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Finkenbach Festival 2016 – Event-Bericht

Finki Festival 2016

Das Finki Festival war immer schon eine Reise wert. Aber nicht nur das Festival, sondern das komplette Örtchen steht wie eine Eins hinter dem jährlich stattfindenden Großereignis. Zwei Tage dauert es nun schon seit geraumer Zeit und nachdem wir euch in den letzten beiden Jahren vom 32. und 33. Festival berichtet hatten, kamen wir dieses Mal mit unserer Mathematik ganz schön ins Schleudern. Denn wie Mani Neumeier von der Bühne aus berichtete, veranstaltete er dieses Event nun zum vierzigsten (!) Mal. Wie sich dann aber herausstellte, fand das erste Festival zwar vor vierzig Jahren statt, allerdings gab es ein paar Jahre lang auch mal eine Pause. Aber wie dem auch sei, es war angerichtet und die angereisten Fans, darunter auch etliche 'Alt-Hippies' ließen sich auch von der Absage des eigentlich angekündigten Rick Vito nicht ins Boxhorn jagen. Fast möchte man sogar spekulieren, ob nicht die Aussicht auf die stattdessen auftretenden Kraan sowie das vorangekündigte (und tatsächlich eingetretene) gute Wetter noch etliche Kurzentschlossene zur Anreise bewegt haben. Denn auch wenn es am Freitagvormittag noch gar nicht danach aussah, der Regen verzog sich tatsächlich und das Finki 2016 fand durchgehend trocken (wettertechnisch gesehen, getränketechnisch war der Flüssigkeitsnachschub zu gewohnt fairen Preisen sichergestellt), gar sonnig statt. Das direkt angrenzende Freibad wurde am Samstag tagsüber rege frequentiert.

Epitaph beim Finki 2016Den Opener an einem wunderschönen Freitagabend machte mit Epitaph gleich mal eine feste Größe in der deutschen Rock-Historie. Bestens aufgelegt hatte das Quartett die Meute auch ganz schnell im Griff, die Song für Song abfeierte. Zu unserer Freude bestand die Setlist dieses Mal auch nicht nur aus den Bandklassikern, sondern vereinte Altes (Woman, "Going To Chicago") mit Material der aktuellen Studioscheibe Fire From The Soul. Und zwischendrin gab der eigens aus dem Urlaub angereiste Heinz Glass auch noch eine eigene, regelrecht Gänsehaut erzeugende Version der Jimi Hendrix-Nummer "Villanova Junction" zum Besten. Eine ganz starke erste Band also, die die (zu diesem Zeitpunkt bereits) ca. zweitausend Anwesenden gleich mal auf Betriebstemperatur brachte.

Mother's Cake - Finki 2016

Es ist ja kein Geheimnis, dass sich das Finki Festival auf deutsche (Kraut-) Rockbands spezialisiert hat, aber erstens sind auch immer wieder internationale Acts mit dabei und zweitens wird auch stets aufstrebenden jungen Combos eine Chance eingeräumt. Wie in diesem Jahr der österreichischen Band Mother’s Cake, die anschließend ihren grungigen Rock mit so einigen Funk-Einsprengseln vom Stapel ließ. Was einige jüngere Fans in den ersten Reihen zu wahren Pogo-Attacken veranlasste. Dies irritierte zwar einige der Alt-Hippies, die mit etwas verärgertem Blick bald das Weite suchten, aber es war einfach auch mal etwas Anderes und ein guter Kontrastpunkt zum restlichen Programm. Zumindest gefühlt waren in diesem Jahr auch zahlreiche jüngere Besucher im Publikum vertreten.

Amon Düül II - Finki 2016Dann kamen Amon Düül II und begeisterten mit einer für uns überraschend starken Rockshow. Zugegebenermaßen sind wir mit dem Material der Band um John Weinzierl, Renate Knaup und Chris Karrer nicht sehr vertraut, was dem sehr gelungenen Konzert und dem Spaß auf und vor der Bühne jedoch keinen Abbruch tat. Die Frontlady ist so agil und gut bei Stimme wie eh und je, während die komplette Band einen mitreißenden Gig hinlegte. Großartig und für das anwesende RockTimes-Team definitiv Anlass, sich ab jetzt doch intensiver mit dem Backkatalog der Düüls auseinander zu setzen. Den Abschluss des tollen ersten Abends machte schließlich My Sleeping Karma mit ihren gut abgehangenen Instrumental-Songs, die – nomen est omen – für die nötige Bettschwere bei den RockTimern sorgten.

Marblewood - Finki 2016Der Samstag begann als heißer Sommertag mit blauem Himmel, hohen Temperaturen und der Vorfreude auf die noch anstehenden Bands. Den Anfang machte diesmal Electric Orange aus Aachen, die mit ihrem sphärischen Psychedelic Rock genau richtig für diesen warmen Nachmittag war. Die – von einigen Sprecheinlagen zu Beginn der Tracks abgesehen – langen Instrumental-Stücke sorgten für relaxte Stimmung. Mit Marblewood war anschließend eine Band zugange, die vor zwei Jahren bereits auf dem Finki war, diesmal allerdings mit geänderter Besetzung (Renato Matteucci am Bass), Giuliano Nodari an Gitarre und Moog-Synthesizer und dem zusätzlichen Gastsänger Vikram Sekerovic anreiste. Aber wie schon damals konnten die Musiker auch dieses Jahr mit ihrem bluesigen Rock überzeugen und den größten Teil des Publikums vor die Bühne locken.

Kraan - Finki 2016Kraan stellten sich danach erneut als eine echte Bank heraus. Ebenfalls bereits vor zwei Jahren am Start, überzeugte das Trio um Helmut Hattler mit seinen flockigen, perlenden Songs einmal mehr. Drei Spitzenmusiker, die sich neben ihren guten und wiedererkennbaren Nummern selbstverständlich auch jede Menge Platz für Soloausflüge ließen. Richtig klasse und einer der Gewinner des diesjährigen Festivals. Wenn ich eben von einer 'echten Bank' schrieb, dann fällt unter diesen Begriff natürlich auch Guru Guru, im Jahr 1968 von Mani Neumeier mitgegründet und immer noch so präsent wie stark. Mit dem Tod ihres Gitarristen Hans Reffert musste die Band vor nicht allzu langer Zeit zwar einen schweren Schlag hinnehmen (O-Ton Mani Neumeier: »Eine Zeit lang dachten wir, das war’s dann endgültig!«), aber glücklicherweise beschlossen Neumeier, Roland Schaeffer und Peter Kühmstedt dann doch, mit Jan Lindquist einen neuen Mann in die Combo einzubauen und weiter zu machen. Und der neue Musiker fügte sich nicht nur hervorragend in die Band ein, sondern der komplette Auftritt hatte in diesem Jahr etwas Besonderes, eine ganz eigene Dynamik. Mag sein, dass das alles nur Einbildung war, aber es lag etwas Spezielles in der Luft und in den Versionen der mehr oder weniger bekannten Setlist der Gurus. Fast so, als wollten sie Gevatter Tod trotzig Auge in Auge treten, deutlich machen, dass man nicht gewillt ist, einen weiteren Millimeter von der Spur abzuweichen und ihrem verstorbenen Freund einen speziellen Gruß zu schicken. Denn – wieder O-Ton Mani Neumeier»Der Hans ist ja immer noch da… hier irgendwo… und soll seinen Spaß an unserem Auftritt haben!«

Guru Guru - Finki 2016Spätestens als Guru Guru mit ihrem Auftritt begann, war das Festival-Gelände bis hinten hin voll belegt, was auch bei den nachfolgenden Siena Root so blieb. Und auch die Schweden legten einen richtig geilen Auftritt hin, gespickt mit Retro Rock, Blues und Psychedelic. Super und sehr gerne wieder. Zum Abschluss spielten anschließend Coogan’s Bluff mit ihrem coolen Rock auf. Den Gig konnten wir aufgrund physischer Erschöpfung zwar nicht mehr bis zum Ende genießen, aber die Tracks, die wir noch sahen, gingen nochmal richtig ab und machten Lust auf mehr.

Lust auf mehr ist auch das Stichwort für das Finki Festival. Superklasse organisiert, kaum Warteschlangen vor den Essens- und Getränkeständen sowie anderen wichtigen Orten (wo man halt ja auch mal hin muss), durchgehend coole Leute, kein Stress, Frieden und auch immer saustarke Musik. Das 'Woodstock im Odenwald' ist eine wahre Wohlfühl-Oase, ein kurzer Trip aus dem Alltagsleben raus, der dazu auch noch mit sehr geiler Live-Mucke aufgepeppt wird. Hoffen wir, dass die Verantwortlichen noch lange bei guter Gesundheit bleiben, damit das noch lange so weitergeht. Das RockTimes-Team freut sich jedenfalls jetzt schon auf Finki 2017!

Über den Autor

Markine (Konzertteam Markus und Sabine)

Gemeinsame Artikel von Markus Kerren und Sabine Feickert

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