![Ax Genrich & Band - "Out Of The Desert" - CD-Review](https://www.rocktimes.info/wp-content/uploads/2018/03/ax-genrich-and-band-out-of-the-desert-cover-300x263.jpg)
Am bekanntesten ist der in Berlin geborene Komponist, Gitarrist und Sänger Ax Genrich wahrscheinlich durch seine Arbeit auf den ersten Alben der deutschen Rock-Institution Guru Guru. Nachdem er noch in der ersten Hälfte der siebziger Jahre ausgestiegen war, machte und macht er bis heute durchgängig Musik, veröffentlichte mit unterschiedlichen Projekten, aber auch unter eigenem Namen weiterhin Alben. Umso schöner, dass nach dem starken In A World Of Dinosaurs aus dem Jahr 2014 mit "Out Of The Desert" nun der brandneue Nachfolger vorliegt. Von der Bandbesetzung der letzten Platte ist nur noch Ax selbst übrig geblieben. Mittlerweile bedient Edgar Turk den Bass, Andre Peiter das Schlagzeug und mit Uli Faust ist noch ein viertes Bandmitlied an der Percussion mit an Bord.
Mit "Miles After Miles" eröffnet ein straighter Rocker mit starkem Riffing, der bei Genrich immer sehr guten solistischen Saitenarbeit und einer klasse tighten sowie groovenden Rhythmus-Abteilung diese neue Scheibe. Natürlich hat der Gitarrist auch hier wieder seine Gitarren-Effekte am Start, die das Stück immer wieder ins Psychedelische bzw. Spacige wandern lassen. Somit stellt der kürzeste Song auf "Out Of The Desert" bereits einen bärenstarken Opener dar. Wie meine geschätzte Kollegin Sabine bereits zum letzten Album schrieb, erzählen die Songs von Ax Genrich aber immer auch bereits auf der musikalischen Ebene Geschichten, ohne dass man einen (natürlich gerne mitgenommenen) Text dazu bräuchte. Schließt man die Augen und taucht beim Anhören in den Genrich-Kosmos ein, so wird man automatisch auf eine Reise mitgenommen, die sowohl ruhig fließend als auch wie ein reißender Strom verläuft. Wohin sie einen trägt, kommt dann immer auch auf die eigene Fantasie und Verfassung an. Passend dazu erstrecken sich die Laufzeiten der insgesamt sieben Tracks dann von knapp sechs bis hin zu knapp knapp zwölf Minuten.
Der Protagonist ist nach wie vor ein hervorragender Gitarrist, der nichts von seinem Handwerk verlernt hat. Vielmehr entsteht der Eindruck, dass er dieses mit jedem Album und jedem Jahr weiter verfeinert und interessanter gestaltet. Nun ist der gute Ax glücklicherweise auch nicht der Typ, der sich über die gesamte Spielzeit in den Vordergrund stellt. Immer wieder zieht er sich auch mal zurück und überlässt seinen Bandkollegen das Spielfeld, was der Variabilität dieser Scheibe natürlich sehr zu Gute kommt. Im Vordergrund steht natürlich ganz klar die Gitarre, aber die clever gesetzten Arrangements geben immer wieder viel Raum, um den erzählten Geschichten die Luft zum Atmen zu lassen. Nachdem man spätestens bei "Under Pressure" bereits davon überzeugt ist, es hier mit einem sehr starken Album zu tun zu haben, wird es mit "Fear In The Valley (UFOs Are Landing)" so richtig spacig. Was für ein Hammer-Song, der den Hörer irgendwo zwischen Rosewell und die Galaxien mitnimmt. Auffällig gut funktioniert hier auch das Zusammenspiel von Drums und Percussion, während Edgar Turk den perfekten Teppich für die Ausflüge des Gitarristen in fremde Welten legt.
Es gibt keine Ausfälle unter den sieben Songs zu vermelden. Wenn eine Nummer in ihrem Verlauf etwas von dem Rest der Platte abfällt, dann vielleicht das zunächst als cooler Rocker beginnende "Standing On The Corner". Wobei dies aber schon Jammern auf sehr hohem Niveau ist, denn selbst hier geht richtig gut die Post ab und alle Musiker überzeugen an ihren Instrumenten. Bockstark geht es dann aber direkt wieder mit "Harvest" weiter, das mit Gitarrenspuren an traumähnliche Szenen erinnert und umgehend Bilder im Kopf-Kino des Hörers entstehen lässt. Sowohl bei diesem Stück (das zusammen mit "Fear In The Valley…" mein Favorit ist), als auch bei dem knapp elfminütigen Titeltrack fährt Ax Genrich bzw. die gesamt Band noch einmal alles auf, was sie drauf hat. Und das ist beileibe nicht wenig, so viel kann ich versprechen.
Ax Genrich & Band haben mit "Out Of The Desert" ein weiteres sehr starkes Album abgeliefert, das qualitativ mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar eine Spur besser als sein Vorgänger geworden ist. Wer auf sehr geilen Space Rock/Psychedelic Rock 'Made in Germany' steht, der sollte diese Scheibe keinesfalls außer Acht lassen. Ihr würdet es bereuen!
Line-up Ax Genrich & Band:
Ax Genrich (guitars, vocals)
Edgar Turk (bass)
Uli Faust (percussion)
Andre Peiter (drums)
With:
Elias Foerster (additional drums – #8)
Tracklist "Out Of The Desert":
- Miles After Miles [5:42]
- Under Pressure [11:54]
- Fear In The Valley (UFOs Are Landing) [8:05]
- D-Day [7:43]
- Standing On The Corner [8:48]
- Harvest [6:36]
- Out Of The Desert [10:58]
Gesamtspielzeit: 59:53, Erscheinungsjahr: 2018
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