Rente mit 67? Das gilt ganz bestimmt nicht für Saxon-Sänger Biff Byford! Gewohnt vital und ohne jegliche Altersmüdigkeit präsentierte sich das Urgestein der britischen Heavy Metal-Legende bei dem Konzert am 03.03.2018 im Alten Schlachthof in Dresden. 2019 begeht die Band ihren 40. Geburtstag, seit Februar ist das bereits 22. Studioalbum mit dem Titel "Thunderbolt" (deutsch: Blitz) am Start. Damit nicht genug: Den frenetisch jubelnden Fans kündigte der Mastermind weitere Gastspiele ab September in Deutschland an. Zunächst aber geht es erst einmal mit Judas Priest und den Black Star Riders auf ausgedehnte US-Tour.
Gewissermaßen war das Konzert in Sachsens Landeshauptstadt ein Heimspiel. Auch Byford kokettierte mit dem Begriff der 'Sachsen', so die wörtliche Übersetzung des Bandnamens aus dem Englischen. Doch überall in Deutschland sind sie gern gesehene Gäste. Deutschland als Wahlheimat in Sachen Musik, immer für einen überzeugenden Headliner-Gig gut.
Der 'Saxonia-Express' rollte unermüdlich und dies hatte schon etwas von einer Festtagsstimmung: Der bevorstehende runde Bandgeburtstag und das jüngste Album sind allemal gute Gründe zum Feiern.
Die Tracks aus "Thunderbolt" fügen sich stilistisch hervorragend ein in den Reigen der Klassiker, die zum Teil vor knapp 40 Jahren entstanden sind, die im Livegewand aber erfrischend jung rüber kommen. Ein Drittel der Titel stammte von der aktuellen Produktion, wobei die Fans die neuen Stücke wohlwollend aufnahmen.
Die Mischung aus Best of-Hits und der Präsentation der neuen Scheibe war der Band bestens gelungen, die Stücke vom aktuellen Longplayer streuten Byford & Co. geschickt nacheinander in die Setlist ein. Natürlich waren es die Klassiker wie "Dallas 1PM", "Never Surrender", "747 (Strangers In The Night)" und "Princess Of The Night", die die Stimmung unter den Fans im gut besuchten Saal anheizten.
Der Frontmann spulte während der 100 Minuten seinen Part keineswegs einfach nur ab, er flirtete anhaltend mit dem Publikum und schnell hatte sich Biff Byford die Weste eines Zuhörers mit einem riesengroßen Iron Maiden-Sticker übergestreift. Es sollten abwechselnd noch mehrere solcher Westen folgen, wobei sich die so geehrten Fans über ein Autogramm des Idols freuen durften.
Die Show der in Yorkshire gegründeten Formation der New Wave of British Heavy Metal lebt zweifelsfrei von der Ausstrahlung ihres charismatischen Sängers, eine Alleinunterhaltung ist es aber nicht. Während die beiden Gitarristen Paul Quinn und Doug Scarratt sowie der Mann an der Schießbude, Nigel Glockler, ihren Part überzeugend und fast unauffällig abliefern, überzeugt Bassist Nibbs Carter vor allem durch sein anhaltendes Headbanging, die ungezähmte Spielfreude und als Background-Sänger.
Dabei übernimmt er in dieser Funktion auf "Predator" aus dem Album "Thunderbolt" die Stimme des schwedischen Metal-Sängers Johann Hegg, der das Original grunzend im Duett mit Biff Byford eingesungen hat.
Einen emotionalen Beitrag lieferten Saxon mit "They Played Rock And Roll". Es ist eine Verbeugung vor Lemmy Kilmister und dessen Kollegen. Mit Motörhead hatte es bereits 1979 die ersten gemeinsamen Konzerte gegeben, die Beziehung zwischen den beiden Bands, die stets den einfachen Arbeitern zugetan waren, riss nie ab.
Musikalisch klingt das Stück in den Strophen nach "Dallas 1PM" und im Refrain nach "Ace Of Spades". »Lemmy würde diesen Song lieben. Nibbs schrieb die Gitarren-Parts. Ich sagte zu ihm: Ich möchte, dass der Song klingt wie Motörhead und Saxon«, sagte Biff Byford in einem Interview mit dem schwedischen Rocksverige Rockmagazin. So feierten auch die Dresdner Konzertbesucher diesen besonderen Titel, der stellvertretend war für die Vielseitigkeit in der Musik an diesem Abend, den die beiden Vorbands Armored Dawn (Brasilien) und Diamond Head (Großbritannien) würdig mitgestalteten, dabei den Fans ordentlich einheizten und für ihre Darbietungen ebenfalls gebührend gefeiert wurden.
Saxon war ein Gänsehauterlebnis und das wird wohl jedes Konzert bleiben, so lange es dieses Quintett gibt. Saxon – das ist schnörkelloser, zeitloser Rock’n’Roll ohne Verfallsdatum. Die Musik verbindet Generationen, wie auch das Konzert in Dresden deutlich gemacht hat. Auffallend war hier zugleich der hohe Anteil an Frauen unter den Besuchern.
Für mich ist diese Band ohnehin ein besonderes Phänomen: Das Original und die 1983 in Zwickau (Sachsen) gegründete Metal-Coverband Argus (ab 1987 Moshquito) sorgten mit den eingängigen Melodien dafür, dass Saxon so etwas wie der Sound meiner Jugend war – noch vor Judas Priest und Iron Maiden, die beide ebenfalls den Heavy Metal für mich salonfähig machten.
Knapp vier Jahrzehnte später werden die Stücke von Saxon immer noch gefeiert, haben dabei gestandene Männer Tränen in den Augen und es liegen sich wildfremde Menschen feiernd in den Armen! Dass Biff Byford und seine Mitstreiter diesen Part bei jedem Konzert in einer unglaublichen Energieleistung absolvieren, nötigt höchsten Respekt ab.
Ein herzlicher Dank geht an Ute Kromrey von promotör für die problemlose Akkreditierung.
Line-up Saxon:
Biff Byford (vocals)
Paul Quinn (guitar)
Doug Scarratt (guitar)
Nibbs Carter (bass)
Nigel Glockler (drums)
Setlist Saxon:
- Thunderbolt
- Sacrifice
- Nosferatu (The Vampires Waltz)
- Motorcycle Man
- Strong Arm Of The Law
- Battering Ram
- Power And The Glory
- Sniper
- The Secret Of Flight
- Dallas 1 PM
- Never Surrender
- Predator
- They Played Rock And Roll
- And The Band Played On
- 747 (Strangers In The Night)
- Sons Of Odin
- Crusader
- Princess Of The Night
Zugabe 1:
- Heavy Metal Thunder
- Wheels Of Steel
Zugabe 2:
- Denim And Leather
Armored Dawn
Diamond Head
Saxon
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