Im Vorfeld Promo-Versprechungen, wie »Eigenständig und trotzdem eingängig, mit einer lebendigen, häufig verlockend leichtfüßigen Ausstrahlung und durchdachten Details« für eine Studio-Neugeburt zu verkaufen, steht für eine künstlerisch groß portionierte Selbstsicherheit.
Dabei dürfte schon das exorbitante Personalgerüst der musikalischen Protagonisten aus dem Berlin-konkurrierendem Potsdam den Glanz eines jeden goldigen Tonträger-Rundum-Entdeckers in die Pupillen zaubern.
Obendrein umgibt sich das Trio von seither mit dem musischen Image von Genre-Sonderlingen sowie Schubladenverweigerern, die dank ihrer kreativen Wachheit eigene Spuren im größtenteils akustisch anklingenden Einheitsbrei markierten und nichtsdestominder Tondokumente lebendig verjazzter Weltmusik, jedoch jenseits Klavier-verhauchter Lounge Marginalen, erschufen.
Auch auf ihrem neuem Studiodrittling "Zoo Of Songs" ergießen sich reichlich Melodien-vergorene Geistesbäche über die als Jazzattribut unorthodox anmutenden Musikalien, verwischen die klassisch geschulten Akteure alle Demarkationslinien zwischen hippen Pop-Mustern sowie Trio-Jazz-kontaminierter Spielfreude samt nordindischem Exoten-Habitus.
So bewegen sich die drei Freunde – ob mit schwelgerischer Abgeklärtheit oder Tempi-variierender Verspieltheit – gleichwohl blinder Intuition übers weltmusikalische Jazz-Parkett.
Mit gewohnter Pulsar-Rezeptur ziehen Beate Weins mal tänzelnde mal verschwitzte Tastenanschläge, wie auch Matyas Wolters Stimmungs-kontrastierte und Raga-geschulte Sitar, ihre feinspinstigen Markierungen um Aaron Christs leichtgewichtige Trommelpflöcke.
Die Magie der, teils in pointierter Improvisation geübten Akteure liegt in ihren musikalisch kognitiven Fähigkeiten, so ziemlich der spielerisch einst bewusstseinsbefreiende Geist eines Ravi Shankar, und bestenfalls melodische Zugänglichkeit aus Esbjörn Svenssons Vermächtnis, zu rekombinieren.
In ihrem "Zoo Of Songs" feiern die Drei ein fein aufeinander abgestimmtes Freiluftfest der Musikalien, sowie eine dem griffigen Jazz-gereichte Weihe, die selbst Genre-Legasthenikern die Ohrmuscheln zu waschen vermag.
Der stete Dialog zwischen den Musikern hierbei und die überwiegend dynamischen Kompositionen, wie die Tierischen "Of Mice And Men" oder "Butterfly Toe", ebenso tonal Meditatives à la "Flugmodus", ferner "Slow Down Trude", lassen den Einerlei verfemenden Hörer in ein magisches, zugleich Global Jazz-vernebeltes, Refugium eintauchen.
Pulsar Trios musikalisch eher Kopfunlastige Diktion lebt nach wie vor vom harmonischen Bündnis der Instrumentalisten, jenem ebenso filigranen wie groovigen Drum Beat sowie südindisch befeuerten Langhalslaute-Flirren, die vom kongenialen Grundpuls variabler, stets Disziplin-verorteter Klaviaturen domestiziert werden.
Im Endeffekt bürgt auch dieses Album wiederholt für eine musikalische Haltung und gleichsam zarte Revolte, einerseits das seit Unzeiten regierende Klischee vom Rollkragenpullover-tragendem sodann Intellektuellen-Mief befallenem Musensport zu entfesseln, andererseits dem noch nebulös anmutenden Genre eine gangbare Pforte zu öffnen.
Line-up Pulsar Trio:
Beate Wein (piano, keys)
Matyas Wolter (sitar, surbahar)
Aaron Christ (drums, percussion)
Tracklist "Zoo Of Songs":
- Of Men & Mice
- Tin Stag Story
- SRC
- Butterfly Toe
- Sparkle Crumbs
- Flugmodus
- Knittery Owl
- Rambos Muscledance
- Mink The Toad
- Slow Down Trude
Gesamtspielzeit: 44:00, Erscheinungsjahr 2018
Neueste Kommentare