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Saxon / Power And The Glory – LP-Review

Saxon - "Power And The Glory" - LP-Review

Als Saxon im Herbst 1981 Denim And Leather herausgebracht hatten, war es das vierte Album in drei Jahren gewesen. Eine Zeit, in der die Band fast pausenlos durchgearbeitet hatte, denn wenn sie nicht im Studio war, dann auf Tournee durch Europa oder die USA. Um wenigstens mal ein bisschen Ruhe und Zeit für neue Songs zu finden wurde beschlossen, als nächstes ein Livealbum zu veröffentlichen. Das in Europa und im Vereinten Königreich aufgenommene "The Eagle Has Landed" erschien im Mai 1982 und untermauerte die Vorrangstellung der englischen Combo in Ihrer Heimat als eine der besten New Wave of British Heavy Metal-Bands der damaligen Zeit. Für die Aufnahmen zum neuen Studioalbum zog es die Briten diesmal in den Süden der USA, genauer gesagt nach Atlanta, Georgia. Wahrscheinlich nicht ganz ohne Hintergedanken, denn den Markt im 'Land of the Free' hatte das Quintett immer noch nicht geknackt. Und dafür sollte nun also ein amerikanisches Studio mit einem amerikanischen Produzenten her.

Was bei "Power And The Glory" im Vergleich zu den vorhergehenden Alben umgehend auffällt, ist der deutlich optimierte Sound. Das mag nicht mehr ganz den Charme der früheren Werke haben, aber wer kann einer Band vorwerfen, den bestmöglichen Klang für ihr neuestes Baby haben zu wollen. Der Titelsong fließt sehr rockend, melodisch und überzeugend aus den Boxen. Nigel Glockler, der Neuzugang am Schlagzeug, gibt (wie auch schon auf der Live-Scheibe) eine hervorragende Figur ab und die gesamte Band klingt frisch sowie auch spielfreudig. Erstmal die Daumen nach oben also. Aber auch "Redline" überzeugt durch jede Menge Power, Biff Byfords nochmal besseren Gesang sowie gutes Songwriting. "Warrior" bestätigt den ersten Eindruck, dass Saxon auf dieser neuen Scheibe auch noch mal eine gute Spur heavier geworden waren. Dennoch: Was (vom Titelsong mal abgesehen) auf dieser ersten Seite fehlte, waren die so treffsicher ins Ohr gehenden Melodien der Vorgänger. Schade zwar, aber es entsteht auch der Eindruck, dass die Band diesen Weg ganz bewusst eingeschlagen hatte.

Mit Volldampf und sehr heavy startet dann "This Town Rocks", wenn zugegebenermaßen auch mit etwas anbiederndem Text, die zweite Seite. Hier kommt ebenfalls wieder der deutlich modernere Sound und die insgesamt härtere Ausrichtung dieses Werkes voll zur Geltung. Paul Quinn und Graham Oliver liefern sich beim Solo ein abgefahrenes Duell und am Ende braucht der Hörer erst mal ein bisschen Zeit zum Luft holen. Ihr werdet es erahnen – an der Grundausrichtung ändert sich auch bis zum letzten Song nichts mehr. Mit "Midas Touch" wartet dann noch ein kleines Highlight auf, bevor "The Eagle Has Landed" (genau, das ist der gleiche Titel, den auch auch das vorhergehende Live-Album trug) die Scheibe beendet. Getragen und geradezu episch beginnt diese Nummer, bevor der Gesang für Saxon-Verhältnisse erst recht spät einsetzt. Hier wurde auch verstärkt mit Effekten gearbeitet, die nicht nur die Instrumente, sondern auch den Gesang betrafen. Ungewohnt, aber gut.

Als Fazit kann festgehalten werden, dass "Power And The Glory" Veränderungen für Saxon brachte. Zum einen war der Sound wesentlich moderner und vielleicht mehr auf den amerikanischen Markt zugeschnitten, zum anderen hatte die Band doch deutlich an Heaviness zugelegt. Nach wie vor ein sehr gutes Album, selbst wenn absolute Gassenhauer der Marke "Princess Of The Night", "Wheels Of Steel", "Motorcycle Man", "Heavy Metal Thunder", "Strong Arm Of The Law" und, und, und… hier fehlten. Wobei mindestens der Titeltrack sowie "Midas Touch" ebenfalls aller Ehren wert waren. Und noch am Rande: Potzblitz, Paul Quinn wird hier erneut nicht bei den Song-Credits genannt. Früher hieß es auf den Covern ja immer »All Songs by Saxon« (was ja nicht grundsätzlich gelogen war, lediglich etwas anderes suggeriert), jetzt werden nur noch vier Musiker als Autoren genannt. Vielleicht hielt sich der Gitarrist in dieser Beziehung dann doch sehr zurück.

Auch dieses 180g-Vinyl kommt wieder in farbiger Swirl-Dekoration (dieses mal in blau und lila) und ist mit einem fetten Sound gesegnet. Also haben wir es auch hier wieder zumindest für Sammler mit einem absoluten Muss zu tun.


Line-up Saxon:

Peter 'Biff' Byford (vocals)
Graham Oliver (guitars)
Paul Quinn (guitars)
Steve Dawson (bass)
Nigel Glockler (drums)

Tracklist "Power And The Glory":

Side 1:

  1. Power And The Glory
  2. Redline
  3. Warrior
  4. Nightmare

Side 2:

  1. This Town Rocks
  2. Watching The Sky
  3. Midas Touch
  4. The Eagle Has Landed

Gesamtspielzeit: 17:53 (Side 1), 18:56 (Side 2), Erscheinungsjahr: 2018 (1983)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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