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Tons / Filthy Flowers Of Doom – CD-Review

Tons - Filthy Flowers Of Doom

Tons … das bedeutet anscheinend tonnenweise schwere Riffs, kombiniert mit Tonnen von schrägem Humor. Diesen Eindruck hinterlässt die 2009 in Turin aus der Asche dreier Hardcore-Bands formierte Sludge-Truppe mit diesem Namen, der im Verhältnis zu den schrägen Songtiteln richtig schlicht wirkt.
So gab es auf dem Debüt "Musineè Doom Session Vol. 1" (2012) beispielsweise "Rime Of The Ancient Grower" oder "At War With Yog-Sothoth".

Der Nachfolger "Filthy Flowers Of Doom" (2018) ist da nicht anders: Es gibt "Abbath’s Psychedelic Breakfast" (Immortal auf LSD? – nun das würde manche Videoclips erklären …) und "99 Weed Balloons" erinnert natürlich an Nenas Hit "99 Luftballons", der im englischen "99 Red Ballons" hieß. Neben norwegischem Black Metal und deutschem Rock mit Frontfrau bekommen auch die amerikanischen Funk Metaller Primus ihren Seitenhieb: "Sailin' The Seas Of Buddha Cheese".
Tons sind offensichtlich offen für verschiedene Einflüsse, und alleine das Lesen der Titel hat schon einen gewissen Unterhaltungsfaktor.
Die Musik hingegen ist keineswegs lustig. Nein, finsterer Sludge mit fiesen Vocals dominiert. Wer locker-luftige Comedy-Songs erwartet, wird von boshaft-mächtigen Riffgebilden niedergewalzt.

Der Opener "Abbath’s Psychedelic Breakfast" steigt erst einmal mit Schlagzeug ein, bevor Gitarre und Sprechstimme einsetzen. Dazwischen dominieren dämonische Gitarren, dann wieder die Drums und  zwischendurch keift Weed Mason (ja, schon klar … typisch italienischer Name…vermutlich ist Weed derjenige, der am Ende der Scheibe meint, dass er stoned sei …). Der Song zieht sich abgefahrene acht Minuten. Psychedelic? Ja, aber nicht nur und nicht auf die bunte Art, sondern eher ein faszinierender Höllentrip.

Die "99 Weed Ballons" legen saitenlastig los, erst riffig, dann leicht spacig. Dann kommt wieder das Keifen und die Hardcore-Vergangenheit scheint durch. Wieder ein Song, der sich davor sperrt, in eine Schublade gepackt zu werden, der unterschiedliche Einflüsse zu einem pechschwarzen Gebräu vereinigt. Brodelnde Bösartigkeit kriecht auch im weiteren Verlauf von "Filthy Flowers Of Doom" aus dem Topf der vier italienischen Alchemisten. Auf den ersten Eindruck scheinen die Zutaten planlos hineingeworfen, doch Tons haben vermutlich geheime Rezepte im Kopf, die sie in ihrem (vermeintlich verworrenen) Soundgemenge umsetzen.
Immer wieder wabert und blubbert es, doch vorherrschend ist eine zermalmende Zähigkeit, die schwer lastet. Manchmal garniert Meister Mason das Ganze mit seiner Stimme, doch teilweise dröhnen auch nur die Instrumente vor sich.

Steht das Ganze etwa unter dem Einfluss unheilvoller Mächte aus dem All – natürlich ist hier mal wieder H. P. Lovecraft eine Inspiration, schon auf dem Debüt wurde Yog-Sothoth erwähnt und auf dem Cover von "Filthy Flowers Of Doom" sind Tentakel zu sehen, außerdem alchemistisch/magisch wirkende Symbole, wie auch auf der Innenhülle – für das Artwork ist übrigens Gitarrist Steuso verantwortlich.
Genau. Das Cover. Das wirkt auf den ersten Blick wie ein Kontrast zur Musik, hübsch anzusehen mit schönen Farben, scheinbar harmlos. Doch das Grauen lauert hinter der Schwelle … ist dies eine Impression von Großen Alten, darunter Yog-Sothoth, der Torwächter? War das das Ziel, haben Tons ihn beschworen, um uns arglose Hörer in fremde Dimensionen zu entführen?…

Der Untergang ist nahe … wer hat den Mut, sich in den unheimlichen Sog der "Filthy Flowers Of Doom" zu begeben, ihre Schönheit und ihre Abgründigkeit zu spüren? Wer sich nun angesprochen fühlt, sollte den Trip mit Tons wagen …
Ich war gerne dabei und werde das wiederholen …


Tons Line-up:

Weed Mason (bass, voice, synth – #1)
Steuso (guitar)
Paganellord (guitar)
Perlage (drums)

Guests:
Paul Beaucamp (synth – #1)
Marco Needz Rinaldi (synth – #5)

Tracklist "Filthy Flowers Of Doom":

  1. Abbath’s Psychedelic Breakfast (8:26)
  2. 99 Weed Balloons (4:45)
  3. Those Of The Unlighter (6:52)
  4. Girl Scout Cookie Monster (8:42)
  5. Sailin' The Seas Of Buddha Cheese (8:55)

Gesamtspielzeit: 37:41, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
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Mail: andrea(at)rocktimes.de

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