Eine ausführliche Vita des Gitarristen Andy Susemihl dürfte mehrere Seiten füllen, somit beschränke ich mich auf einige wenige Referenzen in Kurzfassung: 1986 wurde Andy Mitglied der Band Sinner, 1987 rekrutierte ihn Udo Dirkschneider für sein Projekt U.D.O. und gemeinsam mit der Band spielte er das Album "Mean Machine" ein. Seit 1990 arbeitete er mit verschiedenen Projekten. Für Sinners Album "No More Alibis" (1993) griff er ebenfalls zur Axt. In den folgenden Jahren machte er sich mehr und mehr als Produzent und Live-Musiker einen Namen. 2008 veröffentlichte Andy Susemihl die beiden Scheiben King & The Giant sowie Supermihl & Superfriends. Im Jahr 2012 wurde er von Roland Bless (Pur) als dessen offizieller Gitarrist für zahlreiche Auftritte verpflichtet. Das hinderte den rastlosen Musiker aber nicht daran, sich mit der Aufnahme für das deutschsprachige Album "Alles wird Gut!" zu befassen, welches 2015 erschien. Ein Jahr später wurde das Instrumental-Album Supermihl & Superfriends – Vol. 2 veröffentlicht. Alle Scheiben ernteten gute bis sehr gute Kritiken.
"Elevation" ist sein mittlerweile fünftes, von ihm selbst produziertes Soloalbum, an dem wieder einmal, wie schon bei seinen Scheiben zuvor, eine illustre Musikerschar beteiligt war. Alle Songs, bis auf "Personal Jesus", komponierte und textete der Künstler in Eigenregie. Dass er außerdem ein brillanter Gitarrist und Sänger ist, hat er in all den Jahren seines musikalischen Schaffens nachhaltig unter Beweis gestellt.
In eine musikalische Schublade lässt sich Andy Susemihl nicht stecken, das hat er mit den vergangenen Veröffentlichungen bereits ebenso nachhaltig klar gemacht wie auch auf dem Neuling hier.
So spannt er gekonnt den Bogen zwischen knackigen Hard Rockern ("Sick Of The Rain", "Dinosaurs") und kernigen Pop-Songs ("Afterworld", "Something On The Way"). Er fischt aber auch mal ein bisschen im Blues wie mit "Center Of The Universe", welches passgenau auf Gary Moores "Ballads & Blues" platziert gewesen wäre. Ja, selbst die Gitarrenlicks könnten ohne Weiteres als phänomenale Würdigung an den Nordiren durchgehen.
Oder er schnuppert am Mainstream Rock mit "Back To The Stars". Susemihl sollte bei Bon Jovi als Songwriter anheuern, vielleicht könnten sie endlich wieder an alte Glanzzeiten anknüpfen.
Bei "Haunt" hatte ich den Eindruck, dass ich das Stück schon mal gehört habe. Bis die 'Erleuchtung' kam. Der Rhythmus sowie auch der Aufbau während der Strophen erinnern mich stellenweise an The Song Remains The Same.
Im Grunde geht es auf der Scheibe überwiegend entspannt zu, wobei 'entspannt' keinesfalls negativ gemeint ist, denn auch Balladen wie "Aeroplane" (das besonders stimmlich an eine Mischung aus Eddie Money und Bob Welch denken lässt) oder "Give Me Some Time" werden nicht mit Zuckerguss serviert, sondern eher mit einem ordentlichen Schuss Paprika. Susemihl weiß mit raffinierten Arrangements, knackigen Riffs und akzentuiert gesetzten Gitarren-Soli zu begeistern, wie das beim bereits genannten "Aeroplane" – meinem Favoriten übrigens – eindrucksvoll demonstriert wird.
Mit seinem ganz 'persönlichen Jesus' verabschiedet sich der Künstler auf der Platte. Eine richtig schöne Up Tempo-Nummer, die sich sofort in den Gehörgängen festsetzt. Man kann gar nicht anders, als mitzuwippen, denn der Song verbreitet Leichtigkeit und Zuversicht.
"Elevation" ist ein durchaus unterhaltsames Album, das mit jedem Hördurchgang gewinnt und Susemihl-Fans garantiert abheben lässt. Meine Empfehlung: Ab und zu sollte man sich ruhig mal die Zeit nehmen und sich mit den Lyrics befassen, das trägt zum guten Gesamtbild der Scheibe bei.
»I’ve learned to find that peace in me
Deceleration is the key
To ease the troubles floating through my veins.
("Afterworld")«
Anspieltipps: "Aeroplane", "Give Me Some Time", "Personal Jesus".
Line-up Andy Susemihl:
Andy Susemihl (guitars, vocals)
Andre LaBelle (drums – #1,6,10)
Alex Menichini (drums – #2,5)
Markus Hassold (drums – #3,4,7-9,12)
Carsten Enghardt (drums – #11)
Dennis Ward (bass – #1)
Paco Müller (bass – #2,5,8)
Andy Kemmer (bass – #3,4,6,7,9-12)
Bill Leverty (guitar solo – #4)
Tracklist "Elevation":
- Sick Of The Rain
- Aeroplane
- Afterworld
- Give Me Some Time
- Center Of The Universe
- Dinosaurs
- Back To The Stars
- Haunt
- Something On The Way
- Melophobia
- The Golden Coast
- Personal Jesus
Gesamtspielzeit: 48:00, Erscheinungsjahr: 2018
1 Kommentar
Stefan
10. Februar 2018 um 10:20 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
https://youtu.be/igpAb6GhYJQ Hammer Song & Video