«

»

Vug / Vug – CD-Review

Vug / Vug

2015 hat sich das Quartett in Berlin zusammengetan, wobei Drummer Nick DiSalvo nicht nur für Vug die Stöcke schwingt, sondern auch noch Frontmann und Gitarrist der US-Band Elder ist. Das erklärt auch, warum die 'Geburt' des Erstlingswerkes länger brauchte, als in der Branche allgemein üblich. Vug sind, zumindest derzeit noch, ein Geheimtipp in der Szene. Und ihre treuen Fans haben schon sehnsüchtig auf das Erscheinen einer Platte gewartet. Aber wie sagt man doch so schön? Gut Ding will eben Weile haben und nun ist es so weit: Die Band debütiert auf dem Label Noisolution und ihre treue Fangemeinde ist schon schwer gespannt auf das Ergebnis.

Der Opener, "Lose", ein feiner Blues Rock-Song, gehört zu den längsten Stücken auf der Scheibe, die mit rund 34 Minuten nun nicht gerade eine üppige Spielzeit aufweist. Aber das ist schließlich nicht maßgebend für Qualität, denn – weniger ist manchmal einfach mehr. Und das sollte sich bestätigen, so viel schon mal vorab.
Nachdem ich mir die Vocals von Felix Scholl mehrfach angehört habe, bin ich mir immer noch nicht darüber im Klaren, ob diese mehr in Richtung Jimi Hendrix oder Rory Gallagher tendieren. Wobei nicht nur die Stimme, sondern auch der Rhythmus des Songs samt Gitarrenspiel doch mehr Parallelen zu dem Iren aufweisen.

Brachial wie eine Walze rollt "Garden" aus den Speakern. Nick DiSalvo drischt auf die Felle, als gibt es kein Morgen und Maximilian Raine liefert sich mit Felix Scholl ein tolles Gitarren-Duell. Nicht zu vergessen Philipp Hennermann am Langholz, der gemeinsam mit DiSalvo die beiden Gitarristen zu Höchstleistungen anspornt.

Der nächste Siebenminüter, "Prophecy", beginnt als richtig schwere Ballade. Auch hier wieder hervorstechend die Maiden-mäßigen Twin-Gitarrenklänge. Im Verlaufe des Stücks nimmt dieses immer mehr an Fahrt auf, dazu nölt sich Scholl ab und zu seinen Frust von der Seele. Als Sahnehäubchen servieren beide Axtmänner ein richtig feines Gitarren-Duell, welches ebenfalls langsam beginnend in einen regelrechten Höllenritt überzugehen droht. Dabei schenken sich Raine und Scholl absolut nichts und auch die Rhythmusfraktion donnert sich mit ordentlich Groove durch die Nummer.
Im Mittelteil fing ich an zu stutzen, denn hier vermeine ich ganz leichte Nuancen aus dem Intro zu Rory Gallaghers "Fuel To The Fire" rauszuhören.

"Awaken" hat wieder sehr bluesige Züge, die Erinnerungen an selige Led Zeppelin-Zeiten wecken. Und auch "Poseidon" lässt den schweren 70er-Jahre-Rock aufleben, aber nicht als Abklatsch dessen, sondern in ein modernes und doch sehr psychedelisches Gewand gesteckt. Immer wieder findet die Band eine schön ausgefeilte Balance zwischen angedeuteter Dramatik und Härte, wie auch in diesem Song.
Gnadenlos hämmert sich "White Room" wuchtig stampfend in die Gehörgänge! Ein feiner Heavy Rocker, rau, schnörkellos und arschtight gespielt. Der Teufel hätte seine wahre Freude daran.

Die Whiskey-Flasche ist fast geleert, die Zigaretten aufgeraucht, aber man hat noch 'einen', den Titelsong "Vug". Ich bin fast geneigt, einen wohligen 'Ach ja'-Seufzer loszulassen, denn in einigen Nuancen weckt das Stück Erinnerungen an "Dazed And Confused" (nein, ein Geigenbogen wird hier nicht benutzt). Es hat ebenfalls einen sehr komplexen Songaufbau und walzt alles nieder, was sich in den Weg stellen will. Hier werden noch mal alle Register gezogen zwischen feinen Tempiwechseln und griffigen Melodien und das so gekonnt, dass man unweigerlich die Pommesgabel zeigt. Ein würdiger Abschluss für ein noch würdigeres Album.

»Der ewige Geheimtipp muss nun zeigen, ob er sich zum Tipp entwickeln kann.« (O-Ton Label)
Ehrlich gesagt, wenn die Band jetzt noch ein Geheim-Tipp bleibt, dann fress ich einen Besen mit Stumpf und Stiel. Von mir wird die Platte schon mal mit einem klaren Tipp geadelt!


Line-up Vug:

Philipp Hennermann (bass)
Maximilian Raine (guitar)
Felix Scholl (guitar, vocals)
Nick DiSalvo (drums)

Tracklist "Vug":

  1. Lose
  2. Garden
  3. Prophecy
  4. Awaken
  5. Poseidon
  6. White Room
  7. Vug

Gesamtspielzeit: 34:00, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Ilka Heiser

Hauptgenres: Classic Rock, Blues Rock, Heavy Rock
Über mich
Meine Seite im Archiv
News
Mail: ilka(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>