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The Mission / Live At Rockpalast – 2CD & DVD-Review

The Mission - "Live At Rockpalast" - CD-Review

Als die aus dem englischen Leeds stammende Alternative Rock-Band The Mission am 24. November 1990 ihren ersten Rockpalast-Auftritt (bzw. Rocklife, wie das Format damals übergangsweise genannt wurde) absolvierte, befand sie sich gerade auf dem absoluten Höhepunkt ihrer Karriere. Gegründet Anfang 1986 von dem Sänger Wayne Hussey und dem Bassisten Craig Adams (beide Ex-Sisters Of Mercy), fand das Quartett doch recht schnell in die Erfolgsspur. Zumindest was ihre Heimat und den Rest von Europa betraf, denn in den USA konnte die Band nie wirklich viel reißen. In der 'Alten Welt' lief es jedoch mit jeder neuen Single und jedem Album besser. Zumindest bis ins bereits erwähnte Jahr 1990, in dem mit "Carved In Sand" auch das bis heute meistverkaufte Album von The Mission erschien. Und mit "Amelia", einem Song der gerade genannten Scheibe, geht es dann auch los.

Während der ersten Tracks kam mir jedoch massiv und mit überraschender Deutlichkeit die Frage 'War The Mission überbewertet?' in den Sinn, so ziel- und auch kraftlos kommt die Band hier rüber. Beim Studieren des Booklets stellte sich dann aber heraus, dass es bei den ersten Stücken wohl tatsächlich große Probleme mit dem Ton bzw. Sound gab, was leider auch für diese neue Ausgabe nicht mehr vollends restauriert bzw. repariert werden konnte. Ansonsten ziehen die Mannen um Wayne Hussey ein buntes Programm quer durch ihr bisheriges Schaffen durch, wobei neben bereits erwähntem "Amelia" mit "Butterfly On A Wheel", "Deliverance", "Sea Of Love" oder "Into The Blue" noch etwa eine Handvoll an Tracks des Erfolgsalbums gespielt wurden. Lediglich zwei dagegen von der Debütscheibe "God’s Own Medicine". Tja, und dazwischen lagen die Alben "The First Chapter" (eine Compilation des ersten Labels der Band von zwei zuvor veröffentlichten EPs) sowie das offizielle zweite Album "Children", das mit vier Tracks ebenfalls sehr stark vertreten ist.

Neben den eigenen Kompositionen hatte The Mission mit "Dream On" (Aerosmith) sowie "Like A Hurricane" (Neil Young) auch noch zwei Covers am Start, die mich allerdings nicht überzeugen können. Die Aerosmith-Nummer kommt viel zu lasch sowie uninspiriert daher und "Like A Hurricane" wirkt in dieser Version auf mich ebenfalls farb- und lustlos. Mit "Wasteland" verabschiedete sich die Combo von einer tobenden Menge. War The Mission überbewertet? Das fanden die Fans an diesem Abend vor dreißig Jahren in der Düsseldorfer Philipshalle jedenfalls ganz und gar nicht.
Etwa viereinhalb Jahre später, genauer gesagt am 16. April 1995 fand das zweite Konzert im deutschen Fernsehen (das lief damals immer noch unter dem Namen 'Rocklife') statt. Die Alben der letzten Jahre waren dann doch lange nicht mehr so erfolgreich gewesen wie die ersten und abesehen von dem Drummer Mick Brown hatte Wayne Hussey sich mittlerweile auch mit komplett anderen Musikern umgeben.

Dennoch fing die Band genau dort (nämlich mit "Wasteland") an, wo sie beim letzten Mal aufgehört hatte. Ansonsten wurden bei diesem etwa zwanzig Minuten kürzeren Auftritt auch ein paar neue Tracks eingestreut, ohne die älteren Gassenhauer und Fan-Favoriten wie etwa "Beyond The Pale", "Hands Across The Ocean" oder "Tower Of Strength" (um nur mal einige zu nennen) zu vernachlässigen. Nicht nur hat der Frontmann Hussey hier (mit unter anderem einem Kurzhaar-Schnitt) ein komplett anderes Auftreten, auch die Songs werden viel straighter, viel rockiger und geradeaus gespielt. Um mal einen ganz blöden und hinkenden Vergleich anzustellen erscheint es mir fast so, als wäre die Band 1990 auf irgendwelchen psychedelischen Drogen gewesen, während es beim zweiten Konzert so wirkt, als hätte sie eine ordentliche Dosis Speed eingeworfen.

Ach ja, war The Mission denn jetzt überbewertet? Diese Frage habe ich mir bereits beantwortet und das darf/sollte auch jeder von euch für sich selbst tun.


Line-up The Mission:

1990:

Wayne Hussey (lead vocals)
Craig Adams (bass, background vocals)
Mick Brown (drums)
David Wolfenden (guitars)
Paul Etchell (guitars)

1995:

Wayne Hussey (guitar, lead vocals)
Mick Brown (drums)
Mark Thwaite (guitars)
Rik Carter (keyboard)
Andy Cousin (bass)

Tracklist "Live At Rockpalast":

CD 1:

  1. Amelia
  2. Child’s Play
  3. Severina
  4. Hands Across The Ocean
  5. Butterfly On A Wheel
  6. Into The Blue
  7. Sea Of Love
  8. Kingdom Come
  9. Beyond The Pale
  10. Tower Of Strength
  11. Dream On
  12. Deliverance
  13. Like A Hurricane
  14. Wasteland

CD 2:

  1. Wasteland
  2. Hands Across The Ocean
  3. Sway
  4. Into The Blue
  5. Heaven Knows
  6. Like A Child
  7. Swoon
  8. Beyond The Pale
  9. Deliverance
  10. Tower Of Strength

Gesamtspielzeit: 72:19 (CD 1), 51:52 (CD 2), (127:00 DVD), Erscheinungsjahr: 2018 (1990, 1995)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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