![Rob Tognoni / Live At The Meisenfrei](https://www.rocktimes.info/wp-content/uploads/2018/02/rob-tognoni-live-at-the-meisenfrei-300x273.jpg)
Seit 1995 hat der fleißige Tasmane 20 Alben veröffentlicht, darunter fünf Live-Scheiben. Sein letztes Studioalbum stammt aus 2016. Nun liegt mir die Doppelscheibe "Live At The Meisenfrei" vor.
Mittlerweile dürfte sich nach all den Schaffensjahren und Unmengen an Live-Auftritten herumgesprochen haben, welch genialer Musiker Tognoni ist. Auf seiner Website las ich folgendes Zitat:»Jimi Hendrix, Rory Gallagher und Stevie Ray Vaughan würden ihm sicher die Hand schütteln, wenn sie noch am Leben wären […]« (Music Machine NL)
Wo Tognoni mit seiner Band auftaucht, kocht der Saal und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn er sich die Axt umschnallt und zu spielen beginnt, hat man den Eindruck, dass er einfach nicht mehr zu stoppen ist. Mit hohem Tempo und energiegeladener Power haut er dem staunenden Publikum seine virtuosen Licks und Killer-Riffs um die Ohren. Und dieses brachiale Tempo hält er durch, von der ersten bis zur letzten Minute seines Gigs. Hut ab – der Mann hat eine beneidenswerte Kondition.
Ich hab ihn 2006 live im Ducsaal gesehen, es war wirklich ein Erlebnis und so manch eine/r der Anwesenden schaute ungläubig zur Bühne und konnte nicht fassen, was er/sie dort sah. Mich hätte nicht gewundert, wenn die eine oder andere Kinnlade geräuschvoll nach unten geklappt wäre. Dass Tognoni nicht nur ein virtuoser Gitarrist, sondern auch ein hervorragender Sänger ist, steht eh außer Zweifel.
Eingefangen wurde einer dieser elektrisierenden, schweißtreibenden Auftritte Tognonis im Jahr 2009 im Bremer Meisenfrei. Natürlich kann Rob Tognoni auf Grund der Vielzahl an Veröffentlichungen aus einem umfangreichen Repertoire schöpfen und so spielt er sich quer Beet durch frühe Alben wie "Monkeygrinder" ("My Acid Is Kickin' In" oder auch "Product Of A Southern Land") und streift "Retro Shakin'" sowie The Ironyard / Ironyard Revisited einschließlich 2010db natürlich.
Auch wenn man selbst nicht live dabei war, kann man die Magie zwischen dem Musiker und seinen Fans fast körperlich spüren und sich sehr gut vorstellen, wie die Anwesenden mitrocken und sich bis zum Umfallen verausgaben. Und Tognoni kennt keine Gnade, steht vermutlich breit grinsend auf der Bühne, lässt die Finger über die Saiten fliegen – und damit meine ich wirklich fliegen – und knallt ihnen den "Guitar Boogie Refried" in Höchstgeschwindigkeit gespielt vor die Füße. Nach gut 37 Minuten unter Dauerstrom bedarf es dann schon mal einer Zigarettenpause für die Band und das Publikum, um dann zum zweiten, knapp 68minütigen Set (auf CD 2 enthalten) überzugehen.
Hin und wieder kommuniziert Rob mit dem Publikum, das ihn zu weiteren Höchstleistungen anfeuert, johlt und klatscht. Und die Stücke – sind sie auf den Studioalben schon ein Kracher – kommen live noch um einige Zacken dreckiger und ungeschliffener rüber. Schließt man die Augen und hört man das Intro von "My Acid Is Kickin' In", könnte man sogar meinen, AC/DC stehen auf der Bühne.
Stücke wie das über acht Minuten ausgedehnte "Dark Angel" oder auch "Product Of A Southern Land" zum Beispiel bieten außerdem viel Raum zum Improvisieren, nicht nur für den Gitarristen. Seine Mitmusiker dürfen sich ebenfalls ordentlich austoben. Frank Lennartz am Bass und Mirko Kirch an den Drums waren viele Jahre schon seine Begleitband und sind somit ein eingeschworenes Team.
Aber nicht nur eigene Nummern werden den Zuschauern im Meisenfrei geboten. Coversongs, wie zum Beispiel "Roosevelt & Ira Lee" (mit feinen Wah Wah-Spielereien) von Tony Joe White oder "The Real Thing" von Russell Morris werden zu Tognonis 'eigenen' Songs und fügen sich hervorragend in die Setlist mit ein. Natürlich darf das unvermeidliche "Hey Joe" von Hendrix nicht fehlen. Es ist fast schon ein Standard bei Tognoni-Konzerten. Als er die Zuschauer fragt, ob sie noch mehr Rock’n’Roll möchten, wurde seine Frage jubelnd bejaht. Offensichtlich hatte man immer noch nicht genug.
Die Doppelscheibe gibt sehr gut die Leistungen des Künstlers und seiner Band wieder. Wer bereits die Rock And Roll Live im Schrank hat, für den stellt sich natürlich die Frage, ob "Live At The Meisenfrei" nun unbedingt noch in die Sammlung gehört. Es sei denn, man ist 'Alles-Sammler' oder hat noch nichts oder nicht viel von Tognoni im Regal. Dann kann bedenkenlos zugegriffen werden, denn das Doppel-Album bietet eine gute Retrospektive. Denn wie schreibe ich gern in meinen Rezensionen? »Da wo Tognoni draufsteht, ist auch Tognoni drin.« Das hat sich mal wieder bestätigt.
Line-up Rob Tognoni:
Rob Tognoni (guitars, vocals)
Frank Lennartz (bass)
Mirko Kirch (drums)
Tracklist "Live At The Meisenfrei":
CD 1:
- Rock’n’Roll Business Man (03:35)
- Black Chair (03:38)
- Dirty Occupation (04:46)
- Dark Angel (08:15)
- Drink Jack Boogie (04:14)
- Bad Girl (04:56)
- Roosevelt & Ira Lee (05:22)
- Guitar Boogie Refried (03:39)
CD 2:
- My Detonation (03:06)
- Comin' Home At Last (05:31)
- Product Of A Southern Land (07:53)
- Mr. John Lee (03:46)
- Itty Bitty Mama (10:06)
- Thev Real Thing (04:50)
- My Acid Is Kickin' In (04:27)
- Hey Joe (06:41)
- Keep Your Head Above Water (03:37)
- This Is Rock’n’Roll (04:05)
- Shoot To Kill (03:51)
- 2010dB (04:32)
- Words Of A Desperate Man (05:0)
Gesamtspielzeit: 37:46 (CD 1), 67;32 (CD "), Erscheinungsjahr: 2018
4 Kommentare
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Jürgen aus Bonn
12. April 2018 um 21:25 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Wer "Rock and Roll Live" hat, braucht "Live at the Meisenfrei" definitiv nicht – es sei denn, man ist scharf auf "Comin´ home at least"; das ist definitiv der einzige Song, der nicht auf dem erstgenannten Album enthalten ist. Demgegenüber enthält jenes Album ansonsten sechs Songs mehr als die jetzige "Neuveröffentlichung". Das ist vorliegend leider nur der Versuch, mal wieder "Kasse zu machen"!
Ilka
15. April 2018 um 16:26 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Darin stimme ich dir zu, Jürgen. Genau so ähnlich habe ich es deshalb auch in meinem letzten Abschnitt geschrieben: "Wer bereits die Rock And Roll Live im Schrank hat, für den stellt sich natürlich die Frage, ob "Live At The Meisenfrei" nun unbedingt noch in die Sammlung gehört. Es sei denn, man ist 'Alles-Sammler' oder hat noch nichts oder nicht viel von Tognoni im Regal.".
Mich hat diese Veröffentlichung auch etwas "verwundert".
Grüße, Ilka
Heidi Manu
16. März 2018 um 10:58 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Ein sehr schöner Bericht!!!
Aber der Bassist heißt
Slawek Semeniuk und der Drummer heißt Gerry Reynders.
Die spielen nun schon ungefähr 3 Jahre zusammen und ergänzen sich Super.
Ilka Heiser
16. März 2018 um 11:24 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hallo Heidi, es stimmt, dass Rob Tognoni zwischenzeitlich mit neuen Musikern zusamamenarbeitet. Die Scheibe "Live At The Meisenfrei wurde zwar im Januar 2018 veröffentlicht, die Aufnahmen stammen aber aus dem Jahr 2009 im Meisenfrei. Und da waren sowohl Frank Lennartz am Bass und Mirko Kirch an den Drums noch dabei.
Viele Grüße
Ilka