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Ian Gillan & The Javelins / Ian Gillan & The Javelins – CD-Review

Von nichts kommt nichts, heißt es immer so schön. Und in welcher anderen Branche ist dieser Spruch zutreffender als im Musik-Business? Man kann sich Namen wie Joe Bonamassa, Jeff Beck, Jimmy Page, Eric Clapton oder die Rolling Stones sowie die Beatles nehmen, man kann aber noch viel weiter zurückgehen und mit Innovatoren wie Chuck Berry, John Lee Hooker oder Robert Johnson aufwarten – all die heute in die Annalen der Geschichtsbücher eingegangenen Musiker wurden anfangs ebenfalls sehr stark von ihren eigenen Helden beeinflusst, die somit ein gewichtiger Einfluss auf die im Anschluss kreierte Musik der oben Genannten waren. Selbstverständlich war dies auch bei dem mit der Band Deep Purple zu Weltruhm gelangte Ian Gillan nicht anders. Wenn wir in die ganz frühen sechziger Jahre zurückblicken, finden wir den Frontmann umgeben von vier weiteren Musikern, die im Bandformat als The Javelins auftraten. Ca. zwei Jahre lang – vom Herbst 1962 bis etwa Weihnachten 1964 – bestand dieses Quintett und war auf in einem (relativ) eingegrenzten Radius in Großbritannien mit ihren Live-Shows sehr erfolgreich.

Dabei agierten The Javelins damals, wie so viele andere Combos. Sie dachten weniger ans eigene Komponieren, sondern hatten viel mehr Spaß damit, ihre Lieblingssongs auf der Bühne nachzuspielen. Tja, und dann trafen die Briten nach einem ersten Album im Jahr 1994 gerade mal etwas mehr als fünfzig Jahre nach ihrer Gründung noch einmal zusammen, beschlossen kurzerhand, den Stier bei den Hörnern zu packen und buchten vier Tage in den Chameleon Studios in Hamburg, um mal wieder so richtig die Kuh fliegen zu lassen. Neue Songs waren überflüssig, da man doch noch jede Menge von damals drauf hatte, die zu neuem Leben erweckt werden sollten. Dass The Javelins bereits vor 55 Jahren einen großartigen Geschmack hatten beweist das hier vorhandene ehemalige Bühnen-Material, von dem nahezu jeder Song heutzutage als Klassiker der damaligen Zeit gehandelt wird. Sehr variabel ist auch der Stilmix ausgefallen,während es hier mit Rock’n’Roll, Rhythm’n’Blues, Soul und Blues so richtig zur Sache geht.

Mit verdammt viel Spaß in den Backen packt die Band alte Gassenhauer von Jerry Lee Lewis ("High School Confidential"), Chuck Berry ("Memphis, Tennessee" und "Rock And Roll Music") sowie Ray Charles ("Hallelujah, I Love Her So" und "What I’d Say") aus, aber auch hochprofilierte Songwriter-Teams der damaligen Zeit in Gestalt von Doc Pomus/Mort Shuman ("Save The Last Dance For Me"), Gerry Goffin/Carole King ("Chains") oder Jerry Leiber/Mike Stoller ("Little Egypt [Ying-Yang]") stehen sehr prominent auf dem Programm. Der Blues ist durch Ellas McDaniels (aka Bo Diddley) "Mona (I Need You Baby" sowie Chester Burnetts (aka Howlin' Wolf) "Smokestack Lightnin'" ebenfalls sehr gut vertreten. Buddy Hollys "It’s So Easy!" und "Heartbeat" werden hier ebenso wieder (im positiven Sinn) durchgenudelt wie die Evergreens "Do You Love Me" oder auch Sam Cookes "Another Saturday Night". Die Javelins hatten sich zusätzlich ein paar Gäste ins Studio eingeladen, von denen neben den Bläsern vor allem der aktuelle Deep Purple-Keyboarder Don Airey prominent zu hören ist, wenn auch passenderweise lediglich auf dem Piano.

Logischerweise gibt es also keine wirklich neue Musik auf die Ohren, dafür aber Klassiker der Rockgeschichte. Gebracht von einer Band, die diese Songs zu ihrer aktiven Zeit gelebt, geatmet und wahrscheinlich auch gegessen hat. Langeweile? Absolute Fehlanzeige, da man den Musikern den Spaß an der Sache geradezu durch die Boxen anhören kann. Ein sehr cooles und gut gelungenes Nebenprojekt von Ian (»Mein Hauptjob, damit meine Familie nicht verhungern muss, ist Deep Purple!«) Gillan. Und falls mit den Purpurnen tatsächlich in absehbarer Zeit Schluss sein sollte, dann dürfte dem Guten jedenfalls nicht langweilig werden. Denn The Javelins haben es nach wie vor drauf. Rock on, boys!


Line-up Ian Gillan & The Javelins:

Ian Gillan (harmonica, lead vocals)
Gordon Fairmier (lead guitars, background vocals)
Tony Tacon (rhythm guitars, background vocals)
Tony Whitfield (bass)
Keith Roach (drums)

With:
Don Airey (piano)
Dr. Manfred F. Kühn (maracas)
Philipp Kacza (trumpet)
Stephan Abel (tenor & baritone saxophone)
Andreas Barkhoff (trombone)
Nathalie Dorra (background vocals)
Francy Brandt (background vocals)
Sina Brandt (background vocals)

Tracklist "Ian Gillan & The Javelins":

  1. Do You Love Me
  2. Dream Baby (How Long Must I Dream)
  3. Memphis, Tennessee
  4. Little Egypt (Ying-Yang)
  5. High School Confidential
  6. It’s So Easy!
  7. Save The Last Dance For Me
  8. Rock And Roll Music
  9. Chains
  10. Another Saturday Night
  11. You’re Gonna Ruin Me, Baby
  12. Smokestack Lightnin'
  13. Hallelujah, I Love Her So
  14. Hearbeat
  15. What I’d Say
  16. Mona (I Need You, Baby)

Gesamtspielzeit: 44:19, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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