Emiliano Deferrari stammt aus Genua, dort wurde er 1977 geboren. Seit seinem sechsten Lebensjahr spielt er Gitarre und bereits fünf Jahre später nahm er eigene Musik auf. Mit verschiedenen Bands spielte er Rock, Weltmusik und Jazz in Italien und 2005 veröffentlichte er, damals in Rom ansässig, ein erstes Solo-Album. Im Jahre 2015 siedelte er schließlich nach Brüssel über, wo dann auch dieses, sein drittes Album, "Monty", entstand. Er bedient alle Instrumente selbst, man staunt über seine Fähigkeiten als Multiinstrumentalist (piano, keys, fretless bass, drums, classical, acoustic and electric guitars, violins, pocket sax, voices, programming).
In italienischer Sprache trägt er seine Botschaften vor, alle Texte befinden sich im Booklet. Mit energischer und ungewöhnlicher, eher im hohen Bereich angesiedelter Stimme singt der Mann mit Leidenschaft und versteht es, recht verschiedene Stimmungen durch die einzelnen Instrumente zu erzeugen. Dabei fließen reichliche Elemente aus Prog, Jazz und Pop ineinander. Manchmal muss ich, die Arrangements betreffend, an einzelne Songs von Robert Wyatt denken. Das Schlagzeug ist meist recht präsent und nimmt oft eine stark songgestaltende Stellung ein. Die Keyboards dienen häufig als Soundteppich, der die Melodieführung innehat. Übliche Songstrukturen, mit Thema, Refrain, Solo, finden wir hier meistens nicht, Ideen scheinen wie aus dem Augenblick entstanden zu sein.
Der Protagonist hat wohl etwas im Schilde geführt, als er das Album aufnahm, das Konzept sei gewesen, einen langsamen Abstieg in die Hölle zu beschreiben, gefolgt von der Auferstehung auf der Suche nach einer Balance von spaltenden Kräften, individuellen Ansichten und dem Willen des Menschen. Hierbei schließt er sich selbst und autobiografische Tendenzen nicht aus, auf der Suche nach inneren Monstern, denen man unter anderem durch Meditation begegnen kann. Auch verwendete Instrumente sollen das Anliegen unterstreichen, so soll das akustische Schlagzeug das menschlich Unvorhersehbare sein und die Drum-Maschinen die Mantras, die unsere belasteten Gedanken fein abstimmen.
Bereits recht ungewöhnlich startet die Platte mit dem kurzen instrumentalen "Aria", das wie eine Aneinanderreihung verschiedener Mellotrone klingt. "Essere" beginnt mit einer Konversation zwischen Gesang und Schlagzeug, und schon sind wir mittendrin in dieser sehr ungewöhnlichen Atmosphäre, die zum Zuhören verleitet. Allerdings nicht für jenen Hörerkreis, dem das bereits jetzt schon zu kompliziert und zu wenig melodiös wirkt. Denn die Jazz-Elemente – durch das swingende Schlagzeug präsent – das akzentuierende Keyboard und der schwelende Gesang sind alles andere als 08/15-Musik. Und so geht es weiter, immer wieder unterschiedlich.
Mitunter strömen bestimmte Passagen hin in die Richtung zum klassischen Canterbury-Prog Rock der frühen Siebziger, ein wenig frühe Soft Machine sind auch nicht von der Hand zu weisen hinsichtlich einer Assoziation. Auf jeden Fall sollte man nicht den klassischen italienischen Liedermacher erwarten, der die Charts erfolgreich erobern kann, sondern sehr eigenwillige Klänge, die durchaus auch einmal ’schräg' wirken, angenehm schräg, weil übliche Hörgewohnheiten dadurch einmal kräftig durchgerüttelt werden. Neben "Aria" ist im Übrigen der Titelsong der zweite, rein instrumentale Titel. Hier ganz solo mit der akustischen klassischen Gitarre eingespielt, zwischen verträumt und verklärt schafft Deferrari dabei verschiedene Stimmungen. Dieses Stück fällt aus dem, ansonsten üblichen anderen Rahmen und die Platte schließt mit dem sehr elektronisch eingekleideten "Fuoco", das noch eine andere Nuance einbringt in diesen Reigen ungewöhnlicher und abwechslungsreicher Musik und Stimmungen.
Line-up Emiliano Deferrari:
Emiliano Deferrari (vocals, piano, keys, fretless bass, drums, classical, acoustic and electric guitars, violins, pocket sax, voices, programming)
Tracklist "Monty":
- Aria (1:16)
- Essere (5:02)
- Ecco (4:22)
- L’altroverso (5:00)
- Vuoto (6:02)
- Get it Right (5:04)
- White Life (5:02)
- Monty (3:50)
- Fuoco (6:40)
Gesamtspielzeit: 42:17, Erscheinungsjahr: 2018
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