Wohl dem, der warten kann! Denn die Marburger Band Moonages hat nach ihrem bereits sechsten Album Transition aus dem Jahr 2014 nun endlich den lange erwarteten Nachfolger vorgelegt. Mein Ex-Kollege Steve war damals übrigens durchaus angetan, was den Melodic Rock des Quintetts (plus den Sound- & Technik-Mann Peter Nachtigall) betraf. Mit dem neuen Werk "Sons Of Cain" wollte die Band dann auch genau dort weiter machen, wo sie etwa 24 Monate zuvor (zumindest studiomäßig) aufgehört hatte.
Bezüglich des Line-up gab es lediglich auf einer Position einen Wechsel. So hat mittlerweile der Gitarrist Thomas Türling seinen Vorgänger Frank Sauer ersetzt, beim Rest handelt es sich um die altbekannte Mannschaft. Und die zeichnet – von den Texten abgesehen, die erneut komplett aus der Feder des Sängers und Keyboarders Björn Mardorf stammen – mal wieder geschlossen für sämtliche Kompositionen verantwortlich. Was auf den elf neuen Tracks geboten wird, bleibt dem Stil der Band standfest treu. Poppige Melodien bringen dann zeitweise noch die gewisse Dosis Extra-Pep in diese Geschichte.
Man kommt eigentlich – zumindest nach ein paar Durchläufen – gar nicht drum herum anzuerkennen, dass die Band jede Menge Zeit und Herzblut in diese elf neuen Tracks gesteckt hat. Da scheint jedes Detail, jeder Ton gut durchdacht zu sein. Die Arrangements sind ausgeklügelt, der Sound hervorragend in Szene gesetzt. Steves Vergleiche des Vorgängers zu dem Werk David Bowies aus den Achtzigern kann ich für "Sons Of Cain" zwar nicht unbedingt bestätigen, dafür aber eine gewisse Affinität zu U2 und ähnlichen Combos aus deren Dunstkreis. Fans und Liebhaber dieses Genres können hier nahezu bedenkenlos zuschlagen.
Denn die Moonages schaffen es trotz einem gewissen (vielleicht auch nur in meiner Einbildung existierenden) Hang zur Vergangenheit mühelos, einen brandaktuellen und modernen Sound aufs Band zu zaubern. Da ist nichts Verstaubtes oder gar der Versuch, wie jemand anderes zu klingen. Die Marburger hören sich jederzeit nach sich selbst an, was sich speziell bezüglich der Vocals von Björn Mardorf sagen lässt. Songs wie beispielsweise "You And I" überzeugen alleine schon durch das hinein gelegte Feeling, die technischen Fähigkeiten und die tollen Melodien.
Und ich komme auch nicht drum herum, dass in meinem Kopf beim Anhören dieser elf Tracks immer wieder Bilder und Geschichten entstehen. Kopfkino im dritten Gang, sozusagen. Weshalb ich mir diese Band auch als richtig gute Musiker für einen Soundtrack vorstellen könnte. Ob sie das überhaupt wollen würden, sei mal dahingestellt. Die neue Scheibe funktioniert aber auch als reines Album mit elf Musikstücken richtig gut und könnte sich in einer besseren Welt (aber: man weiß ja nie!) auch Chancen fürs Mainstream-Radio ausrechnen. Meine Anspieltipps sind "Life And Love, Pride And Truth", "Humble Dance", "You And I" sowie "This Faceless Machine".
Das durchaus gute – übrigens auch komplett in Eigenregie erstellte und produzierte – "Sons Of Cain" ist eine Melange aus Melodic Rock und Pop, mäandert zwischen diesen beiden Stühlen ohne je in die Verlegenheit zu geraten entweder dazwischen zu fallen oder zu stark Partei für eine der beiden Seiten zu ergreifen. Rockfans der eher härteren, raueren Gangart sollten hier eher die Finger weglassen, wer auf gut ausgearbeitete Melodien, eine Perfekte Produktion und die Gratwanderung aus obiger Stilistik steht, ist bei den Moonages genau richtig.
Line-up Moonages:
Stefan Herzig (drums)
Guido Pöppler (bass)
Thomas Türling (guitars, background vocals)
Thorsten Doerr (guitars)
Björn Mardorf (keyboards, lead vocals)
Tracklist "Sons Of Cain":
- Life And Love, Pride And Truth
- Quick
- Human Nature
- Cardinal
- Humble Dance
- Love Someone
- Prelewd
- You And I
- Tell Me About
- This Faceless Machine
- The Sons Of Cain
Gesamspielzeit: 54:18, Erscheinungsjahr: 2016
Neueste Kommentare