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RasgaRasga / Hafen Fleur – CD-Review

RasgaRasga gibt es seit 2007. Das Sextett veröffentlichte im Jahr 2012 sein Debütalbum namens "Ju Haf Tu Danz!" und 2014 folgte die EP "Anhelo". Die Band hat schon viel Straßenbelag hinter sich gelassen, denn über zweihundertfünfzig Konzerte sprechen wohl eine eigene Sprache.
Apropos Sprache: Da ist die Formation mit der Sängerin Franziska Schuster ganz breit aufgestellt, denn die in ihren Texten reflektierten vielschichtigen Gefühle kommen in Englisch, Deutsch, Spanisch oder Französisch daher, »[…] oder auf ihre ganz eigene Sprache […]«.
Zu den Lyrics serviert uns die Combo aus Köln eine Klangkulisse aus »[…] 12 Instrumenten und 4 Gesangsstimmen […]« An anderer Stelle werden sechzehn Instrumente genannt.

Die Einsätze bei den Musikern beschränken sich folglich nicht auf nur ein Instrument. Wenn man so breit aufgestellt ist, darf der Hörer wohl einen riesigen Blumenstrauß an Sounds erwarten.
"Hafen Fleur" ist ein musikalischer Schmelztiegel, facettenreich, Neugierde weckend, interessant, überraschend und kurzweilig.

Richten wir unser Augenmerk im Zusammenhang mit dem Blumenstrauß doch direkt auf den Song "Dandelions". Die gelbe Blüte des Löwenzahns wird schließlich zur Pusteblume. Hier kann man sich von der flotten Musik, intoniert mit zupackenden Brass-Sounds und einem verliebt klingenden Akkordeon, von der RasgaRasga-Faszination umarmen lassen. Mit rockigen, sich überlagernden Bläsertönen ist dieses Stück ein Wechselbad der Dynamik. Die Combo schafft es, innerhalb von knapp vier Minuten ein Szenario der Emotionen zu entfalten, von dem man nicht zurückweichen kann. Klasse, wie die Bilder im Text in tonalen Folgen umgesetzt werden. Großes Kino!

"Hafen Fleur" ist so etwas wie ein Poesiealbum, in dem Franziska Schuster ganz persönliche Geschichten und Sichtweisen aufschrieb und diese dann sozusagen der Öffentlichkeit, dem Hörer zur Verfügung stellt.

Im Informationsblatt zur Platte ist auch von einer Reise die Rede: »[…] von Grand Libois in Frankreich, wo die Band einen Rückzugsort gefunden hat, wandert man nach Barcelona, wo Franziska eine Zeit lang in der Nou de la Rambla gelebt hat. […]«
So befinden sich in der Tracklist drei Songs, beginnend mit dem schwebenden "Voyage" als Beginn der Fahrt sowie "Le Grand Libois" und "Nou De La Rambla", die in sich den Charakter einer Reisedokumentation haben. Der französische Ort in seiner musikalischen Ausrichtung rasant wie der Wind und von verschiedenen Stimmungen geprägt. Wow, an diesem Ort flimmert die Luft, ist es sonnig, heiß und es sprüht geradezu vor guter Laune. Bei "La Grand Libois" kann man den fast leeren Akku wieder auftanken. "Nou De La Ramble" ist anders. RasgaRasga vermag es, hier ein anderes Flair durch das Lied wehen zu lassen. Von Wechseln im Tempo geprägt, ist deutlich iberische Atmosphäre, zum Teil herrlich verspielt, wahrzunehmen. Klasse! Im Zusammenhang mit "Nou De La Ramble" sei auf ein hinreißendes Video zum Song hingewiesen. Dazu »[…] wurde eine eigene kleine Stadt gebaut und mit handgeschnitzten Puppen zum Leben erweckt.[…]«

Hammer! Die Album-Eröffnung ist grandios. "Ich und ich" blickt auch zurück auf die Hochzeit der NDW. Dieses Stück verdeutlicht nur, wie kontrastierend die Formation sein kann. Wenn man diese Zeit unter das Motto "Ich will Spaß" stellt, dann ist es dieser Gruppe voll und ganz gelungen, bei dieser Nummer überaus gute Laune zu bekommen. Diese Komposition ist super. Vielleicht sollte man im Gegensatz dazu dann "Laila" hören. Melancholie, »[…] eine Art Verarbeitung von verschiedenen Trennungen […]« äußern sich in einer herzzerreißenden Stimmung. Klasse! Ganz persönlich gesehen ist "Kitty Catty Bro" nur einer meiner Favoriten.

RasgaRasga kreiert musikalische Gemälde mit ganz unterschiedlichen Effekten, Wirkungen. "Hafen Fleur" überzeugt voll und ist zum Leben erweckte Fantasie.


Line-up RasgaRasga:

Gregor Brändle (bass, vocals)
Benedikt Fischer (guitar, banjo, vocals)
Lukas Fischer (trumpet, bellfront, basstrombone)
Jonas Krause (violin, trombone, vocals)
Felix Kuthe (drums)
Franziska Schuster (vocals, accordion)

Tracklist "Hafen Fleur":

  1. Ich und ich
  2. Sonrisa
  3. Kitty Catty Bro
  4. Laila
  5. En Voyage
  6. Le Grand Libois
  7. Nou De La Rambla
  8. Dandeloins
  9. Flusstreiben
  10. El Momento
  11. Cascada
  12. Lighthouse

Gesamtspielzeit: 47:24, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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