Instrumental-Platten sind immer so ein Ding. Irgendwie fehlt mir doch etwas … jaja, ich weiß, es ist der Gesang. So schlau bin ich dann doch selbst, harharhar.
Nee, im Ernst, ein oder zwei Instrumentale auf einer Scheibe sind für mich kein Problem. Bei Platten mit Gesang ist das je nach Machart entweder nervig oder verzichtbar, weil es den Fluss zerreißt. Ganze Alben stellen eigentlich immer eine Herkules-Aufgabe für mich dar. Wie soll man Worte finden für einen vertonten Stummfilm? Schwierig.
Dennoch schaffen es die Schweizer (mal so ganz nebenbei ist die Schweizer Szene mal wieder besonders aktiv, was mich sehr freut) aus dem Jura auf ihrer zweiten Full Length (nach "Mode" von 2015, 2013 kam die Debüt EP) absolut zu begeistern.
Alle acht Tracks kommen mit brachialer Gewalt daher. Oftmals baut sich ein Song langsam aber beständig auf, um dann mit voller Wucht über einen herein zu brechen. Die Band selbst nennt ihre Musik 'Heavy Rock Porn Sludge Instrumental'. Beim Heavy bin ich bei der Band, auch beim Rock, ebenso Sludge ist im Sound der Eidgenossen ne grobe Kelle zu finden. Instrumental, ja das hatten wir ja schon. Aber wie und wo soll der Porno sich da äußern? Weder gibt es dummes Gestöhne noch ist auf dem Cover, das nebenbei sehr witzig gemacht ist, etwas davon zu sehen. Mir liegt die Vinyl-Variante von "Ambiance" vor, die sehr geschmackvoll daherkommt und in verschiedenen Farben erscheint, natürlich auch als CD.
Na egal. Auf der Habenseite der Scheibe ist, neben wuchtigen Songs, die zwischen Sludge, Doom, Schweine Rock immer hin und her pendeln, die sehr transparente Produktion. Hier hört man die Instrumente so wie sie klingen sollen, ohne unnötigen Firlefanz. Trocken, brutal alles zusammen in einem Raum aufgenommen. Herrlich. So müssen gute Produktionen klingen, nämlich natürlich, ohne irgendwelches beschissenes Getriggere, oder ähnlichen modernen Quatsch.
Wer mit der Wucht von Neurosis etwas anfangen kann, darf hier getrost zuschlagen.
Ja, mir fehlte anfangs der Gesang, aber nach mehrmaligem Hören fehlt hier doch nichts. Und ehrlich gesagt, in einer Welt, in der immer mehr auf einen eingeschrien wird, tut es doch mal gut nur die pure Musik zu genießen.
Line Up Ølten:
Christope Macquat (guitar, synth)
Marc Theurillat (drums)
Sebastien Bandelier (bass)
Tracklist "Ambiance":
Seite 1
- Igelkott
- Raus
- Klark
- Lied
Seite 2
- Gover
- Sludge
- Popoutro
- Pope
Gesamtspielzeit: 40:28, Erscheinungsjahr: 2018
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