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Savoy Brown / You Should Have Been There! – CD-Review

Schon seit ich mich mit Rock- und Bluesmusik beschäftige, und das ist nun auch schon fast fünf Jahrzehnte der Fall, begleitete mich der Name Savoy Brown von Anfang an durch die Zeit. Mehrmals trat die Band von Kim Simmonds in den Siebzigern im Langelsheimer Beat Club auf und begeisterte die Leute mit ihren kraftvollen Liveauftritten, die schon damals legendär waren.

Jedoch im Unterschied zu den meisten anderen Bands dieser Zeit sind die englischen Bluesrocker, mit jetzigem Wohnsitz in den USA, bis Heute musikalisch aktiv. So erschienen in den letzten acht Jahren sechs Studio- und Livealben, deren bisheriger Schlusspunkt Witchy Feelin' ist und auch unsere Ilka begeisterte. Und das vollkommen zu Recht!

Viel erstaunlicher ist die Tatsache, dass sich, neben Kim Simmonds, mit Pat DeSalvo am Bass und Schlagzeuger Garnet Grimm schon über mehrere Jahre ein festes Line-up bei Savoy Brown gebildet hat. Absolut untypisch für eine Band, die im Laufe ihrer Karriere mehr als hundert Musiker verschlissen hat.

Diese Besetzung war bei dem mir jetzt vorliegenden Livemitschnitt noch Zukunftsmusik, denn die Aufnahmen stammen vom 23. März 2003 und wurden im The Yale im kanadischen Vancouver aufgezeichnet. Das Album erschien dann schon mal im Jahr 2004 und wurde nun von inakustik neu aufgelegt. Damals stand Savoy Brown in Quartettstärke auf der Bühne. Simmonds ließ sich von David Malachowski als zweitem Gitarristen unterstützen, während Gerry Sorrentino (bass) und Dennis Cotton (drums) das Kraftwerk bildeten.

Allein diese Konstellation deutet schon an, was den Hörer bei den sechs Songs erwartet. Roher Bluesrock mit Ecken und Kanten, der immer wieder in Jam Rock-artige Ausbrüche fällt. Allein schon die Spielzeiten der Titel, die sich bis auf den Opener "When It Rains" komplett zwischen knapp zehn und dreizehn Minuten bewegen, sind dafür ein wichtiges Indiz. Savoy Brown wollte sich austoben und Spaß haben. Und dass ihnen das gelungen ist, zeigt der Longplayer "You Should Have Been There!" ganz deutlich. Auch die Songauswahl spricht dafür, denn sie besteht ausschließlich aus Klassikern, die wohl jeder Musikfan mit der Band in Verbindung bringt.

Wie gesagt, der Opener fällt mit knapp drei Minuten aus dem Rahmen der CD. "When It Rains" ist sozusagen das Aufwärmprogramm, lässt aber die Sechssaiter schon ganz schön vibrieren.

Dann geht es aber gleich in die Vollen. "Where Is Your Heart Gone" ist ein Slow Blues ohne Schnörkel. Simmonds lässt die Gitarre wunderbar heulen und aufjaulen, bevor nach knapp drei Minuten sein Gesang einsetzt. Herrlich akzentuiert gesetzte Läufe beherrschen das Stück und lassen das Bluesfeeling hochleben. Gleich dreimal setzt Simmonds zu seinen Soloattacken an und bringt das Publikum zum Toben.

Mit "Poor Girl" folgt einer der großen Savoy Brown-Klassiker, dessen Riff wohl jeder sofort im Ohr hat, der sich für die Gruppe interessiert. Kurz nach dem Grundthema folgt der nächste 'Ausbruch' von Kim Simmonds, bevor der Song in einen ruhigen Mittelteil übergeht. Herrlich gefühlvolle Gitarrensounds über dezenter Bass- und Drumuntermalung passen perfekt, zumal sich dann auch noch die zweite Klampfe an einem Zwiegespräch beteiligt, das langsam aber sicher immer heftiger wird. Großartig!

"Blues Like Midnight" folgt. Der Name ist Programm. Noch einmal hat der 12-Takter das Sagen. Diesmal mit akustischen Gitarren und unglaublich viel Gefühl. Im zweiten Teil des Songs ist dann die Stromgitarre der Impulsgeber, die sich mit der Akustischen duelliert.

Über "Street Corner Talking" Worte zu verlieren ist eigentlich überflüssig. Der Song besticht durch herrliche Double-Leads, die sich zu einem tollen Jam zusammenfinden. Kim Simmonds at his best! Der Protagonist macht richtig Feuer unterm Dach und findet fast kein Ende. So zieht sich dieses Solo minutenlang durch die Boxen. Gut so, denn als Hörer klebt man förmlich an den Sounds. Dann gönnt sich der Mastermind eine Pause und Gerry Sorrentino steigt mit einem geilen Basssolo ein. Ganz stark!

Den Abschluss des Silberling bildet – wie könnte es anders sein – der wohl bekannteste Titel von Savoy Brown "Hellbound Train". Dieses fast schon magische Riff und der hypnotische Gesang sorgen zusammen mit den harten Gitarrensounds und seiner Kraft bis Heute für den Höhepunkt eines jeden Savoy Brown-Konzertes.

Fazit: Es gibt ja so einige Livealben von Kim Simmonds und Kollegen. "You Should Have Been There!" ist mit seiner Kraft und Rohheit und der perfekten Soundqualität eines der Stärksten seiner Zunft.


Line-up Savoy Brown:

Kim Simmonds (guitar, vocals)
David Malachowski (guitar, backing vocals)
Gerry Sorrentino (bass)
Dennis Cotton (drums)

Tracklist "You Should Have Been There!"

  1. When It Rains (2:57)
  2. Where has Your Heart Gone? (11:30)
  3. Poor Girl (11:24)
  4. Blues Like Midnight (9:54)
  5. Street Corner Talking (12:34)
  6. Hellbound Train (10:58)

Gesamtspielzeit: 59:21, Erscheinungsdatum: 2018

Über den Autor

Jürgen Bauerochse

Hauptsächlich zu besprechende Musikstile: Blues, Blues Rock, Southern Rock, Classic Rock
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Mail: juergen(at)rocktimes.de

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