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Opal Ocean / Lost Fables – CD – Review

Opal Ocean / Lost Fables

»Nuevo Flamenco Rumba oder doch Progressiv Flamenco Metal?« So heißt es wörtlich in der Einleitung zur Pressemitteilung zur Platte "Lost Fables" der australischen Band Opal Ocean. Dabei sind die beiden Protagonisten gar keine Australier, denn Alex Champ ist Franzose und Nadav Tabak Neuseeländer. Das Gitarrenduo hat sich zusammengefunden in Melbourne, wo beide drei Jahre lang als Straßenmusiker aktiv waren.

Schwerpunkt, klar – bei einem Gitarren-Duo, liegt auf Gitarrenklängen, und diese werden akustisch und elektrisch serviert. "Styx" – die Reise beginnt, Wasserplätschern wird von melancholisch wirkendem Gitarrenspiel begleitet, vollmundig im Sound. Nun reiht sich noch Donnergrollen ein, und Celli umrahmen streichend das Geschehen, sich dramatisch steigernd. Dieser Auftakt hat grundsätzlich das Zeug zu einem mindestens zehn Minuten langen Stück, mit langsamem Aufbau, wird jedoch jäh übergeleitet in den zweiten Song, der mit spanischem Flamenco-Flair aufwartet, kraftvoll, wie mit der Glut des Südens. Eigentlich erwartet man jede Sekunde den typischen Gesang, der Schmerz, Verzweiflung und Not herauspressen will, in dieser ganz speziellen Art des Flamenco-Gesanges. Doch diese spanische Ausrichtung von Gitarrenmusik dient lediglich als Rahmen für den Song, ein Stück, das auch Al di Meola mit Paco de Lucía und John McLaughlin hätte interpretieren können. So, und wenn ich nun vergleichen möchte mit dem Output der drei Genannten, dann erreichen Opal Ocean diese Referenz mit Sicherheit nicht, trotz ihres kraftvollen und engagierten Spiels. Virtuosität, Ausdruck und Ideenreichtum bleiben dann doch ein wenig hintenan, in Relation betrachtet.

Gleichwohl wird es als Gesamteindruck nicht bei der Gestaltung dieses Songs bleiben, denn andere Titel arbeiten mit weiteren Strukturen. Ist es bei "Endling" eine romantische Ausrichtung des ruhigen Gitarrenspiels und das Heranziehen von Rock-inspirierten Mustern, so steigert sich der Rockanteil beim "Sleight Of Hand" kräftig, aber immer noch geprägt durch die akustischen Gitarren, die gleichzeitig rhythmisch energisch abgeklopft werden. Und immer dann, wenn bei einigen Songs die Celli hinzutreten, dann gewinnt der Sound an Dichte und Gestaltung, wichtiger Anspieltipp in diesem Sinne ist "Echoes Of Light". Aber auch "The Fallen Prince" ist für mich einer der Höhepunkte, paaren sich hier die Celli weiterhin noch mit druckvollen elektrischen Gitarren!

Im Laufe der Platte erschöpft sich leider die sehr häufige und ähnlich angesetzte Verwendung der Flamenco-Thematik im immer wiederkehrenden Rhythmus-Muster und Ermüdung kann daher die Folge sein, weil nicht wirklich Wesentliches geschieht im Sinne von Abwechslung. Gut, eine breite Klangwand von Gitarrenmusik ist sicher imposant, doch sollte die Band darauf achten, diese spezielle Ausrichtung nicht zu schnell abzunutzen. Es wäre wünschenswert, die Kompositionen etwas auszudehnen hinsichtlich Rhythmik und Melodik.

»Nuevo Flamenco Rumba oder doch Progressiv Flamenco Metal?«, so lautete die anfangs erwähnte Frage, die ich persönlich mit folgender Antwort versehen möchte: Nuevo Flamenco Rock Fusion, nix progressiv, nix Metal…


Line-up Opal Ocean:

Alex Champ (guitars)
Nadav Tabak (guitars)
Dave Newington (string arranger, piano)
Julian Swinnerton (session cello)
Debra McLeod (session cello)
Grace Gilkerson (session cello)

Tracklist "Lost Fables":

  1. Styx
  2. Tribal Instinct
  3. Burnt Out
  4. Endling
  5. Sleight Of Hand
  6. The Fallen Prince
  7. Echoes Of Light
  8. Carnival
  9. Scientific Reality
  10. Mr. Stoker
  11. Spirit Of Dreams

Gesamtspielzeit: 42:17,   Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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