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Rob Tognoni Band / The Village – Alive! – CD-Review

Da war man doch leicht erstaunt, als die Nachricht von einem Rob Tognoni-Live-Album in den E-Mail-Account flatterte.
Hatte er mit Live At The Meisenfrei Anfang 2018 nicht erst einen Konzertmitschnitt abgeliefert? Der zeitliche Unterschied der beiden Gigs beträgt allerdings neun Jahre. Die soeben genannte Platte beinhaltet Aufnahmen von 2009 und "The Village – Alive!" bezieht sich auf zwei Gigs am 02. und 03. Februar 2018 im The Village, Habach.
Aus den beiden Auftritten ist gleich ein Doppeldecker entstanden.
Begleitet wird der Tasmane von Bassist Slawek Semeniuk und Gerry Reynders (Schlagzeug). In klassischer Power-Trio-Besetzung bekommt man in über zwei Stunden Blues Rock auf die Lauscher.
Beim Abgleichen der beiden Tracklists gibt es unter dem Strich neun Titel-Übereinstimmungen.
Im Allgemeinen steht Rob Tognoni für Blues Rock ohne Handbremse. Sein 12-Takter ist wie eine hochtourig arbeitende Trennscheibe. Wenn der Künstler im Power-Trio auftritt, dann liegt die Betonung auch auf Power. Seine rau-rustikale Stimme passt so gut zu seinen virtuosen Gitarren-Äußerungen. Der Blues Rock-Tank ist bis zur Halskrause aufgetankt und die Zapfsäule ist definitiv nicht weit von der Überholspur des Highways entfernt.

Sein energiegeladener Blues durchquert die Luft wie Pfeile und so geht es – mit der Begeisterung des Publikums – auch in den ersten Songs abwechslungsreich los.
Ein verführerischer Hauch von Reggae-Rhythmik durchzieht "Brave" und wenn Rob Tognoni für seine Soli abhebt, dann darf man sich durchaus so fühlen, wie in einem Feinkostladen. Nur exquisite Waren werden angeboten. Die Auswahl ist reichhaltig. Aus den derben Klängen sprechen jede Menge Erfahrung und das abwechslungsreiche Songwriting bildet eine tolle Basis für klasse Songs.
Furiose Alleingänge treffen auf druckvolles Gerry Reynders-Drumming sowie dicke Saiten zupfen von Slawek Semeniuk.
Von einem kurzen Drumsolo eingeleitet ist "Black Chair" Blues Rock mit durchgetretenem Gaspedal und der "Drink Jack Boogie" ist die erste Boogie-Time auf der vorliegenden Platte. Hier wird diese Spielart vom Feinsten bearbeitet und von gebotener Härte untermauert. Boogie gibt es dann etwas später im "Guitar Boogie Refried" nochmals. Allerdings deutlich im instrumentalen Rock’n’Roll platziert. Klasse!

Dazwischen dominiert die Tracklist von der Spielzeit her der "Dark Angel". Knapp über zwölf Minuten dauert diese Jam und hier wird die Handbremse phasenweise dann doch etwas angezogen. Highlight!
Über ein herrlich groovendes "The Real Thing" kommt es zu einem intensiv interpretierten "Hey Hey, My My" von Neil Young.

Die Gitarren-Klinge wird für "Voodoo Girl" besonders scharf geschliffen und der "Blue Butterfly" flattert großformatig, in entspanntem Tempo, durch die Lüfte. Nach einem krachenden "Lost Our Soul In The City Of Rome" gibt es mit "Baby Please Don’t Go" einen tiefen Griff in die Blues-Geschichte. Rob Tognoni & Co. ziehen den Song quasi auf links. Hochgeschwindigkeits-Rock’n’Roll ist angesagt. In ruhigeren Fahrwassern hat zunächst Bassmann Slawek Semeniuk sein zupackendes Kurz-Solo. Da mischt dann auch Gerry Reynders mit und bekommt folglich auch seinen Freiraum für ein infizierendes Solo. Der Tieftonzupfer kommt schließlich nochmalig solierend zu Wort. Beide können mit ihren Alleingängen begeistern. Toll!

Feine Tempiwechsel und Breaks regieren in Rob Tognonis ganz persönlichen "Mr. John Lee"-Ode an John Lee Hooker mit Einbeziehung des Publikums.
Die individuelle Sichtweise auf "Hey Joe" mit Wah Wah-Fantasien gefällt und auch für den "Road House Blues" von The Doors stellt der Protagonist seine Scheinwerfer auf den Klassiker phasenweise selbst ein.

"The Village – Alive!" bringt den Stand der Live-Dinge für das Jahr 2018 auf den Punkt. Rob Tognonis Blues Rock begeistert.


Line-up Rob Tognoni Band:

Rob Tognoni (guitar, vocals)
Slawek Semeniuk (bass)
Gerry Reynders (drums)

Tracklist "The Village – Alive!":

CD1:

  1. Birra For Lira
  2. Dirty Occupation
  3. Brave
  4. Bad Girl
  5. Heaven Or Hell
  6. Black Chair
  7. Drink Jack Boogie
  8. Dark Angel
  9. Guitar Boogie Refried
  10. The Real Thing
  11. Hey Hey, My My
  12. If The Weather Get’s Ruff
  13. 1974

CD2:

  1. Keep Your Head Above Water
  2. Voodoo Girl
  3. Lands Of Cirrus
  4. Blue Butterfly
  5. Lost Our Blues In The City Of Rome
  6. Baby Please Don’t Go
  7. Jim Beam Blues
  8. Mr. John Lee
  9. Shadow Play
  10. Hey Joe
  11. Road House Blues

Gesamtspielzeit: 65:05 (CD1), 60:20 (CD2), Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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