Fast möchte man meinen, die ersten Töne würden ein Coverstück ankündigen, und zwar "Stairway To Heaven" von den Zeps, aber dann fällt einem ein, dass sich Piero Ranalli mit seinem Projetc Unimother 27 wohl kaum in die Niederungen normaler Rockmusik begeben würde. Und wenn dann die tribale Percussion sowie die sägende Gitarre einsetzen, wird das auch musikalisch untermauert. Ich hoffe, ich interpretiere den Tracknamen "Ossesso" richtig, denn das ’schlaue' I-Net liefert mir als deutsche Übersetzung das Wort Banshee. Hurra! Also wieder das weltweite Wissen bemüht und demnach ist eine banshee eine Frau aus dem Feenreich bzw. eine Geisterfrau. Ob Pieros Komposition damit etwas zu tun hat, kann ich nicht sagen.
Er schreibt im Booklet, dass als Inspiration zur Platte ein Traum steht. Darin läuft er durch eine imaginäre Stadt, die, egal welche Richtung er auch einschlägt, immer die gleiche Szenerie bietet. Quasi ein dreidimensionales Palindrom, aus dem es nur eine Möglichkeit des Entkommens gibt: aufzuwachen.
Der Focus der sieben Tracks liegt eindeutig auf der Gitarre, die meist sägend und dominant diese Stadt im Traum durchschneidet. Auch wenn der Synthie ab und an melodiöse Pflanzen an den Straßenrändern wachsen lässt, so ist der perkussive Grundrhythmus des Schlagwerkes doch in der Regel derart, dass man die fusionsartige Gitarre schon erklingen hört, bevor sie angespielt wird. Auf den Traum bezogen, kann man sagen, dass man die Straßenecke vor sich sieht, gespannt ist, was sich dahinter verbirgt, es aber bereits erahnt bevor man in die neue Straße einbiegt.
Explosive Gitarrentunes, die rau ungestüm, ungeschliffen und angezerrt die nächtliche Stille durchschneiden, paaren sich mit lang gehaltenen Tönen in einem Bett aus allerlei perkussiven Laken, die Mr. Fist in gewohnt stoischer Manier geradestreicht oder zerwühlt. Die Stadt an sich ist einmal eher im Umfeld eines buddhistischen Klosters und dann wieder als typischer Citymoloch zu sehen. Diese unterschiedlichen Betrachtungsweisen werden einzig und allein durch die beiden Protagonisten am Instrument bzw. durch die Kompositionen vor dem Auge des Hörers erzeugt, der "AcidoXodicA" darüber hinaus am besten mit geschlossenen Augen und bekopfhörert zu sich nimmt. Nur so wird das Hören quasi dreidimensional, da man dann am ehesten den Gang durch die Straßen nachvollziehen kann.
Das Album ist keines von der leicht zugänglichen Sorte. Es steht ja aber auch Unimother 27 drauf. Außerdem hat Piero im Vergleich zu den Vorgängern eine Spur mehr Experimental und Fusion ins Spiel gebracht. Die ohrgefälligen Sequenzen haben abgenommen, was allerdings auch an der Umsetzung des Traums liegen mag. Vergleichbares darf man bestimmt im weiten Kosmos des zappaesken Schaffens suchen.
Ob Ossesso bzw, Banshee den Traum geschickt hat? …
Line up Unimother 27:
Piero Ranalli (bass, guitars, synthesizers)
Mr. Fist (percussions)
Tracklist "AcidoXodicA":
- Ossesso (10:45)
- Opporti a me non è mai troppo (5:38)
- Allunare era nulla (6:35)
- A valle tra masse essa martellava (7:21)
- E' corta e atroce (3:25)
- Arte tetra (7:13)
- Eterni attici di città in rete (7:03)
Gesamtspielzeit: 48:02, Erscheinungsjahr: 2018
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