entwickelte. Apropos Blues Rock … der prägende Stempel war hier die Dynamik. Die Combo jonglierte mit Tempi und Stimmung, so dass sich der Begriff Abwechslung nicht nur auf die vielschichtigen Ausflüge in die stilistischen Seitenarme des 12-Takters bezog.
"Coming Home No More" kam mit vollem Band-Besteck aus den Startlöchern und Han van Dam – von seiner Persönlichkeit her eher in sich gekehrt – verursachte fantastische Tastenbeiträge – auch mit Ausflügen in die jazzige Richtung – Szenenapplaus. Sein Lieblingssound war der des Pianos und Schlagzeuger Bob Dros war der perfekt justierte Groove-Rhythmus-Motor. Toll, wie er auf Fellen und Becken für Akzente sorgte. In "I Wish I Could Pray" hatte Johnny Laporte den Funk auf den Saiten und dem Fuß, mit dem er das Wah Wah-Pedal bediente. Eine Prise Hypnose-Klang gab es oben drauf.
Der Rock’n’Roll stand Pate bei Han van Dams Boogie Woogie-Tastenfahrt und so ganz locker nebenbei streute Johnny Laporte auch ein Rolling Stones-Riffing ein, allerdings ohne auf ein bestimmtes Lied der Band aufmerksam zu machen. Gelungen!
Guus Laporte und sein Bruder brachten eine furiose Solo-Diskursion durch Kontaktieren beider Gitarren zu Ende. Nach einer tollen Zugabe waren sich wohl alle Besucher dieses Konzerts darin einig, dass Barrelhouse über gut zwei Stunden für beste Blues-Unterhaltung gesorgt hatte. Der Barrelhouse-Blues kam sowohl frisch als auch intensiv rüber. Beeindruckend und begeisternd sind zwei weitere Begriffe, die für eine Art Zusammenfassung benutzt werden können.
Hats off, Barrelhouse!
RockTimes bedankt sich bei Tonnie und Henriette Kuijpers für den Platz auf der Gästeliste.
Line-up Barrelhouse:
Tineke Schoemaker (vocals, acoustic guitar)
Guus Laporte (guitar, vocals)
Johnny Laporte (guitar)
Jan Willem Sligting (bass, harmonica, accordion)
Han van Dam (piano)
Bob Dros (drums)
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